Geheimoperation Verschleiß

Unternehmen produzieren zu viel Elektroschrott statt zu recyceln

„Und bitte alle lächeln!“ Knips! Die Aufnahme ist im „Kasten“. Für ein weiteres Foto reicht es nicht mehr. Schluss! Aus! Akku leer. Im Elektronikmarkt erfährt man, dass ein Speicher fast so viel wie eine neue Digitalkamera kostet. Ist es Ihnen auch schon einmal so ergangen? Zunächst einmal fühlt man sich von dem Hersteller so richtig „verarscht“. Hat sich die Wut gelegt, wird zähneknirschend das neue Teil gekauft. Schließlich liegt ein völlig intakter Fotoapparat zu Hause.

Wenn es nach der neuen Studie über Obsoleszenz, einer bewusst herbeigeführten Veralterung von Produkten seitens der Hersteller geht, ist dieser Ärger gerechtfertigt. Das Gutachten hatte die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen in Auftrag gegeben und sorgt jetzt bei seiner Veröffentlichung für Aufsehen.

Unter anderem wurden dem Bericht zufolge „erschöpfte“ Akkus von Notebooks untersucht. Lediglich die interne Steuerung des Computers meldet den Status „erschöpft“. Die Akkus selbst waren noch voll ladefähig.

Seit annähernd 100 Jahren gibt es von Seiten der Hersteller eine aktive Einflussnahme auf einen schnelleren Verschleiß von produzierten Gütern. In den 1940er Jahren verkürzte beispielsweise der Konzern Du Pont vorsätzlich über chemische Verfahren die Haltbarkeit der von ihm entwickelten Nylon-Damenstrümpfe.Unter dem Druck einer Klage hob 2003 Apple die Garantie seiner nichtaustauschbaren iPod-Akkus mit offenbar vorsätzlich begrenzter Lebensdauer von 18 Monate auf zwei Jahre an.

Ingenieure und Produktentwickler lassen ihrem Ideenreichtum im wahrsten Sinne des Wortes „freien Lauf“, indem sie eine schneller auflösende Sohle bei Laufschuhen adaptieren. Heizstäbe bei Waschmaschinen erfahren oft nur einen geringfügigen Schutz gegen Verkalkung. In Drucker werden vom Hersteller Zähler eingebaut, die nach einer gewissen Zeit eine leere Lasertonerkartusche melden. Ohne dieses „Informanten“ hätte man dreimal so viele Dokumente bedrucken können. Und so weiter und so weiter. Die Liste scheint endlos.

Leider wird einem weiteren Punkt der Studie viel zu wenig Beachtung geschenkt: Die Hersteller nutzen die noch „junge“ Bereitschaft des Kunden zu nachhaltigeren und energieeffizienteren Produkten aus. Beispiel: Austausch von noch voll funktionsfähigen Geräten gegen neue, angeblich „grünere“ Weiterentwicklungen. Quasi ein „Alt gegen Neu“. Fakt ist: Bei dieser Milchmädchenrechnung wird weder der ökologische Fußabdruck bei der Herstellung des neuen Produktes plus die Entsorgungskosten des Altgerätes hineingerechnet.

Das Gutachten liefert auch Antworten, warum sich Hersteller auf die bewusste Manipulation ihrer Produkte und gezielte Falschinformationen in der Bewerbung einlassen. Mit jedem Neukauf steigt der Umsatz eines Unternehmens. Wer hätte das gedacht?! Fairerweise muss man auch auf den immensen Druck am Preissegment durch die Konkurrenz hinweisen. Die Gier nach noch billigeren Produkten hat in den letzten Jahren die Obsoleszenz deutlich beschleunigt.

Mehrere Millionen Tonnen Müll werden jährlich in der Bundesrepublik durch geplanten Verschleiß verursacht. Das ist alles andere als energieeffizient und nachhaltig.

Wie sieht die Zukunft aus?

