Bereits seit längerem wird von verschiedenen Wissenschaftlern darüber diskutiert, ob die weltweite Erderwärmung zu einem verstärkten Vulkanismus führt. Bereits im Jahr 2002 hatte eine Studie ergeben, dass die Vulkanaktivitäten auf Island seit der letzten Eiszeit um etwa 30 bis 50 Mal gestiegen sind. Als Grund benennen die Geowissenschaftler den Rückgang des Eises und die damit verbundene Druckverringerung auf die Vulkane.
Sinkt der Druck einer teilweise kilometerdicken Eisschicht auf die Vulkane, so wird hierdurch die Bildung von Magma der unter dem Eis liegenden Vulkane im Erdmantel beschleunigt. Durch diesen Druckabfall mit dem Schmelzen der Eisschicht sinkt der Schmelzpunkt des Mantelmaterials. Normalerweise befinden sich dort nur geringe Flüssigkeitsmengen, die durch die Dekompressionsschmelze nun nach oben, beispielsweise in den Krater eines Vulkans, drängen.
Kommt es durch den Klimawandel nun zu vermehrten Vulkanausbrüchen und war der Island Vulkan, der den Flugverkehr tagelang lahm legte nur der Anfang?
Die Zusammenhänge zwischen dem Rückgang des Eises und einem verstärkten Vulkanismus hat zwar der britische Vulkanologe Hugh Tuffen in einem Beitrag für die wissenschaftliche Fachzeitschrift Philosophical Transactions of the Royal Society A aktuell dargestellt, doch bei einem Vulkanausbruch kommen noch viele Faktoren zum Tragen, die auch Tuffen zu bedenken gibt. So spielen neben der Eisschmelze auch Erdbeben oder die chemische Veränderung der Magmazusammensetzung eine Rolle und selbst Vulkane, bei denen vermehrte Eisschmelze beobachtet wurde, blieben ruhig – wie der Torajökull auf Island.
Unbestritten ist hingegen die Zunahme des Vullkanismus seit Ende der letzten Eiszeit. Aber nicht unbedingt der Rückgang des Eises muss Schuld daran sein, auch das Abrutschen der Flanken eines Vulkans führt zu einer Druckänderung, die das Magma zum Hochdrängen veranlasst. Ebenso wie Eruptionen, die durch Spannungen im Untergrund ausgelöst werden, können zu vermehrter Vulkantätigkeiten führen. In der Vergangenheit wurden häufig solche Zusammenhänge beobachtet, so ging den Ausbrüchen von Stromboli und Ätna ein Beben nördlich von Palermo voraus.
Nicht immer lassen diese unterirdischen Vorboten klar auf einen folgenden Ausbruch schließen, die Veränderungen in den Tiefen der Erde laufen, genau wie die in der Atmosphäre, sehr langsam ab und die Wirkung wird manchmal erst Jahrzehnte später sichtbar. Den Klimawandel in Bezug auf die vermehrte Vulkanaktivität zu bringen ist daher auf den zweiten Blick gar nicht so abwegig.
Judith Schomaker
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