In Lolland steht das erste Wasserstoff-Dorf der Welt. Hier wird überschüssiger Wind mittels Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt und für die örtliche Wärme- und Stromversorgung genutzt. Damit kann Windenergie auch dann genutzt werden, wenn einmal unerwartet Flaute herrscht.
In Dänemark weht häufig eine kräftige Brise. Die dänische Insel Lolland mit ihrer exponierten Meereslage generiert derzeit mehr als 50 Prozent ihres Strombedarfs aus Windenergie. Aber Wind ist unberechenbar: Mal hat man zu viel, mal zu wenig, aber selten genau die Menge, die man braucht. In dem kleinen Örtchen Vestenskov in der Bucht von Nakskov, hat man eine praktikable Lösung für dieses Problem gefunden: Wasserstoff-Elektrolyse.
Die Idee, aus überschüssigem Wind per Elektrolyse Wasserstoff herzustellen, ist keinesfalls neu. Die Technik wird ganz im Gegenteil bereits vielerorts praktiziert; auch hierzulande fließt Windstrom durch die Stromnetze. In Lolland aber wird der aus Wind gewonnene Wasserstoff gespeichert und über Leitungen zu Privathäusern transportiert. Brennstoffzellen erzeugen aus dem Wasserstoff Wärme und Strom für die Häuser. Überschüssige Energie kann ins Netz eingespeist werden.
In Vestenskov hat man gezeigt, dass das funktioniert. Sechs Jahre lang lief die Evaluierungsphase, unterteilt in drei Abschnitte. In Phase eins (2006 bis 2007) wurde eine Test- und Demonstrationsanlage gebaut. Eine Elektrolyseanlage wurde entwickelt, um Wasserstoff und Sauerstoff zu produzieren, außerdem wurde die notwendige Infrastruktur verlegt, um die Anlage mit dem Stromnetz des Dorfes zu verbinden. Im Herbst 2008 wurden die ersten Haushalte in Vestenskov mit der Wasserstoffanlage verbunden. Fünf ausgewählte Haushalte hat man mit Mikro-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen ausgestattet, die lediglich die Größe eines Kühlschranks haben. Die Haushalte werden über Wasserstoffleitungen direkt aus der Elektrolyseanlage, die sich auf einem Feld hinter dem Dorf befindet, mit Wasserstoff versorgt. Die Mikro-KWK-Anlagen sichern die Wärme- und Stromversorgung und überschüssige Energie fließt in das örtliche Verteilernetz. Alles völlig CO2-neutral und emissionsfrei.
Während der zweiten Phase (2007 bis 2010) wurden diverse Test durchgeführt, um die Sicherheit und Versorgungsstabilität sicherzustellen, sowie operative Fragen zu klären und behördliche Genehmigungsverfahren abzuwickeln. In Phase drei (2010 bis 2012) wurden die restlichen Haushalte von Vestenskov an die Wasserstoffversorgung angeschlossen.
Inzwischen wird das Prinzip auf andere Gemeinden ausgeweitet. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechen. Wasserstoff in einer Brennstoffzellenvorrichtung eignet sich ideal für den ländlichen Raum mit Häusern, die größtenteils Ölheizungen haben und weit entfernt von Kraftwerken liegen, also keinen Zugang zu Fernwärme haben. Zugleich bietet das System eine hervorragende Möglichkeit, Windenergie optimal zu nutzen und Versorgungssicherheit bei ausschließlicher Nutzung erneuerbarer Energien zu garantieren.
Josephin Lehnert
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