In Japan geht’s jetzt auch ohne

Japan zieht Konsequenzen aus den tragischen Ereignissen im März des Vorjahres, als ein schweres Erdbeben der Stärke 9,0 einen Tsunami auslöste und das Atomkraftwerk Fukushima so schwer beschädigte, dass es in drei Reaktoren zu einer Kernschmelze kam. Erst vergangene Woche erschütterte ein neuerliches Erdbeben der Stärke 5,8 den Meeresboden vor der Provinz Fukushima. Das zeigt: Die Gefahr ist nicht vorüber.

Nach der jährlichen Routineabschaltung werden auch die drei Reaktoren im Kraftwerk Ikata auf Shikoku nicht wieder ans Netz gehen. Am Freitag wurde dort der letzte Reaktor Ikata 2 für eine Kontrolluntersuchung abgeschaltet. Es ist das erste Mal, dass alle drei Reaktoren still liegen und Betreiber Shikoku Eletric Power damit keinen Atomstrom mehr im Angebot hat.

In Japan sind jetzt nur noch fünf der insgesamt 54 Reaktoren am Netz. Nur noch die AKWs Kahiwazaki-Kariwa, Takahama, Shimane unnd Tomari sind in Betrieb. Das bedeutet, 90 Prozent der Stromkapazitäten durch Atomkraftwerke wurden vom Netz genommen. Das ist weniger als in Deutschland, wo von 17 noch neun Reaktoren am Netz sind, die Kapazitäten also um rund die Hälfte reduziert wurden. Am 6. August wurden hierzulande die Reaktoren Unterwese, Krümmel, Biblis A und B, Philippsburg 1, Neckarwestheim 1 und Brunsbüttel vom Netz genommen. Sie alle waren seit mehr als 20, zum Teil sogar seit mehr als 30 Jahren, am Netz.

In Japan gibt es trotz kalter Witterungsbedingungen bislang weder Stromausfälle noch Engpässe in der Energieversorgung. Damit stellt Japan unter Beweis, dass man auf die Atomindustrie auch verzichten kann, erklärt Niklas Schinerl, Atomprecher von Greenpeace. Bis die Ursachen und Folgen der Havarie im Kernkraftwerk Fukushima abschließend untersucht und geklärt sind und die Notfallmaßnahmen für alle Atomanlagen in Japan überarbeitet und verbessert wurden, darf kein Reaktor mehr in Betrieb gehen.

Auch die übrigen noch laufenden Reaktoren müssen bis Ende Mai 2012 im Zuge der jährlichen Wartungsarbeiten abgeschaltet werden. Bevor die Reaktoren dann wieder ans Netz gehen, müssen sie Stressteste bestehen. In Japan müssen alle 13 Monate die Atomreaktoren für Unterhalts- und Kontrollarbeiten herunter gefahren werden. Nun weigern sich Anwohner und lokale Regierungen, die Reaktoren wieder hochzufahren. Premierminister Yoshihiko Noda will ein Gesetz erlassen, um die Lebensdauer der AKWs auf 40 Jahre zu begrenzen. Zudem sollen die Kraftwerke künftig eventuell der staatlichen Verwaltung unterstellt werden. Wirtschaftsminister Yukio Edano begründete dies damit, dass Privatkonzerne vom Atomstromgeschäft profitieren, während der Staat nach der Katastrophe von Fukushima für die Kompensationszahlungen aufkommen müsse.

Josephin Lehnert

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