Was hat die Deutsche Bahn mit Windstrom aus dem hohen Norden zu tun? Außer, dass die Bahn der größte Stormverbraucher in ganz Deutschland ist, wohl nichts. Zumindest auf den ersten Blick, denn jetzt soll sich die „never ending Story“ um den Bau neuer Hochspannungsleitungen quer durch das Land mit Hilfe der Bahn endlich zum Guten wenden. Ein strategisch kluger Zug, nicht nur für die Deutsche Bahn.
Um den vor der deutschen Küste gewonnenen Windstrom in den Süden der Republik zu transportieren, reichen die vorhandenen Stromleitungen nicht aus. Im Norden wird also ordentlich Strom aus Windkraftanlagen produziert, bis zum Verbraucher gelangt er dabei kaum, denn die alten Leitungen sind hoffnungslos überlastet. Schon 2005 rechnete eine Studie der Dena vor, dass bis 2015 rund 850 Kilometer neue Hochspannungsleitungen entstehen müssten,
um den hochsubventionierten Strom von der Küste überhaupt abtransportieren zu können. Grundlagen der Berechnung waren nicht zuletzt die Ziele der Bundesregierung, den Ökostromanteil bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent zu generieren. Mittlerweile haben sich die Regierungspläne auf 30 Prozent erhöht. Auf dieser Grundlage würden die veranschlagten 850 Kilometer kaum ausreichen. Die neue Netzstudie der Dena, die noch in diesem Herbst veröffentlicht werden soll, geht von mehr als 3.000 Kilometern neuer Leitungen für die Erneuerbaren aus.
Die Idee, einfach neue Leitungen, die immerhin an 80 Meter Masten klemmen, in die Landschaft zu setzen, scheitert an massiven Bürgerprotesten. Nicht zu verdenken, wer möchte schon auf solch unattraktive Stahlkonstruktionen blicken, wenn er beim Nachmittagskaffee im heimischen Garten sitzt? Eine neue Lösung muss her – und zwar schnell. Mehr als „Diskussionsideen“ und die Erkenntnis, dass der Netzausbau immens wichtig für das nationale Energiekonzept ist, hatte das Bundeswirtschaftsministerium bislang nicht parat.
Die erleuchtende Idee kam nun vom CSU-Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein, der kurzerhand einen netten Brief an Bahnchef Grube verfasste und ihm eine Kooperation schmackhaft machte. Eine hinreißende Idee, die nun ressortübergreifend geprüft werden, findet auch Bundesverkehrsminister Ramsauer.
Ein rund 7.754 Kilometer langes Stromleitungsnetz versorgt die Züge der Deutschen Bahn mit Energie. Zwar sind diese bahneigenen Leitungen nicht mit den entsprechenden Kapazitäten ausgerüstet, um zusätzlich noch Windstrom durch die Republik zu transportieren, doch die Bahnmasten entlang der Strecken sind bereits vorhanden. Diese könnten um 15 Meter erhöht werden, um zusätzlich Gleichstrom-Freileitungen zu halten, die mit einer Kapazität von 500 Kilovolt den Windstrom aus dem Norden in Deutschland zu verteilen. Sie wären dann immer noch deutlich niedriger, als die 80 Meter hohen Stahlkolosse, der Aufwand deutlich geringer. Und nicht zuletzt würde die Bahn als Stromfresser par Excellenze werbewirksam ihr Image aufpolieren, wenn Stromleitungen alternative Energien entlang der Bahntrassen transportieren.
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