Der Plastikjäger

Ganze Flotten von HighTec-Schiffen kreuzen gezielt durch die Weltmeere. Sie fischen Unmengen von Plastikabfall aus dem Wasser. An Bord wird der Kunststoff zu Öl verarbeitet. Diese Vision hat der Garchinger Günther Bonin. Leidenschaftlicher Segler und Umweltschützer. Bonin weiß von den maritimen Müllteppichen, die inzwischen auf den Ozeanen treiben und ständig wachsen. Der größte davon befindet sich im Pazifik und ist so groß wie Zentraleuropa. Das CleanEnergy Project hat mit dem Gründer von one earth – one ocean e.V. gesprochen.

Herr Bonin, Sie kommen gerade von Kiel zurück. Ich nehme an, diese Reise hat mit dem Thema „Plastik“ zu tun, oder?

Ja, wir planen gerade die Konstruktion der „Seekuh“ zusammen mit Herrn Lindenau (ehemalige Werft Lindenau/ Kiel) und einem Konstruktionsbüro. Danach gibt es eine Ausschreibung in Schleswig Holstein an Werften, die Alu-Katamarane bauen können.

Wie muss man sich Ihre Arbeit als „Aufräumer“ von Plastikmüll vorstellen?

Mit dem „Seehamster 02“ können wir bereits jetzt schon in Flüssen, Seen und im küstennahen Bereich sichtbaren Müll, größer als 0,8 Zentimeter, fischen. Sie können auf unserer Homepage unter „Berichte“ einen kleinen Film vom BR TV darüber sehen. Die „Seekuh 01“ wird modular aufgebaut und kann somit in einem 40 Fuß-Container weltweit auch zu Forschungszwecken eingesetzt werden. Dazu wird sie mit zwei Feinsieben ausgestattet. Sie fischt bis zu fünf Meter tief. Bis dahin befindet sich zirka 85 Prozent des Plastikmülls.

Was war der Beweggrund für Ihr Engagement? Gab es da einen Ideen-Vorreiter?

Nein, die Idee ist über eine lange Zeit entstanden. Ich habe 2010 zu dem Thema recherchiert und musste erstaunt feststellen, dass es keine flächendeckenden Untersuchungen zu diesem sehr wichtigen Thema gibt. Das Thema war sowohl in der Öffentlichkeit so nicht präsent und auch bei den maritimen Forschungsinstitutionen nicht gerade das Hauptthema. Das war der Anlass für mich selber, etwas zu unternehmen.

Dieses Jahr wollen Sie mit einem ersten Prototyp von Recyclingschiffen in See stechen. Wohin geht es als erstes?

Geplant ist die Kieler Förde und die Ostseeküste von Schleswig Holstein.

Mit speziellen Arbeitsplattformen wie dem „Seehamster“, der „Seekuh“ oder dem „Seefarmer“ wollen Sie die Gewässer reinigen. Wer plant solche Schiffe?

l modell-seekuhDie Ideen sind von mir. Umgesetzt werden sie in Zusammenarbeit mit Profis, wobei das natürlich technologisches Neuland ist, maritime Müllabfuhrgeräte zu entwickeln und zu bauen.

Diese Schiffe sind bestimmt sehr teuer. Woher nehmen Sie das Geld?

Bisher hat uns die Deutsche Telekom AG unterstützt. Wir hoffen darauf, dass auch andere Unternehmen die Notwendigkeit sehen, solch ein wichtiges Projekt für die gesamte Menschheit und natürlich für unseren blauen Planeten zu unterstützen. Man wird in Zukunft damit natürlich auch Geld verdienen, da Kunststoffmüll immer wertvoller als Wertstoff wird.

Sind neben Ihrer Aktion auch weitere Projekte geplant, um auf das Plastikübel aufmerksam zu machen?

Wir gehen auch in Schulen, auf Messen und nutzen das gestiegene öffentliche Interesse und die Medien, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Der Künstler Markus Heinsdorff will aus unserem Kunststoffmüll Designermöbel machen. Internationale Projekte sind auch für 2013 geplant.

Ist der Bonin-Haushalt Plastik-frei?

Leider noch nicht. Es werden nach und nach die Teile ausgetauscht für die es bereits eine Alternative gibt.

Was ist für Sie die Alternative zur Plastikverpackung?

Es fängt damit an, dass die Verbraucher nicht mit Plastiktaschen einkaufen gehen und den Verpackungsmüll am besten bei den Supermärkten zurücklassen. So entsteht Druck, alternative umweltfreundliche Verpackungen zu entwickeln. Vermeiden, sinnvoll einsetzen, recyceln (nicht verbrennen), sinnvolle Alternativen finden. Wir sind nicht generell gegen Kunststoff, die Industrie muss aber möglichst schnell nachweisbar umweltfreundlichere Produkte entwickeln.

Herr Bonin, danke für das Gespräch.

Florian Simon Eiler

1 Kommentar

  • Mir ist so etwa auch neulich durch den Kopf gegenagen.
    Die Weltmeere sind mit Plastik total vermüllt. Leider konnte ich in der Literatur bzw. im Netz keine annehmbaren Zahlen finden.
    Es besteht besonders das Problem, dass der Plastikmüll im Meer zu kleinsten Partikeln extrudiert wird. Große Plastikteile aus dem Meer zu fischen ist sicher einfacher, aber gerade die kleinsten Teilchen sind extrem gefährdend, weil diese von Meereslebewesen aufgenommen werden.
    Vorstellen könnte ich mir große Schiffe oder Plattformen die Langsam über das Meer fahren und entweder Wasser einsaugen oder mit einer art Netz das Plastik aus dem Meer fischen. Problematisch sehe ich die lage der „Plastikschwärme“ da diese Teil unterhalb bis einige Meter tief im Meer schwimmen. Hier wird ein System benötigt, welches die Entnahmetiefen an die entsprechenden Tiefenlagen anpassen kann. Das Material wird dann auf dem Schiff oder der Plattform weiter zu einem Rohstoff verarbeitet.
    Wichtig wäre die Meereslebewesen dadurch nicht zu beeinträchtigen. Es darf kein Fischfang werden.
    Je nach Belastung der Meere, währe sicher ein kostendeckender Betrieb möglich. Bzw. sollte eine globale Verpflichtung der Kunststoffindustrie solche Projekte finanzieren.
    Mit einer Ausgereiften Technologie könnten die Meere zu einer neuen Rohstoffquelle werden, wobei auch etwas für den Schutz der Meere getan wird.
    Ich wünsche mir eine stärkere Entwicklung in diesem Bereich.

Unterstützen sie das Clean Energy Project

Wir empfehlen den neuen Brave Browser.
Er ist schnell und bietet Privatsphäre:
BRAVE
Mit Brave unterstützen Sie auch das CleanEnergy Project.
Einfach und unkompliziert.

Über das CleanEnergy Project

Das CleanEnergy Project ist ein non-profit Magazin für Menschen auf der Suche nach Informationen über Nachhaltigkeit.

Autoren, die über Nachhaltigkeit berichten und sich unserem Team anschließen möchten, sind herzlich willkommen.

 


CleanEnergy Project is supported by GlobalCom PR Network, an international alliance of public relations agencies.