Treibhausgasemissionen zu reduzieren und damit den fortschreitenden Klimawandel zu bremsen, wird zu einer immer größeren Herausforderung. Emittenten zu erkennen und zu minimieren ist eines der wichtigsten Ziele, um dem Klimawandel entgegenzutreten. Neben dem Hauptverursacher, dem Energiesektor, entfällt ein großer Teil der Treibhausgasemissionen auf die Industrie. Drittgrößter Emissionsverursacher ist die Landwirtschaft, insbesondere die Fleischproduktion. Jedes Jahr verzehren wir Deutschen pro Kopf rund 54 Kilogramm Schweinefleisch, zwölf Kilogramm Rindfleisch und 19 Kilogramm Geflügel. Ein gänzlicher Fleischverzicht würde die Emissionen alleine in Deutschland um mehr als 70 Millionen Tonnen CO2-äquivalent reduzieren.
Die einfachste Lösung wäre ein gänzlicher Verzicht auf Fleisch. Doch selbst angesichts erschreckender Zahlen, verzichtet kaum jemand gerne auf das altgewohnte Stück Fleisch auf dem Teller. Sogar bei steigenden Fleischpreisen wäre für die meisten Menschen ein gänzlicher Fleischverzicht nicht denkbar, obwohl ein Kilogramm Rindfleisch aus gängiger Massentierhaltung rund 36 Kilogramm klimaschädliches Kohlendioxid produziert, bevor es als Braten auf dem Teller liegt – etwa so viel, wie eine 230 Kilometer lange Fahrt mit dem Pkw. Ein Kilogramm Schweinefleisch aus der Massenhaltung bringt es immerhin noch auf eine 20 Kilometer lange Fahrt.
Den größten Anteil hieran trägt die Futtermittelerzeugung, sowie das Wirtschaftsdüngemanagement. Nicht nur der Methanausstoß, der bekanntlich beim Rind, im Vergleich zum Schwein, deutlich höher liegt, lässt sich über die Fütterung steuern, sondern auch die Klimafreundlichkeit der Futtermittel selbst. Ein Verzicht auf zumeist in Südamerika angebauten Soja verringert die Treibhausgasemissionen um rund 15 Prozent. Deutlich weniger Treibhausgase produzieren Tiere aus ökologischer Haltung, betrachtet man das Gesamtmanagement inklusive vor- und nachgelagerter Prozesse. Von den Haltungsbedingungen für die Tiere einmal ganz abgesehen, ist eine Umstellung auf rein ökologische Tierhaltung also durchaus sinnvoll für das Klima – angesichts des immensen „Fleischhungers“ des Menschen allerdings kaum durchführbar.
Ein Konzept, das nicht nur der Umwelt zugute kommt, sondern auch Tier und Mensch, bietet hingegen das Tier-Leasing. Das Prinzip ist simpel und erinnert ein wenig an den Automarkt. Anstatt den Sonntagsbraten wie üblich an der Supermarkttheke zu erstehen, gehen Konsumenten auf das Angebot vieler Landwirte ein, ihn einfach zu leasen. Pro Monat zahlt der hungrige Fleischkonsument eine festgelegte Rate für „sein“ Rind oder Schwein an den Leasinggeber, in diesem Fall den Landwirt. Der Leasinggegenstand, also Rind oder Schwein, wird dann beim Landwirt sachte und gemächlich „wie früher“ bis zur Schlachtreife gefüttert. Beim Rind dauert das dann gut und gerne 1,5 bis drei Jahre, beim Schwein sechs bis neun Monate. Im Gegensatz dazu ist das Schlachtgewicht bei Rindern aus dem Maststall nach nur einem Jahr erreicht, beim konventionellen Mastschwein nach gut vier Monaten.
Neben dem „guten Gewissen“ gegenüber Tier und Umwelt, das das Leasing-Schwein oder -Rind dem Konsumenten bringt, ist es aber auch die regionale Produktion, die angekurbelt wird. Lange Transportwege zum Schlachthof entfallen, da die Tiere in der Regel beim örtlichen Schlachter verarbeitet werden. Ebenso kommen, bedingt durch die lange Mastdauer, hochkalorische Mast-Futtermittel weitestgehend nicht zum Einsatz, sondern werden, sofern überhaupt nötig, aus regionalen Quellen gedeckt.
Eine solch umweltfreundliche und schonende „Fleischproduktion“ fordert allerdings auch ihren Tribut: Der Platzbedarf für das eigene, verzehrfertig zerlegte Rind, beziehungsweise Schwein in der heimischen (energiesparenden) Kühltruhe ist nicht zu unterschätzen. Auch der Preis für das Fleisch liegt, obschon nicht in so gravierendem Maße, wie oft angenommen, ein wenig über dem des Discounters.
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