Geo-Engineering

Im Kampf gegen den Klimawandel werden immer häufiger teils äußerst umstrittene Methoden diskutiert, welche die Klimaerwärmung abmildern sollen, ohne sich zwangsläufig an erneuerbare Energien zu klammern. Sicherlich sind noch jedem von uns die Olympischen Spiele von 2008 in China in Erinnerung. Das Gastgeberland wollte unbedingt verhindern, dass die gewaltige Eröffnungsfeier buchstäblich ins Wasser fällt und schoss kurzerhand Unmengen von Silberjodid in die herannahenden Gewitterwolken. So wurde die drohende Regenwolke zum vorzeitige und gezielten Abregnen bewegte, ohne die rauschende Inszenierung zu gefährden. Das Mikroklima kann durch solche Maßnahme also recht einfach und effektiv verändert werden. Wenn das Wetter nicht passt, wird es passend gemacht.

Im noch weitaus größeren Stil greift das Geo-Engineering in das Klima ein. Schließlich weiß spätestens seit Kyoto jeder, dass der drohende Klimawandel unsere Zukunft gefährdet und Maßnahmen ergriffen werden müssen, um den Hauptfaktor der Erderwärmung – CO2 – schnellstmöglich zu minimieren. Alternative Energien sind eine Seite der Medaille, doch Experten denken seit Jahren auch über andere, schneller wirkende Maßnahmen nach, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Das Problem der verschiedenen diskutierten Ansätze von Geoforschern und -ingenieuren ist jedoch oftmals die nicht kalkulierbare Auswirkung auf das Ökosystem, wenn der Mensch zum Wettergott wird.

So stellen sich bei vielen Menschen die Nackenhaare auf, wenn von riesigen Sonnensegeln oder künstlich erzeugtem Dunst, der die Sonnenstrahlen abfängt, bevor sie auf die Erde treffen, die Rede ist oder von der Düngung der Ozeane. Für die Forschung hingegen eröffnet sich ein sehr breites, sehr lukratives Gebiet. Aber vergleichen Sie einmal selber, ob Ihnen Windkraft und Solar eher zusagen, als die unterschiedlichen, schneller wirkenden Lösungsansätze der modernen Geoforschung:

Schwefel und Meerwasser

Man nehme ein wenig Schwefeldioxid und puste es in die Stratosphäre – fertig ist die Abkühlung. Sonnenstrahlen sollen so ins All reflektiert werden und die Erderwärmung abschwächen. Abgeschaut wurde dieser Effekt von natürlichen Vulkanausbrüchen, wie etwa der des Pinatubo, welcher für eine globale Abkühlung von 0,5 Grad im Jahr 2002 sorgte. Eine überaus kostengünstige Lösung, wie einige Experten schätzen. Diese werden mit nur 250 Millionen US-Dollar jährlich beziffert, verglichen mit den rund 1,2 Trillionen Dollar für die herkömmliche Emissionseinsparung, wie von Nicholas Stern beziffert, also regelrechte Peanuts.
Ein ähnliches Ergebnis soll der Einsatz von Roboterschiffen bringen, die permanent Meerwasser in die Luft sprühen, um die Wolkenbildung anzuregen und so die Sonneneinstrahlung zu dämpfen. Kritikpunkt bei beiden Varianten ist jedoch die unabsehbare Langzeitauswirkung, wenn tatsächlich permanent in die Natur eingegriffen würde.

Sonnensegel und Co.

Häufig diskutiert wurde der Einsatz riesiger Sonnensegel oder transparenter Scheiben im All. Durch die Platzierung zwischen Erde und Sonne würde die Sonneneinstrahlung signifikant abgesenkt werden, was zu einer nachhaltigen Erdabkühlung führen sollte. Problematisch sind hier, neben der Frage um die Durchführbarkeit und der extrem hohen Kosten, auch wieder die möglichen Langzeitauswirkungen.

Eisen für die Ozeane

Eine weitere Möglichkeit, die CO2-Emissionen zu senken und damit dem Klimawandel entgegenzutreten, sehen Experten in der Düngung der Ozeane. Ihre Idee basiert auf dem Ergebnis, dass Plankton durch Zufuhr von Eisensulfat in der Lage ist, mehr CO2 zu binden. Allerdings muss das abgestorbene Plankton dazu erst auf den Meeresboden absinken, was zumindest bei Versuchen nicht gelang. Die Meeresbewohner freuten sich über das außergewöhnlich reichhaltige Festmahl und schieden so das „gefressene“ CO2 wieder aus. Ein eher kontraproduktives Ergebnis, außerdem bliebe da noch die Frage zu klären, wie sich eine massive Eisendüngung der Ozeane auf das Ökosystem auswirken würde.

CO2-Waschanlage

Die moderne CO2-Waschanlage, besser bekannt unter dem Namen CCS (Carbon Dioxide Capture and Storage), dessen Prototyp 2009 in Niedersachsen in Betrieb genommen wurde, soll bis zum Jahr 2020 die Marktreife erlangen. Durch verschiedene Verfahren wird dabei Kohlendioxid regelrecht aus den anfallenden Emissionen „gewaschen“ und daraufhin unterirdisch gelagert werden. Beim Einpressen des abgeschiedenen CO2 in tiefliegende Gesteinsschichten bleiben jedoch ebenfalls die Fragen nach eventuellen Auswirkungen auf das betroffene Ökosystem bislang unbeantwortet.

Judith Schomaker

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