Um mit der immensen Menge an radioaktiv belastetem Wasser fertig zu werden, genehmigte die japanische Regierung Anfang April die Entsorgung von einem Teil des verseuchten Wassers sowie Abfalls des Atomkraftwerks Fukushima ins Meer. Schon zuvor wurde durch ein Leck an einem Reaktor radioaktives Wasser abgeleitet. Solch eine Art der Entsorgung scheint durch die Verdünnung des radioaktiven Materials im Meer sinnvoller als die Lagerung auf dem Festland.
Seit den 50er Jahren werden die Meere als Depot für Atommüll und Kühlwasser genutzt. Im Jahre 1993 wurde die Versenkung radioaktiver Abfälle aller Art im Meer verboten. Den Grundstein für den Entschluss legte die Londoner Dumping Convention 21 Jahre zuvor. Hier wurden erstmals alle Arten gefährlichen Abfalls in den Ozeanen aufgelistet und die Einleitung teilweise verboten. Der Grund für die Untersagung ist die Irreversibilität und das fehlende Wissen über die Wirkung des radioaktiven Materials in Meer und Lebewesen.
Radioaktive Stoffe wie Plutonium können sich am Meeresboden absetzen, indem sie sich mit Schwebstoffen verbinden und absinken. Des Weiteren verteilen sich bestimmte Substanzen im Meerwasser.
Neben diesem ozeanisch-physikalischen Effekt ist der biologische Prozess der Anhäufung in Sedimenten und Lebewesen zu beachten. Cäsium beispielsweise verteilt sich zwar im Wasser. Dafür reichern Organismen wie Algen und Muscheln die Substanz an und geben sie mit der Nahrungskette weiter. Fische sind somit eher sekundär betroffen. Durch die Verdünnung in den Ozeanen ist die gemessene Cäsium Konzentration bei Fischen gering. Das Problem der Anreicherung ist aus diesem Grund vor allem in Meeresregionen gegeben, welche von einer regelmäßigen Zufuhr radioaktiven Wassers betroffen sind.
Die Komplexität unseres Organismus erschwert die Folgenabschätzung einer verstärkten Anhäufung radioaktiver Stoffe in unserem Körper. Vor allem dann, wenn die Auswirkungen erst nach mehreren Jahren sichtbar werden. Somit ist es ist nicht wirklich möglich, eine unschädliche Dosis an radioaktiven Stoffen zu bestimmen.
Noch unklar ist aber die Konzentration und Zusammensetzung der radioaktiven Stoffe vor der betreffenden Küstenregion Japans. Das Verbot, Meeresfrüchte und Fisch aus den radioaktiv belasteten Gebieten zu verzehren, rührt vor allem von der Gefahr des radioaktiven Jods, welches Schilddrüsenkrebs hervorrufen kann. Durch seine geringe Halbwertszeit von acht Tagen wird aber nicht davon ausgegangen, dass es sich in der Nahrungskette anreichert. Aufgrund des langlebigen Cäsium allerdings sollte ein Verbot über mehrere Jahre hinaus gelten.
Neben der Ostküste der japanischen Insel Honshu fließt auch regelmäßig radioaktives Wasser aus der englischen sowie französischen Wiederaufbereitungsanlage in die Irische See sowie den Ärmelkanal. Denn bisher ist die Einleitung radioaktiven Abwassers aus der Industrie in die Meere legal. Für die Konzerne löst sich somit das Problem der fortführenden Kontrolle. Denn die Hochsee ist Gemeingut und nicht von einzelnen Staaten zu beaufsichtigen.
Um einer erhöhten Strahlendosis und der Überfischung räuberischer Arten zu entgehen, gibt es die Möglichkeit, regionale Fischarten wie Brachse und Rotauge zu verspeisen. Damit wäre auch der heimischen Fischereiwirtschaft ein Gefallen getan.
Jenny Lohse
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