World Student Environmental Summit

World Student Environmental Summit

Vom 5. bis zum 8. September haben sich im beschaulichen Lausanne am Genfer See zum fünften Mal Studenten aus über 40 Universitäten aller bewohnten Kontinente getroffen, um sich über verschiedene Umweltthemen zu informieren, sie zu diskutieren und neue Projekte anzustoßen. Ziel des internationalen Gipfels war es, junge Akademiker am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn in die Welt der nachhaltigen Wirtschaft, Politik sowie internationalen Diplomatie einzuführen. Dabei ging es jedoch keineswegs um einen einseitigen Informationsfluss von erfahrenen Entscheidungsträgern, sondern um einen offenen wechselseitigen Austausch von Vorschlägen, Ideen und konkreten Kritikpunkten.

Im lokal politischen Bereich wurde mit Rob Hopkins, dem Gründer der Transition Bewegung, über Potentiale nachhaltiger Strukturen im kommunalen Bereich diskutiert. In erster Linie ging es hierbei um Städte, die nach und nach das Konzept der „resilience“ (in etwa: Widerstandsfähigkeit) annehmen. Dahinter steckt die Überlegung, dass sich urbane Gebiete gegen die Auswirkungen einer schwindenden Biodiversität, abnehmender natürlicher Ressourcen und den fatalen Folgen der globalen Erwärmung rüsten sollen. Nachhaltigkeit wird somit nicht als abstrakter Trend begriffen, sondern als Schutzmaßnahme; ein einfaches Beispiel bietet der Ausbau erneuerbarer Energien, um gegen die steigenden und stark fluktuierenden Öl und Gas Preise auf dem Weltmarkt „widerstandsfähiger“ zu sein.

Interessante Denkanstöße für eine stärkere Gewichtung der Nachhaltigkeit in der nationalen Politik gab Prof. Kerry Whiteside (USA). Er löste mit seinem Vorschlag einer dritten Kammer – neben Parlament und Senat – eine intensive Debatte darüber aus, wie Nachhaltigkeit institutionell besser verankert werden kann. Der von mir als deutscher Delegierter gemachte Vorschlag einer konstitutionellen Verankerung analog zur Schuldenbremse eine ökologische Schuldenbremse einzuführen, stieß ebenso sowohl auf deutliche Zustimmung wie auch auf kulturell-bezogene Skepsis. Es wurde nun offensichtlich, dass sich im Konferenzsaal Delegierte aus völlig unterschiedlichen Kulturkreisen befanden, die entsprechend ihren Parlamenten, ihren Verfassungen und den obersten Verfassungsgerichten unterschiedliche Bedeutung (und Vertrauen) beimaßen. Doch es sind eben jene kulturellen Unterschiede, die uns im Gespräch neue Perspektiven eröffnen und uns nicht nur die „Anderen“, sondern auch uns selbst besser verstehen lassen. Es wurde daher evident, dass Lösungsansätze kulturell abhängig variieren können und zuweilen  müssen.

Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und NGOs

Als Vertreter der NGOs erschien Christopher Hails, WWF Direktor der Network Relations. Er präsentierte den jüngst veröffentlichten Living Planet Report 2012, wobei lösungsorientierte Projekte des WWFs im Vordergrund standen. Dabei räumte Hails gleich mit zwei Mythen auf: erstens, globale Umweltzerstörung ließe sich völlig verhindern und zweitens, der Kampf gegen globale, ökologische Schäden müsse gegen die Konzerne ausgetragen werden. Dies mag bei einigen Lesern zur Überraschung führen, ist aber seit Längerem gängige Praxis – und der Erfolg gibt ihnen Recht. Immer mehr globale Konzerne unter anderem Coca Cola, Fischereikonzerne, etc. kommen von selbst auf NGOs wie den WWF zu, um ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Es ist klar, dass die Firmen dabei ein Eigeninteresse verfolgen – und warum auch nicht? Aber wenn Firmen und NGOs kooperieren und an einen Strang ziehen bewegt sich am meisten.

Dabei erstaunt es immer wieder wie die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks oftmals keine Frage des Geldes, sondern des politischen Willens ist. So hat der WWF Pläne für Staudämme am Mekong in Südostasien derart modifiziert, dass ein Großteil der ökologischen Balance gewahrt und durch das Abzweigen eines Teils des Flusses Strom erzeugt werden könnte. Berücksichtigt man die wirtschaftlichen Schäden der geplanten, konventionellen Staudämme für die weltweit größte Inlandfischerei sowie für die Landwirtschaft, rechnen sich die ökologisch verträglichen alternativen Staudämme allemal. Noch hat sich die Regierung von Laos nicht endgültig von ihren herkömmlichen Plänen verabschiedet, doch Vietnam und Kambodscha, die Hauptleidenden des ökologischen Einschnitts, üben weiterhin Druck aus.

Einer der Höhepunkte der Konferenz war der Besuch des UN Hauptquartiers in Genf, gefolgt von einem Streitdialog mit Fulai Sheng, Ökonom und Chefunterhändler der UNEP bei den Verhandlungen in Rio+20 für das Konzept der „green economy“. Im Kern ging es um die Tücken internationaler Diplomatie und wie einflussreiche Lobbyisten internationale Verhandlungen ausbremsen können. Auf die Frage hin warum Rio+20 trotz des vielversprechenden Wirtschaftskonzepts der „green economy“ gescheitert sei, entgegnete Sheng: „Let me emphasize, Rio+20 was not a failure“. Hier prallten in der Tat Generationen aufeinander. Während es unserer jungen Generation im Verhandlungssaal angesichts enormer, globaler Herausforderung nicht ernsthaft und schnell genug voran geht, setzt die ältere Generation auf Geduld und Erfolge der kleinen Schritte.

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass wir einander gegenseitig brauchen – Expertise und Erfahrung auf der einen Seite und neue Impulse und Dynamik auf der Anderen.

Javier Francisco

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