Wieso nicht mal wandern gehen?

Der Trend zum nachhaltigen Leben ist bereits bei den meisten Deutschen angekommen. So kaufen viele wesentlich verantwortungsbewusster ein, sei es in Bezug auf Lebensmittel oder Kleidung. In Sachen Umweltschutz findet schon ein Umdenken statt, viele sind sich ihrer Verantwortung und der Notwendigkeit mitzuwirken bewusst. Also: Fairtrade-Kleidung gekauft und die Eier beim Bio-Bauern geholt – schön und gut. Aber wenn es dann um die Urlaubsplanung geht, dreht sich dann wieder alles um All-Inclusive-Angebote und Partyurlaub auf Ibiza. Nachhaltig urlauben geht anders.

Zunächst stellt sich die Frage, wie gelange ich an den Urlaubsort? Mit dem Auto, dem Flugzeug oder der Bahn? Eine Studie des deutschen Reiseverbands zum deutschen Reisemarkt im Jahr 2012 zeigte, dass 52,5 Prozent der deutschen Reisenden mit dem Auto in den Urlaub fuhren. Mit dem Flugzeug waren 32 Prozent unterwegs. Lediglich ein kleiner Teil (7,5 Prozent) fuhr mit der Bahn. Dass Autoabgase und die Verbrennung von Kerosin schlecht für unsere Luft sind, wissen wir alle. Deshalb ist der erste Schritt für nachhaltigen Tourismus, ein Reiseziel zu finden, dass idealerweise nicht nur mit dem Auto oder per Flieger zu erreichen ist. Denn rund drei Viertel aller CO2-Emissionen des Tourismus stammen aus dem Verkehr.

Emissionsrechner fürs Reiseziel

Wie viele Emissionen man bei seiner Reise freisetzt, kann man leicht selbst herausfinden. Die Internet-Seite http://www.ecopassenger.org/ errechnet einem den Schadstoffausstoß der Reise, je nach gewähltem Transportmittel. Man wählt zunächst Start- und Zielort aus und den Zeitpunkt des Reiseantritts. Innerhalb weniger Sekunden kann man sehen, wie viel Energie man verbraucht hat und wie viel CO2 dabei ausgestoßen wird, je nachdem welches Transportmittel benutzt wird. Unterschieden wird dabei zwischen der Bahnreise, der Autofahrt mit einem Mittelklasse Wagen und des Fluges inklusive der Fahrt hin und zurück zum Flughafen. Die Fahrt vom Münchner Hauptbahnhof zum Pariser Flughafen Charles de Gaulle mit dem Flugzeug stößt beispielsweise fast viermal mehr Kohlendioxid aus, als die Fahrt mit der Bahn.

Schon bei An- und Abreise kann man sich ein leichteres Gewissen verschaffen, indem man sich alternativer Reisefahrzeuge bedient. Nicht nur die Bahn ist eine gute Option, um Treibhausemissionen zu verringern, es gibt inzwischen etliche Anbieter von Busreisen und Mitfahrgelegenheiten. Gerade wenn man alleine oder zu zweit innerhalb Deutschlands reist sind Mitfahrzentralen ideal als Alternative zur Pauschalreise per Flieger. Dass das für Familien mit Kindern nicht in Frage kommt, ist natürlich klar.

Individual- statt Massentourismusthumb bigstock Alpine Lake In The Mountains 50735213

Natürlich zählt auch die Wahl des Ortes, an dem man gerne Urlaub machen will. Letztes Jahr im Sommer flogen 3,5 Millionen Deutsche nach Mallorca. Willkommen im Massentourismus. Wieso nicht mal wandern gehen? Gerade bei uns in Deutschland gibt es so viele Orte, die sehenswert und interessant sind. In der Rhön zum Beispiel haben sich Viehbauern, Metzger, Brauereien, Fischer, Jäger, Gastwirte und viele weitere zu einem Verein zusammengetan und wollen so die Kulturlandschaft im Biosphärenreservat Rhön erhalten. „Aus der Rhön – für die Rhön!“ – das ist das Motto. Alles, was es dort zu essen gibt, ist aus eigenem Anbau. Selbst der Verdauungsschnaps wird selbst hergestellt. So kann nachhaltiger Tourismus aussehen: wandern gehen in der schönen Landschaft der Rhön, Flora und Fauna bestaunen, gutes Essen genießen und einfach entspannen.

