Hayrettin Karaca – der Großvater der türkischen Umweltbewegung

Oft wird Hayrettin Karaca als ‚Großvater der Erde‘ bezeichnet. Doch der weiße Bart und seine gutmütige Erscheinung täuschen über seine Willensstärke hinweg. „Um zu leben, sorge zuerst für das Gedeihen der anderen Lebewesen.“ Und dieses Credo soll er sein ganzes Leben lang in die Tat umsetzen. Ab den 90er Jahren entwickelt sich Karaca vom erfolgreichen Geschäftsmann zum sozialen Unternehmer.

Im Jahr 1980 legt der naturverbundene Karaca einen botanischen Garten an. Es ist der erste in der Türkei. Auf der Suche nach mehr Pflanzen für seinen Garten reist er durch die Türkei und nimmt die zunehmende Erosion im Land wahr. Des Weiteren bemerkt Hayrettin Karaca, dass die meisten Umweltprobleme in der Öffentlichkeit nicht diskutiert werden. Und das Wissen zu dem Thema beschränkt sich auf Zeiten aus der Grundschule. So gründet Karaca zusammen mit seinem Freund Nihat Gokyigit im Jahr 1992 die Umweltschutzorganisation TEMA.

NGO kämpft gegen Bodenerosion
Inzwischen ist TEMA die größte Nichtregierungsorganisation der Türkei – und sie wächst weiter. Ihre Vision umfasst den Schutz von Lebensräumen, ein nachhaltiges Leben und die stetige Einbeziehung der Bevölkerung. Mit Petitionen, Lobbyarbeit und auch vielen Gerichtsverfahren versucht die Organisation, diese Ziele umzusetzen.

Vor allem hat sich ihr Gründer der Bekämpfung von Bodenerosion, der Wiederaufforstung und dem Schutz von Habitaten verschrieben. Auch die Klimaveränderung ist inzwischen ein wichtiges Thema.

Zudem soll die Organisation der ländlichen Bevölkerung der Türkei einen Ausweg aus der Armut zeigen. Das funktioniert am besten mit Bildungsprogrammen, die am Ende ein nachhaltiges Einkommen ermöglichen. Ob nun mit der Imkerei, dem Anbau von Futtermitteln, dem Ökotourismus oder der nachhaltigen Viehzucht sowie Landwirtschaft.

Bewegung auch politisch ein Erfolg
Dank Hayrettin Karaca und seiner Organisation ist vor allem die Bodenerosion verstärkt in den Fokus gerückt. Und mit vielen Kampagnen und der Sammlung von Unterschriften übt TEMA Druck auf die Regierung aus: So wurde die ‚UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung‘ im Jahr 1994 von der Türkei ratifiziert. Das Bodenschutz- und Landmanagementgesetz wurde dank der Organisation im Jahr 2005 durchgesetzt. Und immer wieder geht die Organisation rechtlich gegen die Regierung Erdogans vor – teilweise auch mit Erfolg.

An die 500.000 Mitglieder, darunter auch viele Wissenschaftler, unterstützen die Organisation. Karaca sieht in TEMA deshalb auch eher eine Bürgerbewegung: Die Nichtregierungsorganisation agiert als Brücke zwischen dem Staat und der Bevölkerung. Eine globale Initiative von TEMA ist ‚Drynet‘, ein bürgerliches Netzwerk für ein besseres Trockenland Management in 15 Ländern.

Nun ist Karaca 92 Jahre alt und könnte eigentlich in Ruhe auf sein Lebenswerk zurückblicken. Im Jahr 2012 erhielt er den alternativen Nobelpreis und ein Jahr später den United Nations Forests for People Award. Aber nach wie vor hält ihn die Umweltsituation in der Türkei auf Trab. Denn der Präsident Erdogan will die Infrastruktur der Türkei unter allen Umständen modernisieren. Auch wenn deshalb Wälder und Seen weichen müssen. Das geschieht zur Zeit für den dritten Flughafen Istanbuls sowie die dritte Bosporusbrücke. Der Umweltschützer Karaca aber, der meist in der gleichen Kleidung zu sehen ist und eigentlich nur Geld für Essen und Bücher ausgibt, gibt nicht auf.

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