Um unser aller Gewissen zu beruhigen zunächst eine positive Meldung: Der Fleischkonsum ist in Deutschland um ganze zwei Kilogramm pro Einwohner gesunken. Das ändert aber kaum etwas daran, dass hierzulande jährlich rund 750 Millionen Tiere geschlachtet werden, darunter 630 Millionen Hühner, 3,2 Millionen Rinder und 58 Millionen Schweine. Deutschland bringt es damit wieder einmal zum „Europameister“ im Schweineschlachten. Fußball wäre besser gewesen.
Der „Fleischatlas 2014“, den der BUND gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Stiftung und Le Monde Diplomatique herausgibt, stellt düstere Prognosen auf. Die globale jährliche Fleischerzeugung, die bereits jetzt bei 300 Millionen Tonnen liegt, wird bis zur Mitte des Jahrhunderts auf eine halbe Milliarde Tonne ansteigen. Allein 58 Milliarden Hühner, 2,82 Milliarden Enten, 1,38 Milliarden Schweine und 296 Millionen Rinder müssen jährlich ihr Leben in den Schlachthöfen dieser Welt lassen – oft unter grausamsten Umständen. Denn die Fleischerzeugung wird immer industrieller und „effizienter“. Zudem nimmt der Markt immer stärker oligarche Strukturen an. Zwei Unternehmen kontrollieren 94 Prozent des Zuchtbestandes kommerzieller Legehennen und drei Unternehmen 95 Prozent des Marktes für Brathähnchen.
Rasant steigt der Fleischkonsum in den Schwellenländern. Während der Verzehr von Fleisch in den Industrienationen zumindest stagniert, preschen Länder wie China oder Indien vor. Heute werden in China noch 50 Prozent der Schweine in kleinbäuerlichen Betrieben gezüchtet. Lange wird das aber nicht mehr so bleiben. Um die stetig anwachsende Bevölkerung mit Fleisch zu versorgen, hält auch hier die Industrialisierung immer stärker Einzug. In Indien hat sich die Produktion von Büffelfleisch zwischen 2010 und 2013 fast verdoppelt.
Größte Fleischkonsumenten sind aber noch immer die USA. Die Ausmaße haben teilweise unvorstellbare Dimensionen angenommen. Allein das US-Unternehmen „Tyson Foods“ schlachtet in einer einzigen Woche 42 Millionen Tiere, um den unersättlichen Hunger nach Fleisch zu stillen. Dagegen nimmt sich unser Jahreskonsum fast schon moderat aus. In den USA gibt es Betriebe, in denen bis zu 100.000 Tiere gleichzeitig gemästet werden können.
Das was am Ende abgepackt im Kühlregal landet, hat mit Fleisch kaum noch etwas zu tun. Antibiotika und Hormone werden in der Massentierhaltung standardmäßig eingesetzt, um Krankheitserreger einzudämmen und die Mast zu beschleunigen. Das Futtermittel ist belastet durch Herbizide und Pestizide. Hinzu kommen massive Umweltauswirkungen.
Neben Wasserverbrauch oder Methanemissionen auch ein immenser Flächenverbrauch. Drei Viertel aller agrarischen Nutzflächen werden heute direkt oder indirekt für die Futtermittelherstellung beansprucht. Viel effizienter wäre es, diese für die Produktion nichttierischer Lebensmittel einzusetzen. 57 Prozent der Gersten-, Roggen-, Hirse-, Hafer- und Maisernte dienen weltweit als Tierfutter.
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Ethisch vertretbar ist dieser unkontrollierte Massenkonsum schon lange nicht mehr. Ernährung ist nicht nur Privatsache, sondern hat weitreichende, sogar globale Auswirkungen: auf das Leben von Tieren und anderen Menschen, auf Umwelt, Biodiversität und Klima. 60 Kilogramm Fleisch aß jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr 2012. Auch wenn das zwei Kilo weniger waren als im Jahr zuvor, ist das noch immer viel zu viel. 15 bis 30 Kilo sind – wie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen – vollkommen ausreichend. Besser wäre es natürlich ganz auf Fleisch zu verzichten.
Die weltweite Entwicklung des Fleischkonsums ist mehr besorgniserregend. Betrachtet man die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit, kann einem schon recht mulmig werden.
Zudem ist es für mich völlig unverständlich, dass man derart hoch-gezüchtetes Fleisch aus konventionell betriebener Massentierhaltung von gequälten Tieren, mit Appetit essen kann. Sicherlich hat Jeder in den modernen Industrienationen schon einmal Bilder über die Tierhaltung im Fernsehen gesehen.
Wären die Konsumenten bereit etwas mehr Geld für Fleisch zu bezahlen und ihren Fleischverzehr zu reduzieren, blieb vielen Tieren unendliches Leid erspart, abgesehen von den positiven Entwicklungen für die Umwelt.
Viele Grüße
Maria
Interesѕanter Post! Gibt es auch eine Ҭwitter-Seitе hierzu?
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