Studenten der Technischen Universität Berlin arbeiten in Zusammenarbeit mit Ingenieure ohne Grenzen an der Entwicklung einer Technologie zur Erzeugung von Biokohle aus menschlichen Ausscheidungen. Konkret soll damit die Region Kagera im afrikanischen Tansania unterstützt werden, wo die Berliner Regionalgruppe von „Ingenieure ohne Grenzen“ gemeinsam mit der Nichtregierungsorganisation Mavuno Project bereits seit 2006 diverse Hilfsprojekte durchgeführt hat.
Mit dem „Carbonization as Sanitation“ (kurz: „CaSa“) genannten Projekt werden zwei Probleme gleichzeitig in Angriff genommen: Einerseits hat Kagera mit einer immer schlechter werdenden Bodenqualität zu kämpfen und andererseits ist die sanitäre Versorgung unzureichend. Im Rahmen von „CaSa“ sollen Trenntoiletten und die Karbonisierung der Fäkalien in Biokohle die Hygienesituation verbessern und die so umgewandelten Ausscheidungen können dann als Dünger für den Ackerbau verwendet werden. Die für die Karbonisierung nötige Energie soll dabei von einer bereits in einem früheren Projekt der Ingenieure ohne Grenzen errichteten Biogas-Anlage kommen.
Von Juli bis September wird die neu entwickelte Technologie nun in einer Pilotanlage in einem Berliner Gewächshaus einen Praxistest durchlaufen. Dabei soll eine an den Bedingungen in Tansania orientierte Low-Tech-Karbonisierungsanlage entwickelt und die ökologischen Auswirkungen genauer untersucht werden. Wenn alles so läuft wie erhofft, könnte die Karbonisierung dann bereits 2012 in Tansania zum Einsatz kommen. Eine erste Anlage soll in einer Mädchenschule in der Region Kagera errichtet werden.
Über die Idee, Fäkalien nutzbar zu machen, hatte das CleanEnergy Project schon zwei andere spannende Ansätze vorgestellt: Beim Park Spark Project wird Hundekot zur Straßenbeleuchtung verwendet und bei Musikfestivals besteht die Möglichkeit aus Urin Strom zu erzeugen. Und wer weiß, was sich nicht noch alles Sinnvolles mit den sogenannten Abfallprodukten des Körpers anstellen lässt!
Matthias Schaffer
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