Multinationale Unternehmen lassen Umweltaktivisten bespitzeln

Spionage; Foto: shutterstock

Zahlreiche Unternehmen geraten aufgrund ökologischer Misstände in die Zielscheibe von Umweltschützern. Mit Protestaktionen erregen diese öffentliches Aufsehen und kratzen am vermeintlich sauberen Image der Firmen. Die Anhebung von Umweltstandards oder zumindest eine öffentliche Auseinandersetzung wären eine wünschenswerte Antwort.

Ein für die Unternehmen bequemerer Ausweg führt durch die Hintertür: Mit der Beauftragung eines privaten Sicherheitsdienstes können Ort und Zeit von Protestaktionen im Voraus ausspioniert und entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Wie kürzlich öffentlich wurde, kamen auch Eon sowie der zweitgrößte britische Kohleproduzent Scottish Resources Group und Scottish Power, einer der größten Stromanbieter Großbritanniens, auf diese Weise an ihre Informationen. Die drei Unternehmen beauftragten private Sicherheitsfirmen damit, Aktivisten und deren Strategien unbemerkt genauer zu untersuchen. Dem Guardian vorliegende Dokumente belegen, dass die Firma Vericola einer dieser Auftragnehmer ist. Zuständig für Risikomanagement bietet das Unternehmen einen „kundenspezifischen Service“ und untersucht die „Bedrohungen des Unternehmens“.

Zu den Methoden der Informationsbeschaffung zählen unter anderem der Eintrag in Mailinglisten sowie das Einnehmen der Rolle eines Aktivisten. So werden Vollzeit-Agenten auch für mehrere Jahre in Aktionsgruppen eingeschleust. Organisationen wie Climate Camp und Rising Tide, die mit Protesten auf die Firmen aufmerksam machen, waren Objekt der Untersuchung durch Vericola. Eon gibt als einziges der drei Unternehmen zu, Vericola und die Firma Global Open beauftragt zu haben. Dabei schränkt der Stromriese ein, nur nach öffentlich zugänglichen Informationen gefragt zu haben. Es sollen jedoch auch private E-Mails der Aktivisten gelesen worden sein.

Neben den privaten Firmen gibt es zahlreiche Polizeibeamte als V-Männer in Protestbewegungen. Der Unterschied des privaten Services zur Polizei ist die nicht vorhandene Kontrollpflicht mit dem Verweis auf das Betriebsgeheimnis und somit ein weitgehend uneingeschränkes Agieren.

Hier einige Beispiele: In der Schweiz erfragte Nestlé bei der Sicherheitsfirma Securitas Informationen zu Attac. Attac schrieb zu dieser Zeit an dem Buch ‚Attac gegen das Imperium Nestlé‘. In den Niederlanden sammelte die General Security Consultancy Altpapier von NGOs und verkaufte die eingesehenen Daten weiter. Und als Greenpeace in Frankreich Daten zu Sicherheitsmängeln in einem Kernkraftwerk herausgab, beauftragte der Energiekonzern EDF die private Sicherheitsfirma Kargus Consultant mit der Überwachung von Greenpeace.

Eine Bremse ist die Datensammlung in jedem Fall auch für potenzielle Protestler, die dadurch von der Teilnahme an einer Aktion absehen. Die Aufdeckungen zeigen indes deutlich, dass existierende Protestbewegungen sehr wohl Aufmerksamkeit erregen und die Unternehmen unter Druck setzen.

Und im Gegenzug treten auch Aktivisten ab und an als Undercover Agents auf:
Peter Hammarstedt gab sich auf den Färöer Inseln als schwedischer Filmstudent aus, als er für die Tierschutzorganisation Sea Shepherd recherchierte. Diese machte übrigens kürzlich mit einem Erfolg gegen den Walfang auf sich aufmerksam.

Jenny Lohse

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