Für diejenigen, die weniger Gefallen am Wandern finden, sondern eher Meer und Strandurlaub außerhalb Deutschlands bevorzugen – auch kein Problem. Heutzutage gibt es viele Organisationen, die Hotels und Ferienanlagen Öko-Siegel verleihen, die unbedenklich für einen nachhaltigen Urlaub sind. Die „Blaue Schwalbe“ beispielsweise wurde an das griechische Strandhotel Hellenikos Idyllion vergeben. Das Meer befindet sich quasi vor der Tür und die Unterkünfte, die aus Haupthaus und Bungalows bestehen, sind umgeben von Obstgärten und Olivenbäumen. Die CO2-Konto-Aufladung für die Anreise per Flieger ist zwar kaum zu vermeiden, aber immerhin lässt sich die Weiterfahrt vom Flughafen zur Unterkunft nachhaltiger gestalten. Busse fahren in halbstündigen Abständen und bringen die Gäste zum Hotel. Besonders positiv für das grüne Herz: kein Frühstücksbuffet und kein á la carte Restaurant, sondern Selbstverpflegung. So kann man sich den frischen Fisch und Seeigel vom Dorffischer, das Brot aus dem Holzofen vom Bäcker und regionales Gemüse aus dem Dorf besorgen und selbst kochen. Die Obst- und Olivenbäume im Hotelgarten stehen auch zur freien Verfügung. Falls doch einmal die Lust zum Kochen fehlt, gibt es in den umliegenden Restaurants echte griechische Küche zu genießen. Freizeittechnisch wird einem auch Einiges geboten, so ist es doch sicher eine schöne Erfahrung und Erinnerung, einmal in einer griechischen Taverne Sirtaki bei Live-Musik getanzt zu haben.

Siegel für Ökoreisen

Das erste internationale Siegel für Ökotourismus ist die „Green Globe“-Zertifizierung. Eines der Hotels, das damit zertifiziert wurde ist das Lefay Resort & SPA am Gardasee in Italien. Außer der „Green Globe“-Auszeichnung, erhielt es zahlreiche weitere italienische Umweltsiegel, selbst der TÜV zertifizierte das Ressort. Das Besondere an der Anlage ist, dass bereits in der Planungsphase des Baus auf umweltfreundliche Bauweise geachtet wurde. So wurde der Bau auf die Landschaft hin angepasst und beispielsweise in den Hang eines Hügels integriert. Die Dächer der Gebäude sind flach und begrünt und damit Teil der Landschaft. Auch bei der Innenarchitektur wurde auf Nachhaltigkeit geachtet: Die Materialien stammen vorwiegend aus der Region, so sind die Zimmer mit Olivenholzparkett bestückt und die Möbel bestehen aus Walnussholz. Das Ressort produziert zudem eigenen Strom und Wärme durch ein Blockheizkraftwerk mit Mikroturbinentechnologie und Biomasseanlage. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Restaurants „La Limonaia“ deckt bis zu 60 Prozent des Bedarfs an Energie. Das Lefay Resort & SPA ist ein Luxushotel, das einen unvergesslichen Badeurlaub am Gardasee bietet, bei dem man kein schlechtes Gewissen wegen der Umwelt zu fürchten braucht. Entspannung wird den Gästen nicht nur überirdisch am See geboten, auch im unterirdischen SPA-Bereich ist Wohlfühlen Programm. Die Produkte, die hier verwendet werden, kommen ebenfalls größtenteils aus der Region, teilweise sind sie vom Ressort selbst hergestellt. Nach einem entspannten Tag bietet sich ein mediterranes Essen in einem der beiden Restaurants an, in denen typisch italienische Gerichte auf der Karte stehen – also kein eingedeutschtes Essen, dass man sonst von den Touristikzentren am Gardasee kennt.

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Fazit
Nachhaltiges Reisen ist also durchaus möglich. Man muss nur wissen, wo man suchen muss. Hilfe bieten da die Umweltsiegel für nachhaltigen Tourismus. Der Deutsche Reiseverband empfiehlt besonders die Siegel „Blaue Schwalbe“ und „Green Globe“. Auch die Wahl des Transportmittels kann die Reise nachhaltiger gestalten, solange das Reiseziel es zulässt.

Lara Kösesoy

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