Am frühen Morgen des 1. Januars passierte Historisches am deutschen Strommarkt. Gegen sechs Uhr hatte sich Deutschland erstmals in der Geschichte vollständig durch erneuerbare Energien versorgt. Das belegen Zahlen des Portals Smard. Es ist ein Informationsdienst der Bundesnetzagentur. Dass die saubere Premiere am Neujahrstag gefeiert wurde, verblüfft viele Experten. Bisher galten Pfingsten oder der 1. Mai als erfolgversprechendste Kandidaten für eine vollständige Versorgung mit Ökostrom.
Zugegebenermaßen gering war der tatsächliche Strombedarf. Mit etwa 41 Gigawattstunden lag der Verbrauch am ersten Morgen des neuen Jahres ungefähr bei der Hälfte eines gewöhnlichen Werktages. Allerdings produzierten die Solaranlagen auch keinen Strom. Denn die Sonne ging erst Stunden später auf. Ausschlaggebend waren die Windkraftanlagen an Land und an der See. Sie allein deckten über 85 Prozent des Strombedarfs. „Niemand hat erwartet, dass wir die 100 Prozent ausgerechnet an einem Wintertag früh morgens erreichen“, zitiert die Süddeutsche Zeitung Rainer Baake, zuständiger Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Den kleinen Rest der Stromnachfrage stillten die Biomassekraftwerke sowie die Wasserkraftanlagen.
Saubere Premiere eher an Pfingsten erwartet
Nicht nur Rainer Baake war vom Zeitpunkt der sauberen Premiere überrascht. Experten hatten mit der Deckung des Energiebedarfs durch erneuerbare Energien eher zur Mitte des Jahres gerechnet. 2016 wurde sie am Pfingstsonntag nur knapp verfehlt. Gerade Feier- oder Sonntage sind wegen der traditionell geringen Stromnachfrage prädestiniert für hohe Anteile von erneuerbaren Energien. An dem Pfingstsonntag kamen kräftiger Wind und strahlender Sonnenschein zusammen. Daher galten auch weiterhin Pfingsten oder der 1. Mai als erste Kandidaten für das Erreichen der Energieversorgung durch erneuerbare Energien.
Die Leistung erneuerbarer Energien in Deutschland wird mittlerweile auf etwa 113 Gigawatt beziffert. Wenn die Photovoltaikanlagen ebenfalls ihre Kapazität ausschöpfen. „Die Ziele für 2025 werden damit womöglich schon 2020 erreicht“, zitierte die Süddeutsche Zeitung Patrick Graichen. Er ist der Chef des Berliner Thinktanks Agora Energiewende. Er bezieht sich mit dieser Aussage allerdings bloß auf den Stromsektor. In den Bereichen Wärme und Verkehr hängt Deutschland – wie auch in der Landwirtschaft – weiter hinterher. Dennoch hat der Neujahrstag auch gezeigt, dass 100 Prozent Ökostrom realisierbar sind. Auch die Netzbetreiber hatten keine Probleme zu verzeichnen.
Quellen: Smard , Süddeutsche
https://www.cleanenergy-project.de/abbau-fossiler-subventionen-ueberfaellig/
https://www.cleanenergy-project.de/umfrage-kohleausstieg-und-erneuerbarer-energien/