Überall auf der Erde geht die Zahl der Honigbienen stark zurück. Obwohl die natürlichen Bestäuber für unsere Wirtschaft wichtig sind und zudem maßgeblich zur Stabilität unseres Ökosystems beitragen, wird zu wenig getan, um ihr stetiges Verschwinden zu verhindern. Mit der Initiative The Good of the Hive versucht Künstler Matthew Willey den Bienen mit Hilfe seiner Wandgemälde zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen. Es ist sein Wunsch, dass die Biene nicht bloß überlebt, er möchte, dass sie als nicht wegzudenkender Teil unseres modernen Lebensraums verstanden und dementsprechend respektiert wird.
New York ist eine der tolerantesten Städte der Welt. In der Subway, im Bus, auf Plakatwänden, überall sieht man neuerdings die Kampagnen, die zur Toleranz der „LGBTQ-Youth“ aufrufen. Alle Weltreligionen sind hier vertreten, leben miteinander, übereinander, durcheinander. Es ist normal. Es wird respektiert. Jeder ist Teil des Ganzen und trägt zum Funktionieren des Systems bei.
Ein Teil dieser Gemeinschaft kommt jedoch zu kurz, meint Mathew Willey: „Wir respektieren uns hier alle untereinander. Wir vergessen dabei, dass wir nicht nur von uns gegenseitig abhängig sind. Ob Mensch oder Tier, mit keinem Lebewesen sind wir in unserem täglichen Leben so eng verbunden wie mit ‚ihnen‘“, sagt Matthew. „Unser täglicher Konsum, unsere komplette Lebensweise, unsere gesamte Wirtschaft, all das wird von ‚ihnen‘ maßgeblich beeinflusst.“
Mit „ihnen“ meint er die Bienen.
The Good of the Hive – Mit Kunst für das Überleben der Bienen
Ich begegne Matt zufällig als ich am Samstag über den Dag Hammarskjöld Plaza in Manhattan spaziere und ihn mit seinen Bienen sehe. Er ist gerade dabei, sie auf einem der vielen Pavillons zu montieren, die man in den Parks und Plätzen überall in der Stadt findet. Ich werde neugierig.
Bereits letzte Woche schrieb unser Autor Malchus über die Hilflosigkeit der Honigbiene sowie über die Konsequenzen ihres Verschwindens. Die Folgen des Bienensterbens sind unumstritten. Und ich vermute gleich, dass dieses Kunstwerk, von dessen Entstehung ich in diesem Moment Zeuge bin, etwas damit zu tun hat. Ich liege richtig.

Matt Willey, Künstler und selbstverschriebener Weltverbesserer, setzt sich mit seiner Initiative „The Good of the Hive“ für das Überleben der Bienen ein. Auch er weiß, dass sie als natürliche Bestäuber für uns alle so wichtig sind. 50 000 Honigbienen, jede einzelne als Wandgemälde, sogenannte „Murals“, verstreut er auf Wänden und anderen Oberflächen überall auf dem Globus. Die spezielle Zahl orientiert sich an der Population eines gesunden Bienenstocks. Das was ich da sehe ist also der neueste Schwarm seiner globalen Bienenkolonie.
Aufmerksamkeit durch Symbolkraft
Die Idee dahinter ist simpel. Will möchte mit seiner Kunst Aufmerksamkeit schaffen. Er meint, weil gerade in den Städten kaum noch Bienen zu sehen sind, denkt auch niemand über sie nach. Kinder wachsen heute auf, oft ohne je eine Biene gesehen zu haben. Für sie ist das ganz normal. 193 Bienen befestigt er über dem Platz direkt nebenan zu den Vereinten Nationen. Eine für jeden Mitgliedsstaat. Ich bemerke schnell: Matt nutzt jede Gelegenheit, seiner Kunst mit Symbolwert eine stärkere Wirkung zu verpassen.
Ich sehe ihm eine Weile zu. Dabei verrät er mir, dass er seine Bienen in möglichst vielen Ländern der Erde verteilen möchte. Er schätzt grob, dafür ungefähr zwanzig Jahre zu brauchen. Auch, weil nicht jede seiner selbstgemalten Honigsammler auf ein DIN A4-Blatt passt:
Wertvoller Anstoß auch entgegen klimafeindlicher Politik
Nachdem die Europäische Union auf Vorschlag der Kommission Ende April endlich beschloss, den Einsatz bienenschädlicher Insektizide im Freien zu verbieten, stößt hierzulande langsam aber sicher politischer Wille auf eine wachsende Problemwahrnehmung in der Bevölkerung.
Doch von den Vereinigten Staaten unter Donald Trump, deren Umweltpolitik vom notorischen Klimwandelleugner Scott Pruitt gelenkt wird, kann dies nicht behauptet werden.
Initiativen wie The Good of the Hive sind somit umso wertvoller. Sie zeigen, dass trotz der Wahrheitsmanipulation und systematischen Leugnung wissenschaftlicher Fakten durch populistische Regierungen dennoch Wege gefunden werden können, aus der Gesellschaft heraus einen positiven Wandel anzustoßen.
Dafür brauchen wir Nachhaltigkeitshelden wie Matt, die den Mut besitzen, ihre ganze Energie in Projekte zu investieren, von deren Ziel sie vollends überzeugt sind.
Matt hat noch über die Hälfte seiner 193 Bienen vor sich, als ich mich für seine wunderbare Arbeit bedanke und mich schließlich verabschiede. Bis spät in die Nacht wird er noch brauchen, um seinen neuesten Schwarm zu vollenden. Als ich heute erneut am Dag Hammarskjöld Plaza vorbei komme sehe ich allerdings, dass sich die Arbeit gelohnt hat.