Ein Rollentausch könnte eine Chance sein. Vom dummen, mit sich alles machenden Konsumenten hin zum kleinen Rebellen, der sich in kleinen Kommunen selbst organisiert. Beispiele gibt es in Köln, Mainz, Wiesbaden und Berlin. Hier organisieren sich die Menschen selbst in sogenannten Repair Cafes. Es treffen sich Tüftler, „Wutbüger mit defekten Geräten“ und bringen gemeinsam die Sachen wieder zum Laufen. Tendenz steigend. Eine Möglichkeit von vielen, um eine ethische und nachhaltigere Kreislaufwirtschaft anzukurbeln. Die Chance ist jetzt da. Letztendlich hat immer „Vox populi“ das größte Gewicht.

Florian Simon Eiler

1 Kommentar

  • Bei Staubsaugern ist es nicht anders.

    Die guten alten Geräte haben früher bis zu 30 Jahre und mehr gehalten,
    Diese hatten Staubbeutel und Filter komplett aus Papier,
    welche noch verrotten konnten.
    Die Motorleistung lag bei schlanken 800 bis 1200 Watt,
    und die Reinigungswirkung für den Grobstaub
    war meist viel besser als bei den heutigen Geräten.

    Heutzutage fängt das Material meist nach 5 Jahren
    oder noch viel früher zu bröckeln an.
    Räder brechen ab, Scharniere von Deckeln brechen,
    Verschlüsse halten nicht mehr,
    Schläuche bekommen Risse, Löcher, …

    Es werden Filtermaterialien aus einem Gemisch aus Papier, Kunststoff, Textil verwendet,
    welche natürlich viel teurer sind, in einigen Jahren mehr kosten, als das Gerät selber,
    und mit Verrotten ist es somit auch vorbei.

    Die feineren Poren in den Filtern brauchen aber bis zu 3 mal höhere Motorleistungen,
    (satte 2500 Watt und mehr, mehr als eine große Eisentrennscheibe,
    manchmal kommen sogar die Sicherungen ins Schwitzen, und schalten ab)
    nur damit der feine Staub durch die feineren Poren durchgepresst werden kann,
    (in die Ausblasluft !), damit die Filter nicht verstopfen.

    Diese Motorleistung erzeugt mehr Vakuum,
    das spüren die Hausfrauen dann im Kreuz
    (aber dafür gibt es von der Pharma sicher ein Pülverchen)
    weil sich die Bürste am Teppich an den Polsterungen festsaugt,
    und dadurch der Schrupp-Effekt (sprich die Abnutzung) vervielfacht wird.

    Da freut sich die Teppich- und Textilindustrie,
    und natürlich auch die Staubsaugerindustrie,
    verschleißen doch auch die Bodenbürsten schneller.

    Da bei mehr Vakuum aber sehr viel weniger Luft strömt,
    wird der Teppich vom Schmutz viel schlechter befreit als früher.
    Und dadurch wird der Schmutz viel tiefer in den Teppich hinein geschruppt,
    und oft liegt von dem feinen Staub sogar einiges unter dem Teppich.

    Mehr Motorleistung – weniger Reinigungseffekt – das nennt man Fortschritt !

    Dabei gibt es schon seit Jahrzehnten Geräte,
    welche mit Wasser als Filtermedium arbeiten,
    so wie auch ein Geschirrspüler, eine Waschmaschine,
    eine Autowaschanlage den Schmutz mit Wasser bindet.
    Dadurch wird nicht nur der grobe Staub,
    sondern auch der feine Staub samt Gerüchen gebunden, beseitigt.

    Weil die Geräte aber nicht ständig Verbrauchsartikel (Filter) benötigen,
    viel zu lange halten (20 Jahre und mehr)
    Und viel zu wenig Strom schlucken (meist weit unter 1000 Watt)
    sind diese von der Wirtschaft nicht gerne gesehen.

    Dass man seit der Erfindung des Wegwerf-Filterbeutels
    den Müll in diesem Filterbeutel meist wochenlang in der Wohnung behält,
    und jedes Mal beim Einschalten des Staubsaugers
    die Raumluft, sprich Atemluft durch diesen alten, vor sich hin rottenden Müll bläst,
    wo man doch den Bio-Müll aus der Küche jeden Tag rausträgt,
    das ist noch ganz ein anderes Thema.

    Liebe Grüße Pieringer Josef

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