Der Herbst ist bereits da und ein ganz besonderer in München: Bei dem diesjährigen Klimaherbst vom 7.-24. Oktober dreht sich alles um das Motto: „Es reicht. Wieviel Haben braucht das Sein?“. Macht uns also der Besitz von Gegenständen glücklich? Sind Zeit und Fürsorge für die Umwelt nicht viel wichtiger? Zeit nachzudenken – und schon mal den einen oder anderen guten Vorsatz für das neue Jahr zu formulieren.
Wir leben in Europa in einer Wohlstandsgesellschaft. So besitzt jeder hier im Durchschnitt rund 10.000 Gegenstände. Das ist eine beträchtliche Zahl, bei der sich wohl jedem ganz automatisch die Frage stellt: Brauche ich das wirklich? Was bleibt am Ende? Und macht mich der Besitz eines neuen Handys, der zehnten Tasche oder der Kauf dieses neuen Computerspiels glücklicher?
Dabei sind es doch schließlich nicht die materiellen Besitztümer, die uns zufrieden machen, sondern vielmehr die Erlebnisse mit anderen Menschen zusammen, ein erfüllender Job oder das ausgleichende Hobby. Was wem und in welcher Menge nun ausreicht, um glücklich zu sein, das lässt sich nicht pauschalieren. Doch regt der Münchner Klimaherbst eine persönliche „Entrümpelungstour“ an, bei der alte Gewohnheiten überdacht und neue Wege aufgezeigt werden sollen.
So könnte sich Europa beispielsweise stärker an dem kleinen Himalayastaat Bhutan orientieren, der Menschen einen von vielen immer mehr beachteten Entwicklungsweg jenseits einer bloßen Konsumsteigerung aufweist. Auch im Klimaschutz lassen sich hier vorbildliche Ansätze finden. Zu Grunde liegt diesem Verständnis das „Bruttonationalglück“ bzw. „Gross National Happiness“ (GNH). Der Klimaherbstaktionstag am vergangenen Sonntag stellte darüber hinaus Möglichkeiten einer „Share Economy“ vor, bei der Teilen und Tauschen anstelle der Wegwerfkultur stehen, darunter offene Repair Cafés und eine Tauschbörse für Bücher oder Gartengeräte. Mobilitätslösungen mit geringem Rohstoff- und Energieverbrauch werden ebenso vorgestellt wie neue Wohnformen, deren Bau durch konstruktive Flexibilität und Barrierefreiheit besticht.
Der während der Veranstaltungsreihe gezeigte Dokumentarfilm „No impact Man“ (USA; 2008) stellt sich der Frage, ob wir überhaupt noch klimaneutral leben können. In einem Selbstversuch lebte der US-amerikanische Sachbuch-Autor Colin Beavan mit seiner Familie in New York City ein Jahr lang konsequent klimaneutral. Ob ihm das gelungen ist, zeigt seine filmische Dokumentation mit anschließender Diskussion. Die Entwicklung einer neuen Arbeitsphilosophie, bei der ein Umdenken in Gesellschaft und Management hin zu mehr Menschlichkeit gefordert wird, ist das Thema einer Podiumsdiskussion, die zum Nachdenken und Handeln anregen soll.
Ein besonderes Projekt zu Konsum am Beispiel Kleidung ermöglicht speziell Jugendlichen Einblicke hinter die Kulissen der Bekleidungs- und Modeindustrie. Die Schüler beschäftigen sich an zwei Tagen mit ethischen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten der Kleidungsproduktion und -vermarktung, gestalten Kleidungsstücke um, die im Oxfam-Shop verkauft werden, und entwickeln den Webblog Mit Kleidung die Welt fairaendern.
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Der Münchner Klimaherbst bietet schließlich für jeden die Möglichkeit, auf Entrümpelungstour zu gehen, macht neugierig auf andere Lebensweisen und motiviert, sich Gedanken über das eigene Verhalten zu machen. Bis zum 24. Oktober können Interessierte sich noch Inspiration beim bunten Veranstaltungsprogramm holen.
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