In Melloussa, einer Stadt im Norden von Marokko, befindet sich der größte Windpark Afrikas. Doch dieser Status wird demnächst auslaufen. Denn die 165 Anlagen mit einer Leistung von 140 Megawatt bekommen bald Konkurrenz aus dem Osten. Bis zum Jahr 2015 entstehen mit Hilfe des Entwicklungsprojektes „Lake Turkana Wind Power“ 365 Windkraftanlagen im Nordosten Kenias. Das Vorhaben ist seit letztem Jahr als Clean Development Mechanism anerkannt und wird von der Weltbank mitfinanziert.
Die zusätzlichen 300 Megawatt Leistung kann das Land gut gebrauchen. Nur 18 Prozent der kenianischen Haushalte haben zur Zeit Zugang zur Elektrizität.
Die Energiesituation in Kenia
Der Energiebedarf in Kenia steigt rasant. Bisher werden 60 Prozent der elektrischen Energie mit Wasserkraft gedeckt. Jedoch beeinflussen Trockenheit und unregelmäßiger Niederschlag deren Zuverlässigkeit. Zusätzlich nutzt Kenia Geothermie sowie Sonnenenergie, ist aber abhängig von Energieimporten.
Dank der Temperaturunterschiede zwischen See und Wüste besitzt die Nutzung der Windenergie in Kenia ein großes Potential. Die Windgeschwindigkeit beträgt im Durchschnitt elf Meter pro Sekunde. Attraktiv ist damit auch der niedrige Energiepreis für Wind, der ohne Subventionen auskommt.
Die Produktion der ersten 50 Megawatt sind für Ende nächsten Jahres geplant. Dabei sollen auch die Kleinstädte in der Region mit Strom versorgt werden.
Ausländische Firmen nutzen Potential des Landes
Das dänische Unternehmen Vestas liefert die Turbinen, die je 850 Kilowatt an Leistung bereit stellen können. Bevor die Anlagen installiert werden, muss indessen die Infrastruktur verbessert werden. Dies trifft vor allem auf die vorherrschenden Straßenbedingungen zu. Zudem wird momentan an einer Übertragungsleitung gebaut, welche nebenbei auch den Anschluss der Geothermieanlagen an das Netz garantiert.
Inzwischen ist auch die Ölindustrie auf Kenia aufmerksam geworden: Nachdem das britische Unternehmen Tullow Oil im März dieses Jahres im Norden Kenias auf Öl gestoßen war, stieg die Vermutung eines Interessenkonfliktes auf. Immerhin beanspruchen die Windkraftanlagen eine Fläche von 162 Quadratkilometern. Wie weit die Standorte voneinander entfernt liegen, ist noch nicht klar. Einer der Verantwortlichen von Lake Turkana Wind Power erwartet aber in jedem Fall eine Koexistenz beider Energienutzungsformen.
Jenny Lohse
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