Seit Januar 2010 müssen Energieversorger in Deutschland gemäß dem novellierten Energiewirtschaftsgesetz intelligente Zähler – sogenannte Smart Meter – in Neubauten und bei größeren Renovierungen einbauen. Darüber hinaus müssen sie ihren Kunden auf Wunsch eine monatliche, vierteljährliche oder halbjährliche Abrechnung bereitstellen sowie ab 2011variable Tarife anbieten. Doch wie sieht die aktuelle Lage am Markt aus?
Die Forschungsgruppe Energie- und Kommunikationstechnologien EnCT GmbH aus Freiburg hat hierzu erstmalig eine umfassende Analyse über den deutschen Markt erstellt. Untersucht wurden Smart-Metering-Produkte, die aus einem intelligenten Zähler, einem zeitvariablen Tarif, einer Feedback-Möglichkeit – Internetportal oder Display – und optional einer monatlichen Rechnung bestehen. Auf Basis der jeweiligen Produktangaben wurden Simulationen durchgeführt, mit der die Vorteilhaftigkeit der Tarifmodelle für drei Kundengruppen bewertet wurden: einen Ein-Personenhaushalt (Jahresenergieverbrauch von 2.000 Kilowattstunden), einen Zwei-Personenhaushalt (Jahresenergieverbrauch von 3.400 Kilowattstunden) und einen Vier-Personenhaushalt (Jahresenergieverbrauch von 4.800 Kilowattstunden). Weiterhin wurden drei Möglichkeiten zur Einsparung und Lastverlagerung berücksichtigt: erstens, dass die Kunden auf die Anreize nicht reagieren, zweitens, dass sie in einem mittleren Umfang sowie drittens in einem starken Umfang darauf reagieren. Die Ergebnisse wurden dann mit einem Standardprodukt des jeweiligen Anbieters verglichen.
Die Studie zeigt: Deutsche Energieversorgungsunternehmen sind noch zögerlich bei der Einführung intelligenter Energieprodukte. Erst etwa 15 von zirka 800 Energieversorgern in Deutschland bieten ein Smart-Metering-Produkt an. Mit Ausnahme eines Anbieters, der deutschlandweit auftritt, werden die Produkte alle in der angestammten Versorgungsregion angeboten. Die Tarifmodelle enthalten dabei zwei bis vier Preisstufen. Die Analyse und Tarifsimulation von EnCT ergab weiterhin, dass sich für Kunden mit einem niedrigen Energieverbrauch die Smart-Metering-Produkte nicht lohnen, da sie die im Durchschnitt um 65 Euro höheren Grundgebühren durch Verhaltensänderungen nicht kompensieren können. Haushalte mit einem jährlichen Stromverbrauch von 2.000 Kilowattstunden oder weniger müssen im Vergleich zu den Standardprodukten Mehrkosten von durchschnittlich vier bis elf Prozent in Kauf nehmen. Kunden mit einem Jahresenergieverbrauch größer als 3.400 Kilowattstunden können die Mehrkosten durch Verbrauchsreduzierung und Lastverlagerungen zum Teil nicht nur kompensieren, sondern ihre Energiekosten sogar im Durchschnitt senken. „Diese Ergebnisse gelten nur für Durchschnittswerte. Im Einzelfall sind Smart-Metering-Produkte allerdings auch für Geringverbraucher attraktiv“, fasst Dr. Harald Schäffler, Geschäftsführer von EnCT und Herausgeber der Studie, zusammen.
Generell lohnt sich der Einsatz intelligenter Stromzähler, da er für mehr Transparenz sorgt und dem Kunden die Möglichkeit bietet, seine Energie effizienter zu nutzen und somit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Doch finanziell müssen die Produkte noch attraktiver werden. „Für den Massen-Roll-Out sind die derzeitigen Smart-Metering-Produkte noch nicht geeignet“, zieht Schäffler Bilanz. Damit schließt er sich dem Bericht der Bundesnetzagentur vom März 2010 an, für den EnCT zwei Gutachten erstellt hat.
Constance Mörch
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