Elektronische Geräte wurden in den letzten Jahren immer kürzer genutzt und zunehmend als Wegwerfartikel betrachtet – mit schädlichen Folgen für die Menschen und die Umwelt. Das wird auch durch die wachsenden Mengen an Elektroschrott belegt. Diese Einstellung scheint sich aber langsam zu ändern. Die Notwendigkeit aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheit zu sparen sowie ein wachsendes Umweltbewusstsein machen die Reparatur von gebrauchten Geräten als kostengünstige und umweltfreundliche Alternative wieder attraktiv. Erlebt das Reparieren von Geräten eine Renaissance, fragt Rafał Jędrzejek von Green Cell in einem Gastbeitrag.
Nicht erst mit der Umstellung auf Home-Office und Online-Unterricht sind Laptops oder Computer in den meisten Haushalten unerlässlich geworden. Für viele Familien, in denen sich bisher mehrere Personen ein Gerät geteilt haben, war dies allerdings durch die Maßnahmen der vergangenen Monate plötzlich nicht mehr ausreichend. Jedoch ist die Anschaffung neuer Geräte für Viele in Zeiten von Kurzarbeit und Verdienstausfällen eine Herausforderung.
Eine kostengünstige und umweltfreundliche Alternative zum Kauf eines neuen, möglichst günstigen Geräts ist die Investition in Ersatzteile für die Reparatur von gebrauchten Geräten. Nach Ansicht von Experten, kann bei vielen Laptops durch den Austausch von Schlüsselkomponenten, wie dem Akku oder der SSD-Festplatte, die ursprüngliche Leistung wiederhergestellt oder die Effizienz des Geräts sogar noch weiter gesteigert werden. Das ist oft wesentlich günstiger als der Kauf eines neuen Geräts. Die längere Nutzungsdauer von Elektrogeräten hätte zudem auch positive Auswirkungen auf die Umwelt indem die Elektroschrottmengen reduziert werden.
Denkanstoß für Unternehmen
Auch für Unternehmen und Institutionen ist es oft finanziell sinnvoller ältere, noch funktionsfähige Geräte zu reparieren, anstatt sie mit neuen, möglichst kostengünstigen Modellen zu ersetzen.
Als Folge der aktuellen Krise sind viele Unternehmen auf Kosteneinsparungen angewiesen und verschieben die Anschaffung von neuen Geräten. Ein weiterer Grund für die Firmen, ihre alten Geräte zu reparieren und wiederzuverwenden, ist ein steigendes Umweltbewusstsein. 95 Prozent der deutschen Unternehmen haben Richtlinien für Nachhaltigkeit (Corporate Social Responsibility – CSR) etabliert. Diese beinhalten üblicherweise Vorgaben über das Recycling von ausgedienten Geräten und Equipment. Allerdings zeigen Studien, dass trotz dieser CSR-Vorgaben bisher nur bei 24 Prozent der Firmen ausgemusterte Geräte recycelt oder wiederverwendet werden. Bei den meisten Firmen füllt alte Hardware jahrelang Lagerräume bis sie schließlich verschrottet wird.
Vielleicht könnte die aktuelle Kostenbremse für Neuanschaffungen in Firmen also auch einen positiven Trend zur Reparatur vorhandener Geräte auslösen, der nicht nur den Finanzen, sondern auch der Umwelt zugutekommt.
Recht auf Reparatur
Ab 2021 tritt eine EU-Richtlinie in Kraft, nach der die Hersteller von Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräten Produkte mit längerer Lebensdauer und einfacherer Reparatur als bisher liefern müssen[i]. Ziel ist es, die Verbraucher so genannter „großer Elektronik“ zu ermutigen, das häufige Ausmustern von Geräten zu vermeiden. Die Verfügbarkeit von Komponenten und der Reparaturmarkt in Deutschland bieten eine breite Palette von Möglichkeiten, auch kleinere Geräte zu renovieren.
Nicht nur Laptops und Computer haben die Chance auf ein zweites Leben. Auch viele Haushaltsgeräte wie Kameras und Camcorder, Telefone, aber auch Akkuschrauber, Staubsauger und die immer beliebter werdenden Drohnen lassen sich oft mit geringem Aufwand reparieren.
Werden wir aufhören, Geräte als reine Wegwerfartikel zu betrachten? Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob sich dieser Retro-Trend durchsetzt. Die aktuelle Krise scheint uns jedoch daran erinnert zu haben, dass Wegwerfen nicht die einzige Option ist, sondern dass es sich lohnt vorhandene Geräte zu reparieren oder aufzurüsten.
Gastbeitrag von Rafał Jędrzejek, Green Cell
[i] https://www.zeit.de/news/2019-10/01/neue-regeln-fuer-haushaltsgeraete-reparieren-statt-wegwerfen