Öko-Test: Kunstledertaschen mit Schadstoffen belastet

Lifestyle - Öko-Test- Untersuchung

Sind Handtaschen aus Kunstleder so gut, wie ihre Hersteller versprechen? Und sind sie eine sinnvolle Alternative zu Echtleder-Produkten? Öko-Test hat dies überprüft. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Demnach finden sich in vielen der Kunstledertaschen giftige Chemikalien und Schwermetalle. Einige der Substanzen sind nicht nur umweltschädlich, sondern können auch unsere Gesundheit gefährden. Die Hersteller verweisen allerdings darauf, dass alle gesetzlichen Grenzwerte eingehalten werden.

Handtaschen aus rein veganen Materialien erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Sie sehen täuschend echt aus, sind meist deutlich günstiger als Taschen aus echtem Leder und für die Herstellung müssen keine giftigen Gerbstoffe eingesetzt werden, die nachher beim Tragen an die Haut gelangen können. Gerade für Veganer jedoch ist das wohl größte Argument, dass für Kunstleder kein einziges Tier sterben muss. 

Gegen Echtleder spricht außerdem, dass man oft die schlechten Arbeitsbedingungen in den Herstellungsländern mitkauft. Dort müssen die Menschen in den Gerbereien für Billiglöhne mit giftigen und ätzenden Substanzen hantieren. Mangels Abwassersysteme gelangt die giftige Brühe dann oft ungeklärt in die Umwelt.

Man könnte also glauben: Der Griff zur Kunstledertasche schont nicht nur die Geldbörse, sondern ist weit besser für die Umwelt. Und da die Imitate mittlerweile täuschend echt aussehen, kaufen immer mehr Menschen die vermeintlich sinnvollere Alternative. Doch tut man sich und der Umwelt mit den Kunstledertaschen wirklich einen Gefallen?

Fakt ist, für Kunstleder müssen keine Tiere sterben. Daran gibt es nichts zu rütteln. Ein klares Plus für das Imitat. Außerdem sind die Kunstleder-Handtaschen meist deutlich günstiger als vergleichbare Produkte aus echtem Leder. Zweiter Pluspunkt. In puncto Umweltverträglichkeit und leider auch bei der Gesundheitsgefährdung für die Besitzer sieht es allerdings nicht so eindeutig aus.

Kunstleder besteht meist aus Polyester und einer Beschichtung aus Polyurethan – beides Materialien auf Erdölbasis. Bei der Verarbeitung dieser Materialien können ebenfalls bedenkliche Nebenprodukte entstehen oder mit in die Produkte eingearbeitet werden. So zum Beispiel Formaldehyd, Weichmacher, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), zinnorganische und phosphororganische Verbindungen und sogar giftige Schwermetalle.

Um herauszufinden, ob die Kunstleder-Handtaschen beliebter Marken mit messbaren Mengen solcher Substanzen belastet sind, hat Öko-Test 15 Taschen beliebter Marken in ein unabhängigen Labor analysieren lassen. Das Ergebnis, so schreibt Öko-Test sei „ernüchternd“ gewesen. Wer geglaubt habe, mit der Kunstlederhandtasche eine gute Alternative zu Leder gefunden zu haben, werde bitter enttäuscht:

Demnach seien in allen Handtaschen PAK nachgewiesen worden. Diese Substanzen seien teilweise als krebserregend oder zumindest krebsverdächtig eingestuft. In drei getesteten Handtaschen wurden sogar so hohe Werte festgestellt, dass Öko-Test sie besonders schlecht bewertet habe. PAK erkenne man meist an seinem eindringlichen Geruch, schreibt das Verbrauchermagazin.

Auch zinnorganische Verbindungen wurden in allen Taschen gefunden. In einer Tasche sei sogar das als besonders giftig geltende Dioktylzinn nachgewiesen worden. Gelangt dieses in die Umwelt, ist es meist nur schwer abbaubar. Zudem kann es nachweislich das Immunsystem von Tieren beeinträchtigen.

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Neben Zinn wurden auch andere Metalle in den Taschen festgestellt. Darunter Chrom, sowie laut Öko-Test „problematische Mengen“ Blei und Cadmium sowie des löslichen Halbmetalls Antimon. Vor allem die giftigen Schwermetalle Blei und Cadmium haben in Handtaschen nichts zu suchen, betont das Verbrauchermagazin. Sobald die Taschen entsorgt werden entstünde dadurch eine enorme Umweltbelastung.

Auch die in neun Taschen gefundenen PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen sind schlecht für die Umwelt. Öko-Test zieht deshalb den Schluss: Wer die Umweltverschmutzung durch Gerbeabwässer der Lederproduktion kritisiert, kann sich auch bei Kunstlederhandtaschen nicht entspannt zurücklehnen. Besonders bedenklich für uns Menschen: Werden PVC belastete Taschen nach der Entsorgung verbrannt, entstehen gesundheitsschädliche Dioxine.

Insgesamt fielen neun Modelle, also mehr als die Hälfte der getesteten Taschen, mit „ungenügend“ durch. Drei weitere stufte Öko-Test als „mangelhaft“ ein. Nur zwei Exemplare schaffen es auf „befriedigend“, eines auf „ausreichend“. Die Hersteller reagierten umgehend und verwiesen darauf, dass ihre Produkte alle gesetzlichen Grenzwerte einhalten würden. Öko-Test betonte, bedenkliche Substanzen aufgrund des Verbraucherschutzes vorbeugend strenger zu bewerten als der Gesetzgeber.

Hier geht es zur vollständigen Auswertung inkl. aller Hersteller.

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