Zur Fastenzeit verzichten viele Menschen auf Dinge, die ihnen wichtig sind und die sie sonst nur ungern weglassen. Oft sind es Süßigkeiten, Fernseher oder im Zeitalter der sozialen Medien der Verzicht auf Facebook, WhatsApp und Co. Nun rufen die Grünen und das Bundesumweltamt anlässlich dieser Zeit dazu auf, während der nächsten 40 Tage das Auto stehen zu lassen. Das sogenannte „Autofasten“ soll die Bürger dazu motivieren, wieder mehr öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Auch Umweltministerin Hendricks und der ADAC stehen hinter der Aktion.
In vielen Städten in Deutschland ist die Stickstoffdioxidbelastung zu hoch. Aus diesem Grund beschloss Baden-Württemberg vergangene Woche ein Diesel-Verbot für Stuttgart ab 2018. Doch dieses Problem ist kein regionales, sondern ein bundesweites. Deshalb werden Autofahrer nun dazu angehalten, während der Fastenzeit statt dem Auto lieber auf andere Verkehrsmittel, wie Bus, Bahn oder Rad umzusteigen. Dieses zeitlich begrenzte Autofasten soll aufzeigen, dass nicht jede Strecke mit dem Auto gefahren werden muss, sondern auch anderen Verkehrsmittel wie Bahn oder Bus einen von A nach B bringen können.
Um die Motivation für den Wechsel zu steigern, sollen Verkehrsgesellschaften Sonderrabatte für Fastende gewähren. Zwar finden diese einen solchen Wechsel auch eine gute Idee, doch so kurzfristig sei es nicht möglich extra Konditionen einzurichten. „Über Rabatte können wir nicht ad hoc alleine entscheiden. Dafür braucht es eine politische Entscheidung, die auch die Kommunen mittragen können“, so der Sprecher des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr. Viele Verkehrsgesellschaften bieten bereits Tickets an, die dem Fahrer über einen gewissen Zeitraum weniger kosten als der Sprit. Stefan Küper vom Umweltverband Germanwatch bemerkt, dass gerade das Auto der eigentliche Kostentreiber sei. „Gerade bei Einbezug der Fixkosten wie Wertverlust des Wagens, Steuern, Versicherung, TÜV und so weiter fährt es sich mit Bus und Bahn in der Regel deutlich günstiger“ Doch er gibt ebenso zu: „Natürlich gibt es aber insbesondere auf dem Land Wohnlagen, in denen es ganz ohne Auto nur schwer geht.“
Unterstützung erfährt das Autofasten auch von Umweltministerin Barbara Hendricks und dem ADAC. Es gehe nicht darum, das Autofahren gänzlich zu verbieten. „Aber wir können unsere Perspektiven ändern, wenn wir ganz bewusst und zumindest in der Fastenzeit auf andere Verkehrsmittel umsteigen“, so Hendricks. Auch ADAC-Sprecher Andreas Hölzel hat keine grundlegenden Einwände. Der freiwillige Autoverzicht müsse auch nicht auf die Fastenzeit beschränkt bleiben. Vor allem kurze Strecken ließen sich auch gut zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen. Jedoch kritisiert er die noch fehlenden konkurrenzfähigen Alternativen. Laut einer ADAC-Umfrage würde mehr Menschen auf das Auto verzichten, wenn die Fahrpreise niedriger, Verbindungen schneller/zuverlässiger und das Tarifsortiment verständlicher wären.
Die ursprüngliche Idee für das Autofasten stammt von der Kirche. Vor 20 Jahren rief sie erstmal dazu auf, das Auto stehen zu lassen. „In der Fastenzeit sind wir Christen aufgefordert, unsere Lebensgewohnheiten zu überdenken und zu überprüfen“, erklärt Franz Hock, Umweltbeauftragter des Bistums Mainz.
Abzuwarten bleibt nun, wie viele Autofahrer wirklich dementsprechend fasten. Zusätzlich bleibt es festzustellen, ob nach Ostern wieder alle aufs Auto zurück wechseln oder doch einige die Möglichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel weiterhin nutzen werden.