Das französische Umweltministerium hat angekündigt, in Zukunft wesentlich stärker in Energieeffizienz zu investieren. Diese Entscheidung wurde kürzlich in einem zweiten Umweltgesetz festgeschrieben. In der französischen Umweltpolitik bilden Klimaschutz und Energieeffizienz die großen Schwerpunkte des nächsten Jahrzehnts. Im Kampf gegen den Klimawandel setzen die Franzosen dabei vor allen Dingen auf den Gebäudebereich, der 40 Prozent des Energieverbrauchs und 25 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen in Frankreich verursacht.
Die langfristigen Ziele und Maßnahmen für Klimaschutz, Umwelterhaltung und Energieeffizienz wurden in einem Umweltprogramm für den Zeitraum 2009 bis 2020 auf dem Nationalen Umweltgipfel oder “Grenelle de l’environnement” festgelegt, der sich bereits im Herbst 2007 konstituierte. Ihm gehören neben der Regierung die Sozialpartner (Verbände und Gewerkschaften), Umweltorganisationen, Wissenschaftler und einflussreiche Personen des öffentlichen Lebens an.
Sechs Schwerpunkte für das Umweltmanagement
Mit der Verabschiedung der Umweltgesetze “Loi Grenelle 1″ im Juli 2009 und “Loi Grenelle 2″ im Juni 2010 legte sich Frankreich jetzt fest. Das Erste ist das eigentliche Umweltprogramm, das Zweite definiert das nationale Engagement für die Umwelt, konzentriert auf sechs größere Schwerpunkte: Energieeffizienz in Gebäuden, ökologische Transportsysteme, Reduktion von Energieverbrauch und CO2-Gehalt in der Produktion, Erhaltung der Biologischen Vielfalt, Abfallmanagement/Minderung von Gesundheitsrisiken und nachhaltiges Umweltmanagement in Konsum und Produktion.
Laut Grenelle 1 müssen alle neuen öffentlichen Gebäude und Gewerbeimmobilien ab 2010 den Standards für Niedrigenergiegebäude BBC („bâtiment basse consommation“) mit einem durchschnittlichen Primärverbrauch von unter 50 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr entsprechen. Ab 2012 gilt dies auch für alle neu errichteten Wohngebäude. Dafür gibt es das Effizienzlabel “Effinergie”. Ab 2020 müssen alle Neubauten grundsätzlich dem Positivenergie-Konzept BEPOS („bâtiment énergie positive“) entsprechen, also mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen.
Senkung des Energieverbrauchs in allen Gebäuden
Als Ziel wurde eine Senkung des Energieverbrauchs der privaten Wohnungen um 38 Prozent bis zum Jahr 2020 vorgegeben. Bei öffentlichen Gebäuden soll der Energieverbrauch bis 2020 um mindestens 40 Prozent und der CO2-Ausstoss um 50 Prozent reduziert werden. Für Büroneubauten werden ab dem 28. November 2011 Höchstgrenzen für den Energieverbrauch bei Heizung, Klimatisierung, Beleuchtung und Warmwasser vorgeschrieben. Auch hier gilt der BBC-Standard.
Einige Regionen preschen mit der Umsetzung des Positivenergie-Konzepts schon jetzt voran: Im Elsass wurde nach vier Jahren Vorbereitung ein neues Kompetenzzentrum namens “Alsace Énergivie” gegründet, das die regionalen Unternehmen auf das Ziel der Energieeffizienz verpflichtet. Im südlichen Lyoner Standteil Confluence ist ein ganzes Wohnviertel nach dem Prinzip der Öko-Nachhaltigkeit entstanden.
Daniel Seemann
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