Die Klimadebatte radikalisiert sich

Dass es bei kontrovers geführten Debatten unter Wissenschaftlern durchaus auch mal heiß hergehen kann, ist keine Neuigkeit. Oft führt ja gerade der konstruktive Disput zu bahnbrechenden Ideen und der kalifornische Forscher Reinhold Aman will sogar herausgefunden haben, dass Beschimpfungen von Arbeitskollegen gut für die Seele sind. Bei einer derart öffentlich geführten Diskussion, wie der um den Klimawandel, spricht die in letzter Zeit zu beobachtende Radikalisierung der Debatte allerdings nicht unbedingt für die Beteiligten.

Dass sich Experten oder Wissenschaftler auch mal uneinig sind, ist bei derart komplexen Themenbereichen wohl unvermeidlich. Während also Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, von in den nächsten Jahrzehnten drohender Trockenheit in Spanien und Italien warnt und sogar davon spricht, dass sich die Wissenschaft diesbezüglich „längst einig“ wäre, sieht die Realität deutlich komplizierter aus.

Speziell in der öffentlichen Debatte entsteht eher der Eindruck, dass von Einigkeit keine Rede sein kann und der Graben zwischen offizieller Klimawandellehre und den Skeptikern stetig wächst. Dass sich nahezu alle Beteiligten dann auch gegenseitig wirtschaftliche Interessen unterstellen, erschwert das Ganze zusätzlich. Für zusätzlichen Sprengstoff sorgte nun ausgerechnet das deutsche Umweltbundesamt mit der Veröffentlichung einer Broschüre namens „Und sie erwärmt sich doch!“.

In dem Werk wird in einem doch eher fragwürdigem Ton gegen Klimawandel-Skeptiker mobil gemacht. Überschriften wie „ExxonMobil finanziert Institutionen für die Verbreitung von Falschinformationen“ erinnern eher an den bewusst provokativen Stil von NGOs wie Greenpeace, denn an die Seriosität einer Bundesbehörde. Speziell die dezidierte namentliche Nennung von Vereinen und Personen, die Behauptungen verbreiten, die „nicht mit dem Kenntnisstand der Wissenschaft übereinstimmen“, werteten Fach- und Medienwelt als klares Foulspiel.

So kritisierte die heute-Redaktion des ZDF scharf, dass sich das Umweltbundesamt wohl „auf seine Wahrheit festgelegt“ habe und andere deutsche Medien bezeichnen die missglückte Veröffentlichung beispielsweise als „Brandmarkung“, „Schwarze Liste“ oder „Pranger“. Etwas über das Ziel hinaus schießt Henryk M. Broder in seiner Kolumne für „Die Welt“, die in der Broschüre mehrfach als Plattform für Klimawandelskeptiker bezeichnet wird. Broder fühlt sich gar an die Reichskulturkammer des nationalsozialistischen Regimes erinnert und tauft die Behörde auf den Namen „Bundesklimakammer“.

Das kann man einerseits zwar unterhaltsam sehen, aber auf der Strecke bleibt letztlich das Thema an sich. Und das wäre eigentlich ernst genug, um an einem Strang zu ziehen.

Matthias Schaffer

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