Geht es nach dem schwedischen Architekturbüro Belatchew könnten einem Hochhaus im Zentrum von Stockholm bald Haare wachsen. Die Kreativen haben nämlich ein Konzept entwickelt, wie sich mit Hilfe des „Söder Torn“ genannten Gebäudes grüner Strom erzeugen lässt – und zwar fernab von den üblichen Verdächtigen, wie Solarpaneelen oder Windturbinen: Södern Torn soll mit piezoelektrischen Fasern versehen werden, die wie ein plüschiges Fell im Wind wehen und dadurch Strom erzeugen. Auch die Bezeichnung für den haarigen Turm steht schon fest: Strawscraper!
Auch wenn sich die Idee, einen solchen „Strohkratzer“ zu bauen, erst einmal etwas nach dem Ergebnis einer durchzechten Nacht anhört – das haarige Bau- und Energiekonzept ist durchaus nicht uninteressant. So soll das momentan 86 Meter und etwas über 20 Etagen hohe Gebäude durch zusätzliche Stockwerke erhöht werden und eine haarige Außenfassade erhalten, die den Turm mit emissionsfreiem Strom beliefert. Konkret werden dafür unzählige flexible Polymerhalme mit piezoelektrischen Kernen eingesetzt. Bewegen diese sich nun im Wind, wird Strom erzeugt und das Innere von Söder Torn damit beliefert. Und überschüssiger Strom könnte theoretisch sogar auch an umstehende Gebäude geliefert werden.
Im Gegensatz zum Einsatz traditioneller Windturbinen hat das piezoelektrische Fell klare Vorteile: Der stromerzeugende Plüsch fällt in keiner Weise negativ durch Lärm auf und kann außerdem schon bei geringen Luftbewegungen eingesetzt werden. Und Stockholm wäre mit einem haarigen Wolkenkratzer definitiv um eine Attraktion reicher. Das hat auch das Designbüro Belatchew Arkitekter selbst erkannt und ganz oben auf ihrem Strawscraper eine Aussichtsplattform samt Restaurant eingeplant. Es könnte allerdings sein, dass der Blick auf die im Wind wehende Gebäudefassade deutlich spannender wäre, als der Blick vom Söder Torn nach unten.
Ob sich die für das Gebäude Verantwortlichen für das Konzept begeistern können, darf ebenfalls bezweifelt werden. Der für Söder Torn zuständige dänische Architekt Henning Larsen gab jedenfalls schon vor Vollendung seiner Kreation entnervt auf – das Gebäude ist daher deutlich niedriger als ursprünglich geplant. Laut Belatchew Arkitekter kann der städtische Windpark mit piezoelektrischen Haaren aber auch an den Fassaden anderer Gebäude befestigt werden.
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