Schätzungsweise 6 Milliarden Menschen werden im Jahr 2050 in Großstädten leben. Mit dem Waschstum der Bevölkerung wächst auch der Bedarf an Lebensmitteln. Dem gerecht zu werden, ist jedoch gar nicht so einfach: Schon 2013 waren laut Bundesumweltamt 46 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen versiegelt und jeden Tag kommen 81 Hektar dazu. Was also tun? Urbane Landwirtschaft könnte eine Lösung sein.
USA: Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wurde der Begriff “Food Desert” (zu Deutsch: Lebensmittelwüste) geschaffen, weil es in manchen Städten an frischem Obst und Gemüse mangelt. Kinder, die in einem solchen Umfeld aufwachsen, haben keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft und zum Anbau von Lebensmitteln in ihrer Umgebung.
“Growing Power”, eine Urban Farm in Milwaukee, befindet sich in einer dieser “Food Deserts”. Will Allen, Gründer der Farm, schätzt, dass 99 % der Lebensmittel nicht aus der Region kommen und weite Transportwege zurücklegen, um die Menschen seiner Stadt zu erreichen. In seiner Farm – mitten in der Stadt – werden Pflanzen in Gewächshäusern auf bis zu sieben Ebenen angebaut und auch Fische, Bienen, Hühner und Ziegen gehalten. Die effektive Produktion von Nahrungsmitteln auf engem Raum ist möglich.
Kanada: Curtis Stone, Urban Farmer in Kanada, hat Vorgärten gepachtet, auf denen er Feingemüse anbaut und damit ein gutes Einkommen erzielt. In seinem Buch “The Urban Farmer” und seinen YouTube Videos erzählt der Amerikaner davon, wie seine urbane Landwirtschaft funktioniert.

Deutschland: Auch hierzulande beschäftigen sich immer mehr Menschen mit urbaner Landwirtschaft. Anfang September 2017 veranstaltet die “GRÜNE LIGA Berlin” die “International Urban Farming Conference” um Projekte, Organisationen und Kommunen stärker miteinander zu vernetzen. Durch die Nähe zu den Konsumenten verbindet urbane Landwirtschaft viel stärker, als es ein Kartoffelacker auf dem Land je könnte.
So bietet zum Beispiel die “Gemüsewerft” in Bremen nicht-erwerbsfähigen Menschen arbeitsmarktnahe Beschäftigungsmöglichkeiten und generiert auf diese Weise soziale Teilhabe. Auch der “Prinzessinnengarten” in Berlin ist weithin bekannt als Ort der Kulturen, des Zusammenkommens und des feinen Geschmacks. Und Bernhard Scholl und Ursula Gérard von der Solidarischen Landwirtschaft in Fischbach am Bodensee würde man zwar eher als “Kleinstadtwirte” bezeichnen, aber auch hier wachsen Tomaten, Mangold und Erdbeeren direkt am Gehsteig – genug, um auch in Zukunft viele Menschen satt zu machen.
Malchus Kern schreibt als Freier Autor über Nachhaltigkeit, insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung und digitale Innovationen. Auf seinem Balkon versucht er sich an Selbstversorgung.
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