Es geht also doch – Cleantech-Konzepte die funktionieren und sich rentieren

Change ahead; Foto: shutterstock

243 Milliarden US-Dollar wurden bis Ende 2010 weltweit in Cleantech investiert. Mit dieser Zahl und weiteren Fakten zur Entwicklung der Branche eröffnete Michael Wilshire von Bloomberg New Energy Finance das gestrige Branchentreffen auf der 5. Münchener Cleantech-Konferenz. Über 150 Branchenvertreter nahmen an der Veranstaltung in den Räumen der Hanns-Seidel-Stiftung teil.

Steile Wachstumskurven senken die Preise in der Solarbranche

Die Key Note von Michael Wilshire lieferte eine Vogelperspektive auf die Marktentwicklung in den Kernbranchen der Cleantech-Industrie. Das größte Investitionsvolumen geht nach wie vor in die Windindustrie, die Solarbranche kann eine Wachstumskurve vorweisen, die größer ist als beispielsweise die der Mobiltelefonbranche. Hier zeigt sich auch deutlich, wie sich die Massenproduktion auf den Preis auswirkt. Jede Verdopplung des Produktionsvolumens in der Brache für kristalline Photovoltaik bedeutet eine Kostensenkung von 25 Prozent. Während sich heute – ohne Subventionen –

Solarstrom nur in sonnigen Ländern wie Hawaii, Italien oder der Türkei im Vergleich zu herkömmlichen Strompreisen rechnen würden, wird dies bereits 2015 auch auf große Teile Europas, vom Süden bis nach Dänemark, sowie für Osteuropa, Japan oder Südkorea zutreffen.

 

Als weiterer Vertreter der Solarbranche referierte im Anschluss Dr. Simon Philipps vom Fraunhofer ISE über Status und Perspektiven der Konzentratortechnologie. Jerry Stokes, President Suntech Europe, plädierte für eine offene, globale Zusammenarbeit und demonstrierte anhand der Erfolgsgeschichte von Suntech, dass sich eine globale Unternehmensausrichtung und ein starker Fokus, sowie die Investitionsbereitschaft in Forschung und Entwicklung letztlich auszahlen.

Jerry Stokes, President Suntech Europe plädiert für internationale Zusammenarbeit und Investitionen in  Forschung und EntwicklungDer Marktführer für Solarmodule zeigte aber auch branchenübergreifenden Begeisterung für die Themen der Konferenz: „Veranstaltungen wie diese bieten eine hervorragende Gelegenheit für einen Blick über den Tellerrand. Man lernt nicht nur spannende neue Technologien oder Geschäftsmodelle kennen, sondern kann bei der Gelegenheit branchenbergreifende Kontakte knüpfen. Begeistert hat mich beispielsweise das Alset Dual Fuel System, das es ermöglicht, Motoren sowohl mit Wasserstoff als auch mit Benzin zu betreiben“, erklärt Jerry Stokes, President Suntech Europe.

Smart Grid: der Ausbau intelligenter Infrastruktur benötigt gemeinsame Standards

Eine starke Entwicklung sehen die Experten auch im Bereich Smart Grid. Wobei der Begriff je nach Personengruppe oder Sichtweise mit sehr unterschiedlichen Bereichen verbunden wird: vom Utility-Sektor bis hin zu Equipment für den Privathaushalt. Das CleanEnergyProject führt zu diesem Thema zur Zeit eine Umfrage durch, die noch im Juli auf www.cleanenergy-project.de veröffentlicht wird.

Eine Herausforderung ist, dass viele Systeme heute noch auf unterschiedlichen Protokollen laufen, so Michael Wilshire. Hier sind branchenübergreifende Standards gefragt. Das Bestätigte auch Markus Rindchen von Power Plus Communications, der in seiner Funktion als Sprecher der internationalen Standardorganisation IEEE-SA eingeladen war, die Vertreter aus unterschiedlichsten Bereichen an einen Tisch bringt, um die Standardisierung rund um das Thema Smart Grid voranzutreiben: „Damit die Vorteile von Smart Grids zum Tragen kommen, ist es vor allem wichtig, dass Technologien aus verschiedenen Bereichen – von den Stromversorgern bis hin zu Privathaushalten – miteinander interagieren und kommunizieren können. Entscheidend dafür sind übergreifende  Industriestandards, an deren Entwicklung Firmen wie Power Plus Communications gemeinsam mit internationalen Organisationen wie IEEE-SA arbeiten. Vertreter aller beteiligten Industrien müssen hierzu zusammenarbeiten, statt voneinander getrennt Systeme zu entwickeln.“

Technologievisionen treffen auf Ökonomen

Veranstalter Curt Winnen von Munich Network mit den Teilnehmern der Podiumsdiskussion Cleantech FinanzierungWeitere Vorträge und Podiumsdiskussionen beschäftigten sich mit Themen wie der ökonomischen Bewertung industrieller Umweltauswirkungen (Hendrik Fink, Sustainability Services PricewaterhouseCoopers), Fundraising und Venture Capital Investments (Dr. Alois Flatz von Zouk Capital) sowie Investitionen in Photovoltaikanlagen (Stefan Müller, Enerparc). Veranstalter Curt Winnen stellte Start-up Unternehmen vor und Investoren wie Simon Dury von Climate Change Capital und Jörg Sperling WHEB Partners Ltd. präsentierten Fallstudien.

