„Mit der Kombination aus einem Windrad, das außerhalb des Zentrums steht und einem Wasserstoffspeicher mit einem Fassungsvermögen von 500 Kilogramm können wir das Zentrum komplett CO
2-neutral mit Energie versorgen“, erzählte Herr Kwapis stolz. „Wir können die Anlage sowohl im Inselbetrieb als auch netzparallel betreiben – in diesem Fall beziehen wir unseren Strom von den Stadtwerken. So können wir Unternehmen ermöglichen, die Anlage für Tests, etwa zu Speichertechnik, zu nutzen. Über eine Simulation verfolgen wir den Lastgang in Echtzeit. Hier sehen wir, ob Stromerzeugung durch die Windkraftanlage und -verbrauch im Zentrum übereinstimmen. Über ein Brennstoffzellen-Verbrennungsmotor-Hybridsystem können wir bei Bedarf Wasserstoff in Elektrizität umwandeln und in das Zentrum einspeisen. Zusätzlich haben wir eine Lithium-Ionen-Batterie, die als Kurzfristspeicher fungiert und Strom für die ersten Minuten des Inselbetriebs liefert.
Schon einige Jahre vor der Eröffnung wurde eine Potenzialanalyse in Auftrag geben, welche die Möglichkeiten der Entwicklung neuer Technologien aus dem Wasserstoff- und Brennstoffzellenbereich, insbesondere auch für die Beschäftigungsentwicklung der Stadt, einschätzte. Darauf aufbauend entstanden Projekte wie die Wasserstofftankstelle und die HYCHAIN-Flotte von brennstoffzellenbetriebenen Kleinbussen für den öffentlichen Nahverkehr. In Zukunft soll in Herten voraussichtlich auch eine professionelle Wasserstoffbetankung nach CP-Standard aufgebaut werden.
In der Podiumsdiskussion, an der neben den beiden Referenten auch Christian Tuchel von der Linde AG, Michael Weber von der Energieagentur Nordrhein-Westfalen und Benjamin Reuter von der Wirtschaftswoche teilnahmen, wurde die Frage diskutiert, wie die Bevölkerung in die vorgestellten Prozesse einbezogen werden sollte. Christian Tuchel berichtete über Erfahrungen in der Stadt Hamburg, wo Bürger mit Fragebögen zu ihrer Wahrnehmung der Brennstoffzellen-Busflotte im öffentlichen Nahverkehr befragt wurden. Die Akzeptanz war in diesem Bereich sehr hoch. Auch Benjamin Reuter und Michael Weber bestätigten, dass die Wasserstoff-Technologie als sicher und nicht mit störenden Nebeneffekten belastet angesehen wird und daher nicht mit Widerstand von Bürgern zu rechnen ist, wie er etwa im Bereich der Windkraft oder der Kohlenstoffdioxidspeicherung auftritt. „Doch nicht für alles, was die Leute gut finden, sind sie auch bereit zu zahlen“, warf Dr. von Helmolt ein. „Das beobachten wir bei den Elektrofahrzeugen und bei Brennstoffzellenautos wird ein ähnliches Szenario erwartet.“
Dass es in Zukunft, wenn man eine weitgehend durch erneuerbare Energiequellen bereitgestellte Energieversorgung erreichen möchte, nicht ohne Stromspeicher gehen wird, da waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. Denn dafür muss wegen der Volatilität der Erzeugung wesentlich mehr Kapazität installiert werden, als im Spitzenbedarf benötigt wird. „Wasserstoff ist hier eine der möglichen Speicherlösungen, die sich aufgrund ihrer großen Speicherdichte anbietet“, erläuterte Weber. „Die Speicherung von Erdgas in Kavernen, die nach dem gleichen Prinzip wie die Wasserstoffspeicherung funktioniert, wird ja auch schon seit vielen Jahren praktiziert“, fuhr er fort. „Es handelt sich dabei also um eine absolut beherrschte Technologie.“
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