Der Mai dieses Jahres war laut der US-Behörde für Wetter und Ozeanographie der zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen vor 132 Jahren. Außerdem war es der 36. Mai in Folge, der über dem globalen Temperaturdurchschnitt des 20. Jahrhunderts lag. Dass derartige Temperaturverschiebungen an der Tierwelt nicht spurlos vorüber gehen, liegt auf der Hand und die Liste der von der Erderwärmung bedrohten Tierarten ist lang. Laut einer unlängst veröffentlichte Studie könnten die steigenden Temperaturen auch der weltgrößten Schildkröte stark zusetzen.
So fürchten US-amerikanische Forscher, dass der Klimawandel 50 Prozent des Nachwuchses der ohnehin schon stark gefährdeten Lederschildkröte (Dermochelys coriacea) das Leben kostet. Bereits jetzt schlüpfen in warm-trockenen Jahren – wie sie beispielsweise durch das bekannte Klimaphänomen El Niño verursacht werden – deutlich weniger Jungtiere der bis zu zweieinhalb Meter großen und einer Tonne schweren Riesenschildkröten.
Den nachweisbaren Zusammenhang zwischen Bruterfolg und Temperatur beziehungsweise Feuchtigkeit des Sandes entdeckten die Wissenschaftler der amerikanischen Drexel Universität in Philadelphia durch die Beobachtung des Bruterfolges der Lederschildkröten an einem Strand in Costa Rica von 2004 bis 2010. Dort führten die höheren Temperaturen und verminderten Niederschläge von El Niño-Jahren zu einer messbar geringeren Überlebensrate bei den Jungtieren, die aus im Sand vergrabenen Eiern schlüpfen. Laut der im Online-Fachjournal „PloSOne“ veröffentlichten Studie könnte die vom Weltklimarat für Costa Rica prognostizierte Erwärmung in den kommenden 100 Jahren jedes zweite Jungtier der Lederschildkröte auf dem Gewissen haben.
Es gibt aber auch Nutznießer des Klimawandels, wie eine von britischen Forschern im Fachblatt „Science“ veröffentlichte Studie über eine Schmetterlingsart berichtet. Demnach war der Kleine Sonnenröschen-Bläuling (Aricia agestis) noch in den 1980er Jahren eine Seltenheit in Großbritannien. Dank der deutlich höheren Sommertemperaturen hat der Falter sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet in den vergangenen 20 Jahren knapp 80 Kilometer in Richtung Norden ausgedehnt. Laut den Forschern ist das für eine derart hoch spezialisierte und eher sesshafte Insektenart ungewöhnlich schnell.
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