Solarenergie zur Produktion von Erdöl

Bald wird Solarenergie auch zur Ausbeutung von Erdöl genutzt. Im Solarfarm der Welt zu gebaut.
Bald wird Solarenergie auch zur Ausbeutung von Erdöl genutzt. Im Solarfarm der Welt zu gebaut.

Der arabische Ölriese „Petroleum Development Oman“ (PDO) gab am Mittwoch bekannt, den größten Solarpark der Welt bauen zu wollen. Dazu hat die staatliche Ölfirma des Oman einen Deal mit der kalifornischen Solarfirma GlassPoint Solar abgeschlossen. Die Solarfarm mit dem Namen „Miraah“ soll nach Fertigstellung 2017 mehr als 300 Hektar umfassen und eine Nennleistung von über einem Gigawatt erzielen – allerdings keinen Solarstrom. PDO hat andere Pläne mit Miraah: Die möglichst billige und effiziente Ausbeutung von Erdöl. Dennoch könnte das Solarenergie-Projekt für den Klimaschutz und die Solarindustrie nicht ganz unnütz sein.

Eine mehr als drei Quadratkilometer große Solarfarm in der arabischen Wüste mit einer Gesamtleistung von 1021 Megawatt. Damit könnte PDO hunderttausende Haushalte mit Energie versorgen und die Treibhausgas-Emissionen im Oman deutlich reduzieren. Das riesige Projekt Miraah (arabisch für Spiegel) sucht – was Größe und Leistung angeht – seinesgleichen. Zum Vergleich: Die bisher größte Solarfarm der Welt steht in Kalifornien und leistet mit rund 550 Megawatt nur rund die Hälfte dessen, wozu Miraah im Stande sein wird. Doch warum baut ein Ölgigant wie PDO überhaupt so eine Anlage? Um den Klimaschutz voranzutreiben und die Ökobilanz zu verbessern?

Der Plan, den PDO mit dem Bau von Miraah verfolgt, ist leider ein anderer: Die Solarenergie-Anlage beherbergt keine Solarzellen zur Stromerzeugung, sondern ist ein solarthermisches Kraftwerk, mit dem Dampf produziert wird. Der soll dem Konzern zur Auflockerung von Erdölvorkommen dienen. Das seit Jahrmillionen unter tausenden Tonnen von Gestein eingeschlossene Öl ist oft sehr zähflüssig und lässt sich dementsprechend schwer an die Erdoberfläche pumpen. Um an die enormen Mengen an Dampf zu gelangen, die es benötigt, um dieses sogenannte Schweröl zu „verflüssigen“, verbrennt PDO derzeit Erdgas. Doch in Zeiten schwindender Erdgasvorräte muss nun eine neue, billigere Möglichkeit gefunden werden, um das Öl weiter fließen zu lassen. Die hat der Konzern gefunden – und baut die leistungsstärkste Solarfarm der Welt, ohne damit je eine einzige Kilowattstunde Erneuerbare Energie zu erzeugen.

Die 600 Millionen Dollar teure Solarenergie-Anlage, die der Ölriese jetzt im südlichen Oman nahe des Amal-Ölfeldes errichtet, hat auch optisch wenig mit konventionellen Solarparks zu tun. Das Wärmekraftwerk ähnelt Reihen von Gewächshäusern, die sich meilenweit über die Landschaft erstrecken. Doch anstatt Gemüse befinden sich im Inneren extrem dünne Spiegel. Die reflektieren das Sonnenlicht und bündeln es auf Rohre, in denen sich Wasser befindet. Das Wasser verdunstet und es entsteht Dampf. Die sogenannte „Solar enhanced oil recovery facility“ wird davon einmal 6.000 Tonnen am Tag erzeugen können. Das reicht aus um damit rund 35.000 Barrel Schweröl fördern zu können.

PDO ist einer der größten Erdölproduzenten der Welt. Rund 1.25 Millionen Barrel des fossilen Rohstoffs fördert das Unternehmen – am Tag! Damit ist PDO direkt und indirekt verantwortlich für die Freisetzung von Millionen Tonnen CO2 und anderer Treibhausgase. Ein echter Klimasünder also, der dringend etwas zur Verbesserung des Rufes der konventionellen Energiebranche beitragen müsste. Doch auch wenn Miraah keinen Solarstrom, sondern Dampf erzeugen soll – einen Nutzen für den Umwelt- und Klimaschutz könnte die Anlage trotzdem haben.

Denn durch die Solarfarm kann künftig eine riesige Menge Erdgas eingespart werden – laut PDO pro Jahr 5,6 Billionen BTU (British Thermal Units), genug für über 200.000 Omanis. So können die CO2-Emissionen, die durch die Verbrennung des Erdgases normalerweise entstanden wären, um 300.000 Tonnen jährlich reduziert werden, schreibt GlassPoint Solar. Die Frage ist jedoch, was passiert mit dem eingesparten Erdgas? John O´Donnell von GlassPoint Solar sagte dazu in einem Interview, die Einsparung eröffne dem Oman die Möglichkeit, seine Wirtschaft voranzutreiben und neue Jobs zu schaffen.

Die Projekte von Glass Point Solar für die fossile Energiebranche haben die Firma zur Zielscheibe von Kritik und Empörung macht. Saubere Solarenergie hilft Unternehmen, fossile Rohstoffe effizienter und billiger auszubeuten. Auf den ersten Blick definitiv eine besorgniserregende Zweckentfremdung. O’Donnell jedoch ist der Meinung, diese Entwicklung werde die Solarenergie deutlich vorantreiben. Rod MacGregor, Präsident und CEO von GlassPoint Solar prophezeit gar: „Die Öl und Gasindustrie ist der nächste große Markt für die Solarenergie“.

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Und diese Rechnung scheint, zumindest was die arabischen Länder angeht, aufzugehen. Kuweit und Saudi Arabien haben offenbar bereits Interesse an den Solarfarmen angemeldet. Auch andere große Ölkonzerne beobachten die Technologie. Es sieht also ganz so aus, als würde die saubere, erneuerbare Kraft der Sonne, die helfen soll den Klimawandel aufzuhalten, bald im großen Stil genutzt, um noch mehr klimaschädliche fossile Rohstoffe aus der Erde zu pressen. Doch irgendwann ist alles Öl ausgebeutet. Was bleibt sind die Solarfarmen, die dann hoffentlich gänzlich zur Versorgung der Menschen mit Erneuerbarer Energie genutzt werden – dem eigentlichen Zweck dieser Technologie.

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