Es ist ein Trend, der sich seit 2014 langsam in Deutschland durchsetzt: das verpackungsfreie Einkaufen. Über dreißig solcher Geschäfte gibt es mittlerweile in Deutschland. Aus einem guten Grund – jeder Deutsche produziert jährlich durchschnittlich 611 Kilogramm Müll.
Wir leben in einem Meer von Plastik. Ob die Milch im Tetrapak, Nudeln in der Verpackung oder der Smoothie To Go. Die Bio-Zucchini ist extra einfoliert, damit sie von der Konventionellen unterschieden werden kann. Vom Supermarkt bringen wir nicht nur Lebensmittel mit nach Hause, sondern auch jede Menge Müll. Vermeidbarer Müll, haben sich die Gründer von Läden wie “Lose” (Dresden), Schüttgut (Stuttgart) oder Heimatliebe Unverpackt (Markdorf am Bodensee) gedacht. Hier wird versucht, konsequent Müll zu vermeiden.
Doch wie funktioniert das Konzept genau? Am allerbesten funktioniert es, wenn mitgedacht wird. Im Idealfall bringt der Kunde seine eigenen Mehrwegbehälter, egal ob Gläser, Dosen, Flaschen, Tüten oder Körbe, von zu Hause mit. Diese werden zunächst gewogen und das Gewicht vermerkt. Dann kann gefüllt werden: Nudeln, Haferflocken oder Kaffeebohnen direkt aus großen Spendern in den mitgebrachten Behälter, Flüssigseifen, Speiseöle oder Essige in die eigenen Flaschen oder Gemüse in den Einkaufskorb. Gekauft wird dabei nur, was gebraucht wird. So ist es auch möglich, nur 100g Couscous zu kaufen oder einige Fruchtgummis. Manchmal müssen die Geschäfte dabei etwas kreativer werden. Zahnpasta gibt es als Zahnputzpastillen zu kaufen, Käse wird vom Personal geschnitten und auf die Tomatensauce in Gläsern wird ein extra Pfand behoben, damit es auch sicher wieder zurück kommt, um wieder verwendet werden zu können. Nicht nur hier ist Vertrauen zwischen Verkäufer und Kunde wichtig. Unverpackt bedeutet auch, dass nicht die Marke, sondern ein Produkt im Vordergrund steht. Umso wichtiger ist eine entsprechende Beratung.

Auch auf der Lieferantenseite versuchen diese Geschäfte, ihr Konzept konsequent umzusetzen. Simone Keller von “Heimatliebe Unverpackt” in Markdorf am Bodensee achtet darauf, dass ihre lose Ware möglichst direkt vom Importeur zu ihr kommt, in einem Papiersack auf einer Mehrwegpalette. Ihr Geschäft ist eine Innovation für die Region und sie hofft, dass sich dies bald ändern wird, damit ihre Kunden nicht von weit her anreisen müssen, um endlich plastikfrei und unverpackt einkaufen zu können. Vielleicht sollte sich Deutschland ein Beispiel an Kanada nehmen. Dort gibt es mit BulkBarn einen Anbieter mit 230 Läden und über 4000 Produkten an losen Waren bereits seit 1982. Unverpackt Einkaufen bedeutet, seine Einkaufsroutine zu ändern. Doch es lohnt sich, der Umwelt zuliebe. Wenn du wissen möchtest, wo der nächste Unverpackt-Laden in deiner Nähe ist, dann findest du unter Wasteland Rebel ein Verzeichnis aller Unverpackt-Läden in Deutschland.
Malchus Kern schreibt als Freier Autor über Nachhaltigkeit, insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung und digitale Innovationen. Auf seinem Balkon versucht er sich an Selbstversorgung.
—
Erfahre mehr darüber, wie Du deinen Konsum noch verantwortungsvoller gestalten kannst. Einfache Ideen, um mehr selber zu machen und interessante, faire Produkte helfen dabei – mittwochs auf cleanenergy-project.de.