Auch in Indien scheint die Solarenergie langsam Fuß zu fassen. Neben den bekannten indischen Solarfirmen wie BP Solar oder Moser Baer, etablieren sich immer mehr Firmen aus Indien am stetig wachsenden Solarmarkt, was sich bereits auf der Intersolar in München abzeichnete. Alleine 20 indische Anbieter stellten auf der Messen in Bayern aus, was auch für die Entwicklung des indischen Binnenmarktes an Solarprodukten kennzeichnend ist.
Indien gilt, hinsichtlich der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen, sowie der natürlichen Bedingungen, als ausgesprochen zukunftsträchtiger Wachstumsmarkt auf dem Sektor der erneuerbaren Energien. Weltweit rangiert Indien auf Platz vier auf dem globalen Windmarkt und ist mit etwa 10.500 Megawatt installierter Kapazität größter Produzent von Energie aus Wind in gesamt Asien. Das rein technische Potenzial liegt gar bei 45.000 Megawatt, wobei schon jetzt rund 70 Prozent der Stromerzeugung aus regenerativen Energien der Windkraft zufällt.
Den geringsten Ausbau erfährt in Indien, mit nur zwei Megawatt installierter Leistung, die Solarenergie. Obwohl das technische Potenzial zirka 100.000 Megawatt beträgt und die Gegebenheiten durch 2.300 bis 3.200 Sonnenstunden im Jahr hervorragend zur Ausschöpfung ebendieser nutzbar wären, ist gerade die Solarenergie der am wenigsten ausgebaute Zweig der erneuerbaren Energien. Eigentlich unverständlich, denn schon im Jahr 1993 hatte die Regierung in Delhi in ihrem Aktionsplan für regenerative Energien Richtlinien herausgegeben, die die Höhe der Einspeisevergütung für die verschiedenen Zweige der „Renewables“ regeln sollten. Bei genauer Betrachtung wird schnell klar, woran es hakt. Eine Einspeisevergütung führten längst nicht alle Bundesstaaten ein und die Einführung eines festen Einspeisetarifes für Strom aus Solaranlagen feierte erst im Jahr 2008 Premiere, allerdings nur in einem Bundesstaat – Westbengalen. Hier gibt es elf Rupien pro Kilowattstunde Strom aus Photovoltaikanlagen, auf dem Windmarkt sind es, je nach Bundesstaat 3,14 bis 4,08 Rupien je Kilowattstunde.
Das soll sich nun durch die ehrgeizigen Pläne der Regierung in Delhi schnell ändern. Vielleicht zu schnell, denn für die Energieinfrastruktur (rund 56 Prozent der indischen Bevölkerung hat keinen Zugang zur Elektrizität) und den Ausbau des Solarsektors sind erhebliche finanzielle Mittel notwendig. Diese sollen unter anderem von wohlhabenden Ländern bereitgestellt werden, um die preiswerte Solartechnologie zu verwirklichen, die für die Durchführung des nationalen Solarplans nötig ist.
Indiens Solarmission, der „National Solar Plan“, der neben dem nationalen Aktionsplan für den Klimawandel vom 30. Juni diesen Jahres vorraussichtlich noch in diesem Monat in Kraft treten soll, ist hoch angesetzt. Demnach will der weltweit viertgrößte Emittent des klimaschädlichen Treibhausgases seine Pläne innerhalb eines „Drei-Phasen-Plans“ in die Tat umsetzen und sich damit nachhaltig einen Weg an die Spitze der Solartechnik bahnen. Der Plan geht von fast null auf 20.000 Megawatt Leistung, produziert durch Sonnenenergie, innerhalb von nur elf Jahren. Im Jahr 2020 soll das Solarziel 20 Gigawatt erreichen, bis 2030 100 Gigawatt und bis 2050 gar 200 Gigawatt.
Judith Schomaker
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