Das Hannoveraner Hightech-Start-up TimberTower GmbH will als erstes Unternehmen weltweit Windkraftanlagen aus Holz herstellen. Holger Giebel, Geschäftsführer von Timbertower, hat in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung die Vorteile der Holzbauweise erläutert.
Die Entwicklung des TimberTower begann vor rund fünf Jahren. Moderne Windräder stehen auf Stahltürmen. Die TimberTower Holztürme hingegen werden aus Brett-Sperrholz erbaut, die kreuzweise verleimt sind. Dadurch wird eine hohe Bruchfestigkeit erreicht, die der von Stahl nahekommt. Es entsteht ein sechs-, acht- oder zwölfeckiger Hohlkörper.
Holz hat gegenüber Stahl erhebliche Vorteile. Vor allem die Herstellungskosten sind im Vergleich weit niedriger. Der Preis kann um zehn bis 20 Prozent unter dem von Stahltürmen liegen, nicht nur wegen des geringeren Materialpreises, sondern aus logistischen Gründen. Der Materialtransport von Stahltürmen stellt eine große Herausforderung dar und ist nur mittels Schwerlasttransporten möglich. Dadurch ist der Maximaldurchmesser begrenzt (auf 4,20 Meter). Holztürme können in einzelnen Plattensegmenten transportiert werden, mit normalen Lkw. Daher kann man künftig auch Regionen mit Windparks ausstatten, die dafür aufgrund guter Windbedingungen im Grunde prädestiniert sind, jedoch bisher logistisch nicht zugänglich waren. Holz hat bezogen auf sein Gewicht eine höhere Festigkeit als Stahl, der Turm ist ein wenig leichter als ein stählerner.
Die Holztürme leisten einen wichtigen Umweltbeitrag. Für die Stahlherstellung ist ein hoher Energieaufwand erforderlich, es werden Unmengen CO2 freigesetzt. In den Holztürmen hingegen wird CO2 langfristig gebunden. Die Massivholzplatten werden umweltschonend und energiesparend produziert. Auch das Recyclingproblem stellt sich bei Holztürmen nicht mehr. Eine erhöhte Brandgefahr ist nicht gegeben. Stahl würde bei starker Erhitzung in sich zusammenbrechen, was bei Holz nicht der Fall sei. Ein Schädlings-, Pilz- oder Insektenbefall ist nicht zu erwarten, da das verwendete Holz ausreichend getrocknet ist. Die hölzernen Türme sind auch für den Offshore-Einsatz geeignet. Während Stahltürme mit Korrosion durch salzhaltige Luft zu kämpfen haben, wirkt Salz auf Holz konservierend. Dadurch reduziert sich der Wartungsaufwand extrem.
Stahlwindräder haben ab einer Narbenhöhe von mehr als 85 Metern keine wirtschaftliche Effizienz mehr für den Anlagenbauer. Holzwindräder hingegen würden die wirtschaftliche Effizienz von Windanlagenparks stark erhöhen. In Simulationen sei man auf Bauhöhen von bis zu 200 Meter gekommen, die allerding für Windräder derzeit nicht relevant sind. Bis Jahresende soll ein Turm von 100 Meter Höhe gebaut werden, weitere Projekte streben eine Höhe von bis zu 140 Metern an.
Zur Simulation und zu Testzwecken hat die TimberTower GmbH einen Testturm auf dem Betriebsgelände der Firma Holzbau Cordes in Waffensen errichtet. Nach der erfolgreichen Zertifizierung/Typenprüfung durch den TÜV Nord hat dieser den Praxisbeweis angetreten. Im kommenden Jahr sollen etwa zehn Anlagen gebaut werden, 2012/2013 könnte die Serienproduktion beginnen.
Josephin Lehnert
Hallo,
find ich sehr interessant die Bauweise, kann man noch mehr Infos darüber bekommen, ich selbst bin Projektmanager für Alternative Energien.
mit frdl. Grüssen
Rainer Schipmann