Erneuerbare an die Börse

Der Vorschlag klingt verlockend: Andreas Mundt, seit Anfang des Jahres Leiter des Bundeskartellamts, hat in der FAZ online vorgeschlagen, Strom aus erneuerbaren Energiequellen in Zukunft über die Strombörse in Leipzig zu handeln, anstatt ihn weiter über die Festpreisgarantie des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zu bezahlen.

Hierzu wurde eine Analyse der bisherigen Strom-Vermarktungsstrukturen angeordnet. Das Kartellamt prüft in diesem Zusammenhang die Preispolitik von rund 60 Stromversorgern, ihre anfallenden Kosten für die Stromerzeugung und Angaben der Unternehmen zur Einsatzplanung ihrer Kraftwerke. Erste Ergebnisse der Untersuchung sollen diesen Herbst vorliegen. In einem zweiten Schritt sollen dann neue Vermarktungsmechanismen jenseits des EEG geprüft werden.

Regenerative Stromerzeugung bald ohne EEG-Vergütung

Der Hintergrund dieses Vorstoßes: In etwa zehn Jahren endet für die ersten EEG-finanzierten Kraftwerke im Bereich der erneuerbaren Energien die Einspeisevergütung (nach 20 Jahren Laufzeit) und sie müssen ihren regenerativ erzeugten Strom ohne EEG-Vergütung selbst auf dem Markt verkaufen.

Eigentlich gibt es bereits eine Strompreisgestaltung für erneuerbare Energien an der Börse. Doch ist sie bis heute noch ähnlich organisiert wie die bisher praktizierte Kopplung der Erdgaspreise an den Erdölpreis mit dem Ziel, höhere Gewinne für Erdgas zu erzielen.

Auch an der Strombörse werden nicht individuelle Preise für unterschiedliche Stromprodukte, darunter auch die Erneuerbaren, ermittelt. Vielmehr gilt das Merit-Order-Prinzip: Der Preis für den Strom aus dem letzten Kraftwerk das gebraucht wird, um den Strombedarf insgesamt zu decken, bestimmt den Preis aller Stromlieferungen.

Strombörsenpreise von großen Energiekonzernen kontrolliert

In der Praxis bedeutet dies, dass auch wenn der letzte Rest Spitzenstrom durch ein teures Gaskraftwerk erzeugt wird, die eigentlich billiger produzierten Stromlieferungen aus anderen Energiequellen mit diesem höchsten Strompreis notiert werden.

Da die großen vier Stromkonzerne RWE, Eon, Vattenfall und EnBW zur Zeit 80 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stromes erzeugen und damit die Preispolitik an der Leipziger Strombörse weitestgehend kontrollieren, wäre eine Abschaffung des EEG-Vergütungssystems der falsche Weg zu niedrigeren Strompreisen.

Ein wesentlich besserer Schritt in diese Richtung wäre hingegen vielmehr die Trennung der Netze von den Erzeugern, eine bessere Kontrolle der Strombörse und ein funktionierendes System für einen gleichberechtigten Strom-Börsenzugang auch für die vielen Betreiber von EE-Kleinanlagen.

Daniel Seemann

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