Meistens denkt man bei dem Begriff „Selbstversorgung“ doch eher an ländliche Weite, urige Bauernhöfe, viele Tiere und eine ganze Menge Arbeit. Dabei gibt es richtig viel, was man auch in der Stadt tun kann! Und weil das viel Freude macht und das meiste davon gar nicht so schwer ist, geht es in unserer Samstagsserie um die wichtigsten Möglichkeiten
Teil V: Es gackert im Garten – Hühner halten in 5 Schritten
Für viele Selbstversorger sind sie die Einstiegs-Tiere schlechthin: Hühner.
Sie sind klein, verhätnismäßig einfach und platzsparend zu halten und schenken einem täglich frische Eier, die auf vielfältige Weise genutzt werden können. Und – je nach dem, ob es für den Halter eine Option darstellt – Fleisch und Federn.
Was gilt es also zu beachten als Neu-Hühnerhalter?
Schritt 1: Die rechtliche Seite
Absprechen sollte man sich als Mieter auf jeden Fall mit seinem Vermieter. Und auch eine vorherige Absprache mit Nachbarn kann von Vorteil sein – sind die Nachbarn skeptisch, kann es sich lohnen, gleich mal die Aussicht auf frische Eier ins Gespräch zu bringen.
Zwar sind die Regelungen für Hühner im Vergleich zu anderen Tieren recht überschaubar, aber auch hier gibt es einige Dinge zu beachten – insbesondere:
- Absicherung der Tiere über Haftpflichtversicherung oder evtl. Zusatzversicherung,
- Anmeldung beim Veterinäramt,
- Anmeldung bei der Tierseuchenkasse,
- Pflicht-Impfungen (z.B. Newcastle-Krankheit),
- Meldepflichten (z.B. bei Verdacht auf Seuchen wie Vogelgrippe),
- etwaige Notwendigkeit einer Genehmigung für Freilandhaltung,
- Einhaltung tierschutzrechtlicher Mindeststandards (z.B. Tierschutz-
- Nutztierhaltungsverordnung),
- bauliche Vorschriften (Baunutzungsverordnung, öffentliches Baurecht, Flächennutzungsplan).
Schritt 2: Der Platz
Hühner gehören zu den platzsparendsten Nutztieren. Doch wer sein eigenes Federvieh halten möchte, sollte das möglichst artgerecht tun – und dabei ist gerade genügend Platz ein wichtiger Punkt.
Grundsätzlich kann man seine Hühner frei herum laufen lassen. Dann sollte man jedoch darauf achten, dass sie nicht an Beete heran kommen, in denen für sie interessantes Futter wächst. Alternativ eignet sich für Hühner ein großzügig eingezäuntes Gehege, in dem sich auch der Stall befindet. Die Höhe des Zauns orientiert sich dabei an der Flugfähigkeit der Tiere. An Auslauf sollten etwa 10 m² pro Huhn einkalkuliert werden.
Schritt 3: Der Stall
Egal ob gekauft oder selbst gebaut: aus Sicht des Huhns darf der Stall durchaus primitiv ausgestattet sein. Auch eine Isolation ist für die meisten Hühnerrassen nicht notwendig.
Wichtig ist, dass die Behausung zugfrei und gut belüftet ist. Außerdem sollten Sitzstangen und Nester vorhanden sein und ein guter Zugang zu sauberem Futter und Wasser gewährleistet werden. Um die Hühner möglichst wenig in ihrem Zuhause zu stören, können Ställe interessant sein, bei denen die Nester von außen zugänglich sind, um die Eier heraus zu holen.
Je nach Hühnerrasse können etwa 5 Hühner auf einem Quadratmeter Stallfläche gehalten werden, vorausgesetzt es ist ansonsten ein entsprechender Auslauf vorhanden. Doch auch ein größerer Stall freut die Hühner und erleichtert die tägliche Arbeit auch für den Halter.
Schritt 4: Die Tiere
Optimal für den Anfänger eignen sich heimische und robuste Landrassen. Ein ruhiges Wesen erleichtert die Haltung ungemein. Auch auf die Ansprüche bezüglich Haltung und Futter sollte geachtet werden.
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Zwar ist es eine gute Tat, „gerettete“ Hühner aus konventioneller Haltung bei sich aufzunehmen, doch sollte nicht vergessen werden, dass diese, um überhaupt zu überleben, meist sehr spezifische Ansprüche an Temperatur und Futter haben. Ob Hahn oder nicht Hahn bleibt hingegen eine persönliche Frage – und womöglich auch eine Frage der Akzeptanz in der Nachbarschaft. Eier legen die Hühner auch ohne einen Gockel.
Interessant jedoch sind Hähne natürlich für eine Nachzucht. Und auch für das Sozialgefüge kann ein Hahn von Vorteil sein, indem er Ruhe in die Herde bringt, seine Hühner beschützt und dabei hilft, etwaige Streitigkeiten unter den Hennen zu schlichten.
Anfänger tun sich eventuell mit einem älteren Hahn leichter, der bereits Erfahrung mitbringt und bei der „Erziehung“ der Junghennen mitwirkt. Pro Hahn sollten etwa 6 Hennen in der Herde sein.
Schritt 5: Die Arbeit
Hühner gehören zu den eher pflegeleichten Nutztieren. Aber ein wenig Arbeit gehört natürlich auch dazu: füttern, Wasser auffüllen, den Stall ab und zu säubern (und evtl. desinfizieren) sowie Stall und Gehege in Schuss halten – das war’s eigentlich schon.
Das tägliche Eier sammeln darf man hingegen getrost unter „Freizeit“ statt Arbeit verbuchen.
Quelle: www.huehner-haltung.de
Neben Hühnern können auch Enten, Gänse und anderes Federvieh in der Stadt gehalten werden. Gerade bei ersteren muss dann aber ein Teich oder großzügig fließendes Wasser zur Verfügung stehen, um eine artgerechte Haltung zu gewährleisten.
Na, Lust bekommen, selbst Hühner oder Bienen zu halten, zu gärtnern, zu sammeln und haltbar zu machen?
Oder hast Du weitere Ideen für mehr Selbstversorgung in der Stadt? Dann gerne ab damit in die Kommentare!
In weiteren Teilen dieser Serie geht es um selbst gemachte Naturmedizin und Kosmetik, DIY, Recycling, Upcycling und vieles mehr, was auch in der kleinen Stadtwohnung möglich ist.
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Das Projekt „StadtSelbstversorger“ hat sich übrigens der Selbstversorgung in der Stadt verschrieben. Mehr Infos sowie Links und Artikel gibt es auf Facebook.
Erfahre mehr über die Möglichkeiten und die Philosophie der Selbstversorgung und nachhaltigen Landwirtschaft. Ab sofort immer samstags auf cleanenergy-project.de.
Mehr von der freien Autorin Nadine Wahl gibt es auf www.nadinecarolin.com sowie bei Facebook und Instagram.
Bilder: Malchus Kern, Yes! We can farm.
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