Vegetarier, Veganer, Pescetarier, Frutarier – und jetzt Klimatarier. Der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel, ob aus gesundheitlichen oder ethischen Gründen, ist weit verbreitet. Dabei liegen den verschiedenen Ernährungsweisen oftmals bestimmte Grundregeln zugrunde. So wie Vegetarier auf Fleisch verzichten und Veganer ganz auf jegliche tierische Produkte, schließen Pescetarier den Verzehr des Fleisches gleichwarmer Tiere für sich aus, während Frutarier sich rein von Obst und Gemüse ernähren.
Je stärker die Thematik des Klimawandels in den Vordergrund rückte, umso stärker wurde auch die Ernährungsweise der Menschen diskutiert, die einen unmittelbaren Einfluss auf das Klima hat. So entstand in den letzten Jahren die Ernährungsform der Klimatarier, deren Nahrungsmittelauswahl sich an der CO²-Bilanz eines Produktes orientiert.
Eine solche Ernährung ist gar nicht so einfach. Wer hat schon die CO²-Werte eines jeden einzelnen Produkts im Kopf? Seiten wie Klimateller.de, ein Projekt einer Gruppe von Studierenden, Doktoranden und jungen Klimaforschern aus Hamburg, oder auch klimatarier.com bieten jedoch Emissionsrechner an, mit denen man den CO²-Wert des eigenen Essens ausrechnen kann. Auch eine Auswahl an klimafreundlichen Rezepten wird zur Verfügung gestellt, die einem den Einstieg erleichtern. Es sollte dabei erwähnt werden, dass die Seite klimatarier.com ein Projekt des nicht unumstrittenen Großkonzerns Unilever ist. Jedoch können die Rezepte und die Schritte, die der Klimatarier-Seite zufolge befolgt werden sollten, auch unabhängig von dem Unternehmen im Hintergrund für sich übernommen werden.
In sieben Schritten zum Klimatarier
Unilever nennt folgende Punkte, die auf dem Weg zum Klimatarier beachtet werden sollten:
1. Pflanzen statt Tiere
Finde leckere und klimafreundliche Alternativen für Fleisch, Butter & Co. Tierische Lebensmittel verbrauchen viele Ressourcen (z.B. Wasser und Land) und erzeugen große Mengen Treibhausgase wie z.B. CO2. Daher ist ein Wechsel von tierischen zu pflanzlichen Produkten unser Tipp Nummer 1. Bestes Beispiel: Wenn du Butter gegen Margarine wechselst, sparst du pro Jahr 47 kg CO2 – das entspricht einer Autofahrt von Kiel nach Berlin (Berechnung der Ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung).
2. Bio & Regional & Saisonal
Achte beim Einkauf auf all diese drei Faktoren. Dann kaufst du sowohl beste Qualität als auch wenig CO2. Der Grund: Auch Bio-Bananen müssen weit transportiert werden. Auch Milch aus der Region kann aus Massentierhaltung stammen. Wenn du aber Bio, Regional und Saisonal kombinierst, tust du dir und der Umwelt etwas Gutes.
3. Essen ist kein Abfall
…sondern ein Luxus. Behandle es auch so! Wähle Produkte aus, die gut portionierbar sind. Frier ein, was du nicht mehr essen kannst. Kaufe nur die Mengen, die du auch wirklich brauchst – z.B. auf dem Wochenmarkt, im gut sortierten Supermarkt und nach Rezept. Je weniger Lebensmittel du verschwendest, umso besser für deine CO2-Bilanz.
4. Do it yourself
Wer selber kocht, hält das Zepter in der Hand und kann die klimafreundlichsten Zutaten aussuchen. Neben Gerichten kannst du auch CO2-arme Lebensmittel selbst herstellen. Für deine eigene Margarine musst du z.B. nur Pflanzenöl, -fett, Eigelb, Sojamilch und Meersalz verrühren.
5. Weniger ist mehr
Übe dich in Bescheidenheit und trainiere deinen Gaumen. Denn der Genuss steckt im Detail. Oft ergeben schon wenige gute Zutaten einen echten Hochgenuss mit kleinem CO2-Foodabdruck. Wichtig ist nur die kreative Zubereitung.
6. Entdecke die Vielfalt
Geh auf Entdeckungstour nach klimafreundlichem Essen! Alte deutsche Gemüse- und Obstsorten, wie Gravensteiner oder blauer Schwede, geraten in Vergessenheit, obwohl sie vielfältig und aromatisch sind. Die leckeren Rezepte aus Omas Zeiten umfassen oft nur wenige regionale Zutaten. Und moderne vegane Produkte, wie Margarine oder Mandelmilch, sind heute lecker und natürlich.
7. Begeistere deine Freunde
Teile dein Wissen und deine Erfahrung mit Familie, Freunden und der Klimatarier-Community! Du kannst z.B. zu einem klimafreundlichen Dinner einladen. Oder du verschenkst selbstgemachte CO2-arme Leckereien. Wer sich gemeinsam auf den Weg zum Klimatarier macht, ist schneller am Ziel. Würden z.B. alle Deutschen tierische gegen pflanzliche Lebensmittel tauschen, könnten wir 35 Mio. Tonnen CO2 sparen – das entspricht 7,8 Mio. Autofahrten um die Erde. Die Klimatarier Challenge
Die Seite fordert einen abschließend heraus, die sogenannte Klimatarier Challenge zu bestehen. In einem dreiwöchigen Selbstversuch kann man testen ob man ein geborener Klimatarier ist oder Schwierigkeiten hat, seine alten Essgewohnheiten zu überwinden, und vor allem, wie gut einem klimafreundliches Essen schmeckt. Wer mit seinem Ernährungsverhalten der Umwelt etwas Gutes tun möchte und dafür nicht unbedingt gezwungen sein möchte, auf etwas zu verzichten, der findet bei den Klimatariern vielleicht die richtigen Ideen und in der Challenge einen guten Anfang. Die Seite bietet zudem eine Auswahl an Studien, welche die Auswirkungen der Nahrungsmittelherstellung von verschiedenen Blickpunkten aus betrachten.
Quellen:
http://www.klimateller.de/
https://www.klimatarier.com/de/index
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