Original von Gavin Schmidt (NASA Goddard Institute for Space Studies in New York) bei RealClimate
Übersetzt und umgeschrieben von Maiken Winter Warum wird Wasserdampf als Treibhausgas bezeichnet? Warum schenken wir anderen Treibhausgasen so viel mehr Beachtung, obwohl der Wasserdampf das Wichtigste aller Treibhausgase ist? Wissenschaftler antworten darauf, dass Wasserdampf in der Tat ein wichtiges Treibhausgas ist; jedoch ist es selbst nicht eine treibende Kraft („forcing“) für den Treibhauseffekt, sondern entsteht durch Rückkopplung. Was bedeutet das eigentlich?
Dazu erst einmal eine kurze Grundlage. Langwellige (oder auch Wärme-) Strahlung strahlt von der Erdoberfläche ab, und wird zu einem grossen Teil von der Erdatmosphäre absorbiert. Dafür ist v.a. Wasserdampf verantwortlich. Aber wie wichtig ist der Wasserdampf für diese Absorption wirklich? Wasserdampf ist, wenn man sich auf die Masse bezieht, das häufigste Treibhausgas – es nimmt ca 0.3% der Masse der Atmosphäre ein, im Vergleich zu 0.06% für CO2. Damit nimmt es ca 80% der Masse aller Treibhausgase ein (und ca 90% des Volumens). Trotzdem ist der Wasserdampf als Treibhausgas weniger wichtig als es zuerst erscheint. Dies wurde mit statistischen Modellen berechnet.
Um die Wichigkeit eines Moleküls als Treibhausgas zu quantifizieren, kann man ein statistisches Modell erstellen, welches sämtliche Moleküle oder Partikel beinhaltet, die langwellige Strahlung absorbieren (alle Treibhausgase, Wolken, und Aerosole). Jeweils eines dieser Partikel oder Moleküle wird dann aus dem Modell entfernt, und der Unterschied der Absorption langwelliger Strahlung zwischen den Modellen berechnet. Dieser Unterschied zeigt dann den minimalen Einfluss der jeweiligen Komponente an. Umgekehrt kann man den maximalen Einfluss jeder Komponente berechnen, indem man die Absorption jeder einzelnen Komponente für sich allein betrachtet, und dann mit dem gesamten Modell vergleicht. Meistens sind die so festgestellten Minima und Maxima des Absorptionsanteils nicht gleich, da sich die Absorptionsspektra verschiedener Moleküle oder Partikel oft überschneiden (z.B. kann die Strahlung einer bestimmten Frequenz sowohl von Wasserdampf als auch von CO2 absorbiert werden; das grundlegende Modell dafür kann man auf der GISS model website finden).
Absorbierendes |
Teil der langwelligen der immer noch absorbiert wird |
Keins |
100% |
H2O (Wasser) |
64 |
Wolken |
84 |
CO2 |
91 |
O3 (Ozon) |
97 |
Andere THG |
98 |
H2O+Wolken |
34 |
H2O+CO2 |
47 |
Alles ausser H2O+Wolken |
85 |
Alles ausser H2O |
66 |
Alles ausser CO2 |
26 |
Alles ausser O3 |
7 |
Alles ausser andere THG |
8 |
Alles |
0% |
Die nebenstehende Tabelle zeigt, um wie viel sich die Absorption langwelliger Strahlung ändert, nachdem ein oder mehrere Komponenten von dem Modell entfernt sind. Da sich das Absorptionsspektrum der verschiedenen Moleküle überschneidet, ist die Summe der Absorption aller Moleküle weit grösser als 100%. Obwohl die Überschneidung der Absorptionsspektren die Ergbnisse etwas komplizierter machen, ist doch eindeutig zu erkennen, dass Wasserdampf mehr langwellige Strahlung absorbiert (36-66%) als irgendein anderes Treibhausgas. Zusammen mit den Wolken ist der Wasserdampf sogar für 66-85% aller absorbierter langwelliger Strahlung verantwortlich. Dahingegen absorbieren Ozon und andere Treibhausgase höchstens 7 und 8% der langwelligen Strahlung; CO2 absorbiert nur 9 – 26% aller langwelligen Strahlung.
Der Anteil des Wasserdampfes als Absorbierer langwelliger Strahlung ist demnach tatsächlich so hoch, dass es in der Tat das wichtigste Treibhausgas ist. Jedoch besteht ein wichtiger Unterschied zwischen Wasserdampf und anderen Treibhausgasen: Wasserdampf hat eine sehr kurze Verweildauer in der Atmosphäre (etwa 14 Tage). Im Vergleich dazu bleiben CO2 (Jahrzehnte bis Jahrhunderte) und Methan (Jahrzehnte) sehr viel länger in der Atmosphäre. Was hat dieser Unterschied in der Verweildauer mit der Wichtigkeit einer Komponente als Treibhausgas zu tun?
Die Menge des Wasserdampfes in der Atmosphäre wird kurzzeitig durch Verdunstung reguliert. Verdunstung wiederum ist direkt von der Temperatur abhängig – je wärmer es ist, umso mehr Wasser verdunstet, und umso mehr Wasserdampf ist in der Atmosphäre. Wenn sich die Oberflächentemperatur der Erde erhöht (durch erhöhte Emissionen von Treibhausgasen, veränderte Intensität der Sonnenstrahlung, oder Vulkanausbrüche), kann man daher erwarten, dass sich die Menge des Wasserdampfes schnell an die veränderte Temperatur anpasst. Dabei kann man davon ausgehen, dass sich die Menge des Wasserdampfes ungefähr so ändert, dass die relative Luftfeuchtigkeit konstant bleibt. Diese Aussage ist übrigens ein Ergebnis statistischer Modelle ist, nicht nur eine blosse Annahme. Da sich bei einer ungefähr konstanten Luftfeuchtigkeit die spezifische Luftfeuchtigkeit bei einer Zunahme der Lufttemperatur erhöht, wird sich bei einer Temperaturerhöhung also auch die Menge des Wasserdampfes in der Atmosphäre erhöhen. Diese Erhöhung wiederum wird die Absorption der langwelligen Strahlung erhöhen, und dadurch zu einer weiteren Temperaturerhöhung beitragen. Diese positive Rückkopplung wird auch als “Wasserdampf-Rückkopplung” bezeichnet. Daher ist Wasserdampf selbst keine treibende Kraft als Treibhausgas, sondern ist von dem Vorkommen anderer Treibhausgase abhängig.
Maiken Winter
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