Vancouver hat ein ehrgeiziges Ziel: Innerhalb der nächsten 20 Jahre will die kanadische Stadt zur „Green City“ werden. Um das zu erreichen, will die 600.000 Einwohner Stadt bis spätestens 2035 100 Prozent Erneuerbare Energien zur Versorgung nutzen. Dazu zählen neben der Stromversorgung auch der Transportsektor sowie die Wärmenutzung, erklärt die stellvertretende Bürgermeisterin Vancouvers Andrea Reimer. Insgesamt haben mittlerweile mehr als 50 Städte weltweit verkündet, auf dem Weg hin zu einer rein regenerativen Versorgung zu sein.
„Städte und Stadtgebiete verursachen 70-75 Prozent der globalen CO2-Emissionen. Deswegen werden dort die wirklichen Maßnahmen stattfinden, wenn es um das Klima geht“, sagte Park Won-Soon, der Bürgermeister von Südkoreas Hauptstadt Seoul, auf dem ICLEI Weltkongress 2015, dem globalen Nachhaltigkeits-Städte-Netzwerk, das vom 8. April bis zum 12. April in Seoul stattfand. Wir sind die „grüne Flut“, die zusammenkommt, um die Welt vor dem Klimawandel zu bewahren“, so Park während seiner Rede vor fast 15.000 Regierungsmitgliedern und mehr als 100 Bürgermeistern.
Auch Seoul will seinen Beitrag gegen die globale Erwärmung leisten, versicherte Park. Dazu werde die rasch wachsende 11-Millionen-Einwohner-Stadt seinen Energiebedarf senken und den Ausbau der Erneuerbaren vorantreiben. Bis 2018, so der Plan, sollen dort 40.000 Solarmodule neu installiert werden und 15.000 Elektrofahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein. Damit will die Stadt seine CO2-Emissionen bis 2030 um 40 Prozent reduzieren.
Ein noch ehrgeizigeres Ziel verfolgt Vancouver, deren Vertreter ebenfalls bei ICELI teilnahmen. Die kanadische Küstenstadt gab während des Kongresses bekannt, das Ziel zu verfolgen, eine völlig regenerative Versorgung in den Bereichen Elektrizität, Transport und Wärme bzw. Kältenutzung anzustreben. Andrea Reimer, die stellvertretende Bürgermeisterin Vancouvers sagte dem guardian, es sei zum einen eine moralische Verpflichtung, aber auch eine fantastische wirtschaftliche Gelegenheit, eine „Green City“ zu werden. Realistisch erreichbar sei dieses Ziel bis 2030 oder 2035. Die Menschen wollen in einer sauberen, „grünen“ Umgebung leben und arbeiten, so Reimer weiter. Sie sei sich sicher, wem es gelinge, auf 100 Prozent Erneuerbare Energien umzusteigen, dem gehöre das 21. Jahrhundert.
Eine rein regenerative Stromversorgung könne Vancouver bereits in einigen Jahren erreichen, aber in den Bereichen Wärmenutzung bzw. Klimatisierung und im Transportbereich werde es noch etwas länger dauern, ergänzte Reimer. Die ehrgeizige Ambition Vancouvers sei es, bis 2020 zur grünsten Stadt der Welt zu werden, und das, obwohl Kanada in Umweltbelangen in den letzten zehn Jahren eine der verantwortungslosesten Regierungen gehabt habe.
Neben Vancouver haben mittlerweile mehr als 50 Städte weltweit bekannt gegeben, auf dem Weg zu einer Versorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien zu sein. Darunter Städte wie San Diego und San Francisco in Kalifornien, Sydney und Kopenhagen. Einige wollen dieses Ziel sogar bereits bis 2020 erreichen, andere bis 2030 oder 2035. Einige Städte haben das 100 Prozent Ziel sogar schon erreicht, darunter Islands Hauptstadt Reykjavik. Mit Costa Rica ist es sogar schon einem ganzen Land gelungen, seine Versorgung ausschließlich mit Erneuerbaren Energien sicherzustellen. (CleanEnergy Project berichtete)
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Anna Leidreiter, eine Koordinatorin von „Global 100% RE Alliance“, einem internationalen Verband von Organisationen, der die Umstellung von fossilen Energien auf Erneuerbare vorantreibt, sagte dazu: „Erst seit drei Jahren sprechen wir davon, dass das Ziel „100 Prozent erneuerbare Energieversorgung“ wirklich möglich ist und schon heute sind viele Städte und Regionen auf dem Weg dorthin.“ Große Versorger und Energiekonzerne würden jedoch dem Kampf gegen den Klimawandel im Wege stehen. Das Geschäftsmodell für Erneuerbare sei völlig anders, denn dabei sollten die Menschen profitieren und nicht die Unternehmen.
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