Auch Frankreich nimmt sich für das Jahr 2020 einen erhöhten Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch vor. Liegt er momentan bei zehn Prozent, soll er in neun Jahren auf 23 Prozent steigen.
Realisieren wollen die Franzosen ihren Energiemix nun auch mit Windenergie auf dem Meer. Fünf Windparks sollen ab April nächsten Jahres an Küstengebieten der Normandie, Bretagne, Loire-Atlantique und Seine-Maritime entstehen.
Die Ausschreibungen der lange aufgeschobenen Offshore-Projekte liegen seit Mitte Juli dieses Jahres vor. Bis zum 1. Januar 2012 können Unternehmen ihre Angebote präsentieren. Sind die Aufträge vergeben, kann die Errichtung der Windparks beginnen. Voraussichtlich ab dem Jahr 2015 werden 600 Turbinen zusammen eine Leistung von 3.000 Megawatt generieren. Zeitgleich mit dem Baustart wird eine Ausschreibung für ein weiteres Offshore-Projekt erfolgen. Auch hier werden 3.000 Megawatt Leistung angestrebt.
Doch es geht nicht nur um die 23-Prozent-Marke. Auch der heimische Arbeitsmarkt soll angekurbelt werden. Allerdings sind die Investitionskosten für Offshore-Parks um einiges höher als bei Windparks auf dem Festland. Für diese entstanden relativ schnell mittlelständische Betriebe und Arbeitsplätze. Wegen der enormen Ausgaben für Offshore-Anlagen ist die Teilnahme an der aktuellen Ausschreibung dagegen den Energieriesen vorbehalten. Mit dabei sind unter anderem das Unternehmen EDF, welches mit Alstom sowie der dänischen Firma Dong Energy zusammen arbeitet. Die Firma Areva bietet gleich zwei Mal mit: als Konsortium mit GDF Suez und der Baufirma Vinci sowie mit Iberdrola, einem spanischen Energieunternehmen.
Kleinere französische Betriebe wie Converteam, Rollix Defontaine und Leroy-Sonner, welche sich auf Antriebstechnik, Wälzlager und Generatoren spezialisiert haben, werden wahrscheinlich Aufgaben wie die Zulieferung und die Konstruktion zusätzlichen Zubehörs übernehmen.
Nichtsdestotrotz könnten die Bedingungen für die heimische Windindustrie besser sein: Bisher haben französische Fabrikate einen Marktanteil von nur fünf Prozent. Die kostenintensiven Turbinen werden noch zu 60 Prozent importiert.
Vorauszusehen ist, dass die großen Unternehmen damit auch weiterhin den Markt beherrschen werden. Aber immerhin wird diesmal in eine andere Energiequelle als in Kernenergie investiert.
Jenny Lohse
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