Die Gemeinwohlökonomie

Ein Wirtschaftssystem, das zuallererst dem Wohl der Allgemeinheit zugute kommt. Was sich liest wie fernab der marktwirtschaftlichen Realität, ist ein Grundsatz, der eigentlich tief in den Verfassungen der westlichen Welt verankert ist.

In der deutschen Verfassung heißt es wortwörtlich: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“. Und auch in den Verfassungen von Bayern, Baden-Württemberg, der Schweiz, Liechtenstein, Italien und den USA finden sich ähnliche Passagen. Diesem Grundsatz näher zu kommen ist das Ziel der Gemeinwohlökonomie (GWÖ). Christian Felber prägte den Begriff und ist Autor des gleichnamigen Buches.

Vom Zweck zum Mittel

Die Idee der Gemeinwohlökonomie ist, Wohlergehen statt Geld als Zweck des Wirtschaftens zu setzten. Geld hingegen wird vom Zweck (wieder) zum reinen Tauschmittel. Dadurch sollen die Verringerung der Konzentration von Macht und Geld, gerechtere Verteilung und mehr gesellschaftliche Mitsprache an (großen) Unternehmen möglich werden.

Umsetzung: die Gemeinwohl-Matrix und das Anreiz-SystemPK Mittelstand Unternehmen Frankfurt Unternehmergruppe mit Christian Felber

Die GWÖ bietet Tools und Anreize für Unternehmen, um deren Wirtschaften gemeinwohlorientiert(er) zu gestalten. Anhand der sogenannten Gemeinwohl-Matrix kann ein Unternehmen Punkte in verschiedenen Teilbereichen erreichen: Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung und Transparenz. Es gibt sowohl Positiv- (Pluspunkte) als auch Negativkriterien (Minuspunkte). Am Ende liegt das Ergebnis zwischen -1.600 und 1.000 Gemeinwohl-Punkten.

Laut den Verantwortlichen der GWÖ könnte dies in Form einer „Gemeinwohl-Ampel“ neben dem Strichcode dargestellt werden. Als weitere mögliche Anreize für gemeinwohlorientierte Unternehmen nennt Christian Felber zum Beispiel einen niedrigeren Mehrwertsteuersatz, einen niedrigeren Zollsatz, günstigere Kredite, Vorrang bei öffentlichem Einkauf sowie der Auftragsvergabe oder auch direkte Förderungen vom Staat.

Kritik

Spricht man von solchen regulierenden Forderungen, hört man nicht selten Sätze wie „Der Markt soll sich selbst regulieren“. Aber ist das heute wirklich so? Wohl kaum. Denn an den verschiedensten Stellen wird eben doch von außen reguliert, subventioniert und finanziert. Das jedoch intransparent. Kaufentscheidungen hingegen fallen bei zwei etwa gleichen Produkten doch meist über den Preis. Wie sich dieser aber zusammensetzt, ob er gerechtfertigt oder gar fair ist, ist jedoch in aller Regel nicht erkennbar.

Die GWÖ-Bewegung

Seit dem Start der Gemeinwohl-Ökonomie im Oktober 2010 sind bereits tausende Menschen weltweit aktiv geworden. Resultat ist eine internationale Bewegung, bestehend aus aktuell 6.129 Privatpersonen, 1.814 Unternehmen, 232 Vereinen, 6 Gemeinden und Regionen sowie 62 PolitikerInnen (Stand: 14.05.15), die sich auf verschiedenen Ebenen vernetzen – in sogenannten AkteurInnen-Kreisen und regionalen „Energiefeldern“ sowie nationalen und internationalen Kooperationen. Mit der Gemeinwohl-Ökonomie liegt ein konkreter Leitfaden für Unternehmen vor. Jedes Unternehmen kann direkt beginnen. Auch abgesehen davon gibt es vielfältige Möglichkeiten, die GWÖ zu unterstützen.

Weitere Informationen und Möglichkeiten dazu gibt es auf www.ecogood.org.

Nadine Wahl

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