Bundesumweltministerin Barbara Hendriks startete Anfang Februar die Kampagne „Gut zur Umwelt. Gesund für alle“ in Deutschland. Dabei wurden in mehreren Städten Plakate mit „neuen Bauernregeln“ angebracht. Doch nun hagelt es Kritik von mehreren Seiten. Landwirte fühlen sich in ihrer Tätigkeit herabgesetzt und auch Politiker im ganzen Land äußern sich öffentlich negativ über die Kampagne und fordern größtenteils eine Entschuldigung der Ministerin bei den Betroffenen und teilweise sogar ihren Rücktritt. Hendricks fühlt sich dabei allerdings zu Unrecht beschuldigt.
Anlässlich der öffentlichen Konsultation der EU zur Zukunft der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik GAP (wir berichteten) startete Bundesumweltministerin Barbara Hendricks eine Kampagne unter dem Motto „Gut zur Umwelt. Gesund für alle“. Diese erstreckt sich über Plakate, Postkarten, Social Media und eine Kampagnen-Website, die „neue Bauernregeln“ an den Mann bringen. Mit Reimen wie „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein“ will Hendriks „für eine naturverträgliche Landwirtschaft und eine Reform der europäischen Agrarförderung“ werben.
Doch Regeln wie „Haut Ackergift die Pflanzen um, bleiben auch die Vögel stumm“ kommen nicht gut bei Landwirten und Politik an. Die Bauern fühlen sich alle über einen Kamm geschoren und in ihrer Arbeit diffamiert und verstehen die Aktion als „Absage an jede Form der sachlichen Zusammenarbeit“. Der Deutsche Bauernverband konterte mit eigenen „neuen Bauernregeln“ wie „Schließt der Bauer Hof und Stall, brachten Umweltauflagen ihn zu Fall“ und fordern die Ministerin aufm, die Kampagne zu beenden und sich zu entschuldigen.

Auch Politiker aus ganz Deutschland äußern sich dazu. Der Bund der Steuerzahler verurteilt die 1,6 Millionen Euro teure Aktion als weiteren Schritt im Streit zwischen Agrar- und Umweltministerium. Bundesagrarminister Christian Schmidt forderte eine Entschuldigung von Hendricks gegenüber den Landwirten. Dies fordert auch CSU-Chef Horst Seehofer, der die Kampagne als „eine Beleidigung“ sieht. Landeswirtschaftsminister in Baden-Württemberg, Peter Hauk, geht sogar noch einen Schritt weiter und fordert Hendricks zum Rücktritt auf: „Mein Tipp an Frau Hendricks lautet: Plakate abreißen, einstampfen und dann zurücktreten“. Entsprechender Minister aus Bayern, Helmut Brunner, sieht in der Aktion „einen gefährlichen Beitrag zu einer inneren Spaltung der Gesellschaft“, während Friedrich Ostendorf, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, die Kampagne als „Wahlkampf“ bezeichnet.
Selbst aus der eigenen Partei erfährt Hendricks öffentlich Kritik. Der agrarpolitische Sprecher der SPD, Wilhelm Priesmeier, hält die Kampagne für „ausgesprochen unglücklich“ und kann die Empörung der Landwirte verstehen. Auch Till Backhaus, Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister aus der SPD, bezeichnet die Aktion als „platt, gefährlich und kontraproduktiv“. Er kritisiert, dass dabei die Arbeit, die Landwirte bereits für den Umwelt- und Naturschutz leisten, ausgeblendet und alle Bauern unter Generalverdacht gestellt würden.
Die hart attackierte Ministerin Hendricks fühlt sich zu Unrecht beschuldigt. Es sei „bewusste Fehldeutung“ zu behaupten, ihre spaßig gemeinte Plakatkampagne richte sich gegen die gesamte Landwirtschaft. Des Weiteren argumentiert sie, dass der inhaltliche Kern der Botschaften von Kritikern „weder angezweifelt, geschweige denn widerlegt“ worden sei – stattdessen werde ein „Zungenschlag herbeigeredet“, den es auf den Plakaten nicht gebe.
Quellen: AgrarHeute (1), AgrarHeute (2), RP-Online