In den Nachmittags-Sessions ging es um Cleantech-Finanzierung und Valide Geschäftsmodelle, diskutiert von Experten wie Apricum, Wellington Partners Venture Capital, Climate Change Capital, Munich Re, Environmental Technologies Fund, Intergroup Partners, Cisco, Entelios und Siemens.

Der Einblick in die Sicht der Investoren faszinierte auch Vertreter der wissenschaftlichen Seite: „Für mich als Wissenschaftler waren besonders die verschiedenen Sichtweisen von Gründern, Vertretern etablierter Unternehmen und Investoren interessant. Spannend fand ich beispielsweise, in welchem Stadium Technologieentwicklungen aus Sicht von Investoren sein sollten, um finanziert werden zu können“, erklärt Dr. Simon Philipps vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE.

Begeisterung für Technikkonzepte mit Zukunft

Erwin Burth von Autodesk zeigte wie Virtualisierungslösungen die Entwicklungskosten auch im Bereich Cleantech senken können und stellte eine Förderungsinitiative mit Gratissoftwaren für Cleantech Start-ups vor.

Thoms Korn von Alset, Stephan Rieke, SolarFuel und Markus Rindchen von Power Plus Communikation und Sprecher von IEEE-SAÜber intelligente Energiespeicherkonzepte und deren Nutzung für den Transportsektor sprachen Stephan Rieke von der Solarfuel GmbH und Thomas Korn von der Alset GmbH.

Stehan Rieke präsentierte ein Konzept, das das Stromnetz mit dem Gasnetz koppelt und damit jene große Speicher erschließt, die heute im Stomnetz fehlen, um die Schwankungen im Strombedarf und in der Stromproduktion durch erneuerbare Energien zu regulieren. Mit der PtG-Technologie wird dazu ein Konzept aus der Natur übernommen und über Stromerzeugung, Elektrolyse und Methanisierung umgesetzt.

Thomas Korn von Alset zeigte eine Technologie, die das „Henne und Ei“-Problem der Green Mobility-Bewegung lösen könnte. Expertenstudien gehen davon aus, dass auch 2020 nur zehn Prozent der Autos ohne Verbrennungsmotor – also beispielsweise Elektroautos – betrieben werden. Das Alset Dual Fuel System ermöglicht es, Motoren sowohl mit Wasserstoff als auch mit Benzin zu betreiben. Zudem kann der mit Wasserstoff betriebene Verbrennungsmotor mit sehr geringem Aufwand für unterschiedlichste Auto- beziehungsweise Motorenmodelle modifiziert und so in großen Mengen auf den Markt gebracht werden. „Statt also zu diskutieren, ob es zu wenige Wasserstoffautos für eine Infrastrukturerweiterung gibt oder zu wenig Infrastruktur für die Autoanschaffung, könnten so Autos umweltfreundlich umgerüstet werden, den Ausbau von Tankmöglichkeiten vorantreiben aber im Bedarfsfall auch auf Benzin umsteigen, wenn auf langen Strecken (noch) keine Tankmöglichkeit vorhanden ist“, so Korn.

Reger Austausch der Teilnehmer in den KonferenzpausenZufrieden Resümiert Veranstalter Curt Winnen von Munich Network: „Die große Beteiligung und das begeisterte Teilnehmerecho geben uns das gute Gefühl, dass sich die Münchener Cleantech-Konferenz als DIE deutsche Cleantech-Plattform etabliert hat. Die hochkarätigen Beiträge gaben einen umfassenden Überblick über die aktuellen Markttrends und Technologieentwicklung der Solarindustrie. Und das aus den globalen, europäischen und nationalen Perspektiven. Schlüsselfaktor für den Erfolg der Unternehmen dieser Branche ist ihre globale Ausrichtung von Anfang an. Und zwar auf allen Feldern. In der Technologieentwicklung, der Produktion und der Markterschließung. Die Entwicklung des Marktführers Suntech zeigt sehr deutlich, dass es in der Cleantech-Industrie nicht um einen Wettlauf zwischen Ländern oder Kontinenten geht, sondern um eine offene globale Zusammenarbeit, von der letztlich alle profitieren. Aus den authentischen Statements der zahlreichen Cleantech-Fundmanager konnte man das aktuelle Investitionsklima sehr gut fühlen. Sie investieren derzeit vorwiegend in Expansionsphasen und scheuen das Risiko der Technologieentwicklung. Energiewende und der daraus folgende Energiemix eröffnen künftig große Möglichkeiten für Innovationen zum Energiemanagement.“

Das steigende Interesse an der gelungenen Veranstaltung zeigte auch die Pressepräsenz. Ralf Hartmann vom Cleantech PR-Spezialisten GlobalCom PR-Network, dem PR-Partner von Munich Network bestätigt „Wir haben in diesem Jahr erstmals offiziell eine Auswahl an Medien zu der Veranstaltung eingeladen und das Interesse war – trotz der Vielzahl der Eventangebote, die es zur Zeit gibt – sehr groß.“

Wibke Sonderkamp

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