Das zentrale Thema der deutschen Hightech-Strategie 2020 ist die Neukonzeption der Stadt der Zukunft. Bis Oktober 2013 untersucht das Forschungsprojekt „Morgenstadt“ die Veränderungsprozesse der Städte Berlin, Freiburg, Kopenhagen, Tokyo, Singapur und New York. Das Ergebnis wird die Erstellung eines Kriterienkatalogs mit Vorbild-Charakter für die Metamorphose von Städten zu autarken und nachhaltigen Stadtsystemen sein.
Die wichtigsten Fragen der urbanen Zukunft lauten: Wie kann die Stadt in Zukunft leiser und schadstoffarmer, dafür aber energieeffizienter, nachhaltiger und menschlicher werden? Wie können Wohn- und Bürohäuser als eigenständige Kraftwerke funktionieren, die ihren Energiebedarf selbst produzieren, speichern und mit anderen teilen? Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen sind dafür notwendig? Könnten multifunktionale Hausfassaden die Luft reinigen und das Sonnenlicht in nächtliche Lichtquellen umwandeln? Welche Technologie fehlt dafür? Wie kann der Verkehr emissionsarm und gemeinschaftlich organisiert werden? Wo gibt es Beispiele für eine bereits existierende Praxis?
Vor einem Jahr erhob die deutsche Bundesregierung die Vision „Die CO2-neutrale, energieeffiziente und klimaangepasste Stadt“ als Hightech-Strategie 2020 zur zentralen Forschungsaufgabe. Ein Zusammenschluss von zwölf Fraunhofer-Instituten sammelt, untersucht und entwickelt in den kommenden Jahren unter dem Titel „Morgenstadt“ innovative Strategien und Wege für das Leben und Arbeiten in der Stadt von Morgen. Im Blickfeld liegen die Bereiche Wohnen, Verkehr, Infrastruktur, Technik und Industrie. Die Ergebnisse der umfassenden Studien sind Grundlage der Umsetzung in Deutschland und werden an einen Verbund aus Wirtschaft, Wissenschaft und kommunaler Verwaltung weitergeleitet.
Prof. Klaus Sedlbauer, Institutsleiter Fraunhofer IBP formuliert: „Die Fraunhofer Gesellschaft kann einen Keilriemen darstellen zwischen den Ideen, den Visionen, den Ergebnissen der Grundlagenforschung auf der einen Seite…, die gibt es weltweit – diese Ideen zu transportieren in den klaren und doch in der Regel mit viel Hardware verhafteten Kontext einer Stadt. Das heiß ich muss die Technologie auf den Altbau bringen, als Beispiel.“
Zunächst unterziehen die interdisziplinären Forscherteams in der Evaluierungsphase bis Oktober 2013 die Städte Berlin, Freiburg, Kopenhagen, Tokyo, Singapur und New York einer systematischen Untersuchung. Die Befragung von Fachleuten vor Ort und die Auswertung innovativer Projekte und ihrer Problemstellungen legen das Fundament für die konkreten Handlungsmodelle, die in deutschen Städten auf kommunaler Ebene, auf dem technologischen Sektor und in der Kooperation von Industriepartnern und Dienstleistern realisiert werden. Um ein Szenario für die Zukunft nach der Zukunft zu entwerfen, ermitteln die Forscher das Entwicklungspotential der einzelnen Bereiche und erstellen die Basis für weiterführende Kooperationen und Systeminnovationen.
Den größten Zielpunkt in der „Morgenstadt“ stellt die Neutralität der CO2 –Prozesse dar, die sich an eine weitest gehende Autarkie der Energieversorgung insgesamt koppelt. Zu erreichen ist dieses Ziel durch den Einsatz von Multi-Energy-Smart-Grids, die die Erzeugung und den Verbrauch von Energie aus unterschiedlichen Energiequellen auf intelligente Art verlustfrei verzahnen. Angedacht sind auch Pläne, benötigte Nahrungsmittel auf den großen Dachflächen in den Städten anzubauen. Dass sich das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln erweitern muss, die unabhängig vom Öl funktionieren und von erneuerbarer Energie angetrieben werden, ist selbstverständlich. So schweben in der Stadt der Zukunft Straßenbahnen, Elektroautos, Hybridautos und elektrische Fahrräder geräuschlos durch die Straßen und nehmen Bürger mit, die an der Planung ihrer Morgenstadt maßgeblich beteiligt sind.
Auch das ist eine Vision, die Prof. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer Gesellschaft von einer zukünftigen Gesellschaft entwirft: „Wir würden sehr dazu raten, dass solche „Morgenstadt“-Projekte auch sauber begleitet werden von der sozialwissenschaftlichen Seite, so dass wir Erkenntnisse gewinnen können, wie der Dialog geführt wird, so dass aus den betroffenen Bürgern, auch Beteiligte an der Planung werden können.“ Mit energieeffizienten Gebäuden, grünen ertragbringenden Flächen, Geräuscharmut und direkter Demokratie stehen einer Morgenstadt wirklich rosige Zeiten bevor.
Gyde Cold
Ich finde die Vision „Morgenstadt“ super interessant und denke, dass wir viel mehr in diese Richtung unternehmen sollten. Leider ist das als normaler Bürger schwer, daher sind die Unternehmen aufgefordert, solche Projekte zu fördern. Bei meinen Recherchen bin ich auf Siemens – Nachhaltige Stadtentwicklung gestoßen. Die Kooperieren auch mit Berlin um dort Gebäude energieeffizienter zu sanieren. Als Hauptprojekt wurde hier die Universität der Kunste genannt. Ich denke, solche Projekte sollten viel mehr in der Öffentlichkeit vorgestellt werden.