Du bist, was du isst! So zumindest das Sprichwort. Und was isst Deutschland? Diese Frage hat sich das Bundesministerium für Ernähr-ung und Landwirtschaft gestellt und im letzten Monat den Ernährungsreport 2017 heraus-gegeben. In insgesamt elf Punkten fasst der Bericht die aktuellsten Ernährungstrends und –Gewohnheiten der Deutschen zusammen. Das hat das Meinungsforschungsinstitut forsa rund 1.000 Bundesbürgerinnen und -bürger ab 14 Jahren zu ihren Ess- und Einkaufsgewohnheiten befragt. Die Ergebnisse zeigen zum Teil signifikante Veränderungen zur letzten Studie aus dem Jahr 2015.
Zu den Ess- und Einkaufsgewohnheiten der Deutschen gab es bereits einige Hypothesen, die im Rahmen des Reports teilweise bestätigt, aber auch wiederlegt wurden. So zum Beispiel:
FRAUEN BEREITEN ESSEN LIEBER SCHNELL UND EINFACH ZU!
Stimmt. Mehr Frauen (63 Prozent) als Männer (46 Prozent) bevorzugen die schnelle und einfache Essenszubereitung.
OSTDEUTSCHE LEBEN GESÜNDER ALS WESTDEUTSCHE!
Richtig. Menschen im Westen greifen häufiger täglich zu Süßigkeiten (23 Prozent) als Ostdeutsche (11 Prozent). Entsprechend stehen Obst und Gemüse im Osten eher auf dem Speiseplan (82 Prozent) als im Westen (73 Prozent).
TIERWOHL-LABEL SIND BEIM EINKAUF RELEVANTER GEWORDEN!
Stimmt. Fast die Hälfte der Menschen achtet beim Einkauf inzwischen auf artgerechte Haltung (47 Prozent). 2015 waren es noch gut ein Drittel (36 Prozent). Über drei Viertel der Menschen findet ein staatliches Tierwohl-Label wichtig oder sehr wichtig (79 Prozent).
Insgesamt betrachtet der Report elf Trends, die sich während der Befragung am deutlichsten abgezeichnet haben. Im Mittelpunkt stand dabei vor allem die Tierhaltung und Ernährung der Kinder.
- Lecker, gesund – und schnell zubereitet! -Über die Hälfte der Interviewten legt in zwischen Wert auf eine einfache und schnelle Zubereitung (55 Prozent). Besonders die 19 bis 29-Jährigen haben keine Zeit zu verlieren (72 Prozent), während die fixe Vorbereitung für die über 60-Jährigen weniger wichtig ist (47 Prozent).
- Die Kochlust nimmt ab – In Deutschlands Küchen wird immer seltener gekocht. So ist die Zahl derer, die täglich am Herd stehen, weiter gesunken (von 41 Prozent 2015 auf 39 Prozent 2016).
- Selbstverpflegung statt Kantine! – Die klare Mehrheit der Erwerbstätigen, Schüler oder Studierenden bringt sich täglich bzw. sehr häufig lieber Essen von zu Hause mit (57 Prozent).
- Gute Wahl: Kriterien beim Lebensmittelkauf – Nach dem persönlichen Geschmack (97 Prozent) ist die regionale Herkunft (73 Prozent) das wichtigste Kaufkriterium, gefolgt von Produktinformationen und Preis (je 57 Prozent). Bestimmte Siegel und Label 35 Prozent der Befragten wichtig.
- Informieren auf vielen Kanälen – Wenn es um Lebensmittel geht, nutzen die Deutschen vielfältige Informationsmöglichkeiten. Gut drei Viertel von ihnen (78Prozent) machen sich direkt im Laden ein Bild von der Qualität der Ware und mehr als die Hälfte (51 Prozent) recherchiert inzwischen auch im Internet zu Produkten. Immer wichtiger für alle werden Etiketten und Siegel, das bestätigen knapp zwei Drittel der Befragten (64 Prozent, Vergleich 2015: 60 Prozent). Stärker als vergangenes Jahr achten die Deutschen insbesondere auf Tierwohllabel als Kennzeichen einer besonders tiergerechten Haltung (47 Prozent, 2015: 36 Prozent). Vier von fünf Befragten fänden ein staatliches Tierwohl-Label als offizielles Siegel wichtig oder sehr wichtig (79 Prozent).
- Mehr Supermarkt, weniger Bio: wie Deutschland einkauft – Große Lebensmittelmärkte werden von den Deutschen immer häufiger in Anspruch genommen: Rund zwei Drittel von ihnen kaufen fast alle oder den Großteil der Lebensmittel im Supermarkt (62 Prozent, 2015: 59 Prozent). Zwei von fünf Befragten nutzen (auch) den Discounter (42 Prozent, 2015: 35 Prozent). Etwas seltener besuchen die Deutschen dafür den Bioladen (6 Prozent, 2015: 8 Prozent).
- Ab in die Tonne? – Jeder Zwanzigste entsorgt Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums sofort (5 Prozent). Immerhin drei Viertel der Befragten (76 Prozent) prüfen, ob das Produkt nicht doch noch genießbar ist.Rund ein Fünftel entscheidet von Fall zu Fall (19 Prozent). Bei verderblichen Waren wäre generell ein Verbrauchs- oder Verfallsdatum sinnvoller als die mitunter verwirrende Angabe einer Mindesthaltbarkeit – so jedenfalls denken gut zwei Drittel der Deutschen (70 Prozent).
- Tierhaltung im Fokus: bessere Bedingungen gewünscht – Ein Viertel (24 Prozent) der Befragten sieht Verbesserungsbedarf vor allem im Umgang mit dem Tierwohl: Hier halten sie mit großer Mehrheit (87 Prozent) eine Verbesserung für erforderlich, eine Überprüfung und Verbesserung der Standards für erforderlich, wünschen sich aber auch zu großen Teilen (82 Prozent) mehr Transparenz für Verbraucher, etwa durch Siegel oder Label.
- Bessere Tierhaltung darf ihren Preis haben – Wären die Deutschen auch bereit, für Lebensmittel mehr zu zahlen, wenn Tiere dafür besser gehalten worden sind, als es das Gesetz vorschreibt? Keine Frage, sagen neun von zehn Befragten (88 Prozent). Frauen (90 Prozent) präsentieren sich dabei noch etwas entschlossener als Männer (85 Prozent).
- Gesünder essen in Kindergarten und Schule! – Um die Qualität des Mittagessens in Ganztagseinrichtungen wie Schule oder Kita weiter zu verbessern, wünschen sich neun von zehn Deutschen verbindliche Essensstandards (90 Prozent). 80 Prozent sehen eine steuerliche Begünstigung von Schulmahlzeiten als probate Maßnahme, etwas weniger Befragte fordern ein generelles Mitspracherecht von Kindern und Eltern, wenn es um die Gestaltung der Essenspläne geht (73 Prozent).
- Gesunde Ernährung als Schulfach? – Neun von zehn Deutschen finden Ernährungsunterricht oder -kunde im Vergleich zu Mathematik, Deutsch oder Englisch wichtig oder sehr wichtig (zusammen 89 Prozent).
Quelle: Ernährungsreport 2017
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