Bioland und Demeter züchten das Zweinutzungshuhn von morgen

Freiland Hühner im Mobilstall, finanziert über eine gemeinschaftlich getragene Landwirtschaft
Frische Luft, grünes Gras und Versteckmöglichkeiten. So sieht die gemeinschaftlich getragene Landwirtschaft beim Projekt "Das Familienhuhn" aus. / Bild: Siegbert Gerster

Schon vor über einem Jahr schrieb Tobias Hartmann für das CleanEnergy-Project über das Töten von männlichen Eintagsküken: “Jährlich werden weltweit geschätzte 2,5 Milliarden frisch geschlüpfte Küken an ihrem ersten Lebenstag sofort wieder getötet, weil sie für die Industrie nutzlos sind. Allein in Deutschland sterben nur aus diesem Grund 50 Millionen der sogenannten „Eintagsküken“ im Jahr, schätzt PETA. Die Tiere werden vergast oder bei lebendigem Leibe geschreddert. Ihr einziger „Fehler“: Sie haben nicht das gewünschte Geschlecht und können keine Eier legen.” Bioland und Demeter züchten das Zweinutzungshuhn von morgen.

Ganz egal ob bio oder konventionell, die Hühnerrassen sind heutzutage auf einseitige Leistung gezüchtet. Entweder sie gewinnen schnell an Gewicht oder sie legen möglichst viele und gleichmäßige Eier. Es gibt kaum eine Hühnerrasse, die in beiden Bereichen sinnvoll genutzt werden kann. Nicht nur für Verbraucher ist das Töten der Küken nach wenigen Stunden nicht mit dem Gedanken an eine nachhaltige Landwirtschaft vereinbar, besonders Bio-Geflügelhalter plagt das schlechte Gewissen, zumal sie abhängig von konventionellen Zuchtkonzernen sind; eigene Bio-Zuchtlinien gibt es kaum. Doch die Tiere in Freilandhaltung haben andere Ansprüche als solche, die in riesigen Hallen herangezogen werden.

Diesem Dilemma widmet sich seit einiger Zeit Inga Günther vom Hofgut Rengolshausen, einem der ältesten Demeter Betriebe der Welt, idyllisch gelegen in der hügeligen Landschaft in Überlingen am Bodensee. Inga Günther ist Geschäftsführerin des gemeinsam von den Anbauverbänden Bioland und Demeter gegründeten Unternehmens “Ökologische Tierzucht gemeinnützige GmbH”. Seit März 2015 arbeitet dieser Träger an der Weiterzüchtung eigener ökologischer Zweinutzungshühner. Tiere also, bei denen die weiblichen Hühner als Legehennen großgezogen werden und die männlichen Tiere zur Mast. Es ist kaum ein Wunder, dass sich bisher kein Unternehmen der Zucht einer eigenen Bio-Linie gewidmet hat, denn es handelt sich hierbei um eine Herkulesaufgabe, wenn man betrachtet, welcher Aufwand dafür betrieben werden muss.

Ökologische Tierzucht gGmbH Infoflyer
Die Ökologische Tierzucht GmbH informiert über die Problematik des Kükentötens und die Alternativen. / Bild: Malchus Kern

Über einen Zeitraum von 4 Monaten werden Hennen und Eier beobachtet, bis entschieden wird, welche Tiere für die Weiterzucht geeignet sind. Täglich mehrmals müssen alle Nester geprüft werden. Auch wenn die Zucht noch nicht abgeschlossen ist und sich der Erfolg erst nach Jahren zeigen wird, werden die Produkte dennoch heute schon vermarktet. Bei der Kampagne “1 Cent für die ökologische Tierzucht” wird von jedem verkauften Ei 1 Cent an das gemeinnützige Zuchtunternehmen ausgezahlt.

Einer der Landwirte, der jetzt bereits Hennen und Hähne  aus der ökologischen Tierzucht aufzieht, ist Siegbert Gerster. Auf dem Hofgut Hinterstrauben, im oberschwäbischen Ravensburg, hat er das Projekt “Das Familienhuhn” gegründet, eine “solidarische Hühnergemeinschaft”. Hier werden Familien Paten von Hühnern, zahlen einen festen monatlichen Beitrag. Die gelegten Eier aller Hühner werden wöchentlich anteilig auf alle 80 Paten(-familien) verteilt. Das Geflügel wächst in Gruppen zu maximal 100 Tieren in mobilen Ställen auf. Das ist aufwendig, wie auch die Zucht neuer Rassen. Doch die Arbeit lohnt sich um zu zeigen, dass Alternativen möglich sind – und die biologische Landwirtschaft authentisch bleibt.

Malchus Kern schreibt als Freier Autor über Nachhaltigkeit, insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung und digitale Innovationen. Auf seinem Balkon versucht er sich an Selbstversorgung.

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