Die Aussage, dass man Frauen in bestimmten Berufen und Arbeitsbereichen deutlich seltener sieht, ist nicht neu. Auch die Branche erneuerbarer Energien scheint sich davon nicht auszunehmen – besonders, wenn man sich anschaut, wer zur Liste der grünen Millionäre gehört. Der Anteil der Männer überwiegt hier eindeutig. Auch im Bereich der Installation hat man eher Männer vor Augen, die Solarpaneele auf dem heimischen Dach installieren. Körperliche Arbeit verbinden wir immer noch oft mit dem Prädikat „männlich“.
Das soll nicht heißen, dass nur wenige Frauen sich mit dem Thema Erneuerbare Energien auseinander setzten oder dafür engagieren. Ganz im Gegenteil. Nur sieht ihr Engagement oft einfach anders aus. Auch mögen ihre Prioritäten anders liegen. Häufig geht es Ihnen weniger um Geld, als um den Schutz der Umwelt und die Möglichkeiten, die sich so für Menschen mit beschränktem Zugang zu herkömmlichen Energieressourcen bieten.
So berichtet Pilar Celi beispielsweise von fünf Frauen, die 2011 extra aus Peru nach Indien reisten, um zusammen mit Frauen aus aller Welt zu lernen, wie Elektrizität aus Sonnenlicht gewonnen werden kann. Sie beschreibt für den „Climate Change Storytelling Contest“, der im Rahmen der Klimakonferenz in Paris stattfand, wie sich die Frauen, teilweise gegen den Widerstand ihrer Familien, auf den Weg machten um für sechs Monate an einem Programm des ‚Barefoot College‘ in Indien teilzunehmen. Das dort angeeignete Wissen brachten Sie mit zurück in ihre Dörfer – und verbesserten damit das Leben von insgesamt 1.360 Menschen.
In dem College lernten die fünf Frauen, wie man Photovoltaik-Anlagen installiert, wartet und repariert. Dabei bauen die Solartechnikerinnen nicht nur die Solaranlagen auf, sondern helfen auch bei der Instandhaltung, geben Tipps und zeigen grundlegende Handgriffe für die Wartung der Geräte. Mittlerweile haben die als „Ingenieurinnen“ gefeierten Peruanerinnen insgesamt 272 Familien Strom in ihr Haus gebracht.
Dabei hat der Solarstrom nicht neben den offensichtlichen Vorteilen, also Stromversorgung ohne Netzzugang und geringere Kosten als Alternativen, auch einen Gesundheitsfaktor. Im peruanischen Hochland, wo es bereits gegen 18 Uhr dunkel wird, ist Licht ein wichtiger Faktor. Damit die Menschen abends kochen, auch im Dunkeln ihre Tiere versorgen und die Kinder ihre Hausaufgaben machen können, wurden giftige Kerosin-Lampen als Lichtquelle genutzt.
Diese wurden 2013 durch Solar-Beleuchtungssysteme ersetzt, deren Technologie auf LED-Leuchten basieren. Das LED-Licht ist nicht nur heller als die Kerosin-Lampen, es ist auch deutlich günstiger und besser für die Gesundheit. Mittlerweile nutzen einige Forellen- und Alpakazüchter das Licht, um ihre Tiere auch nach Einbruch der Dunkelheit versorgen und vor Angriffen wilder Tiere schützen zu können. In dem Dorf Marjani sammelten Eltern sogar Geld, um eine Solaranlage in der Schule einbauen zu können.
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Rodrigo París Rojas, Lateinamerika-Direktor des ‚Barefoot College‘ erklärt: „Sie bringen den Menschen nicht nur bessere und gesündere Beleuchtung, sondern schützen sie auch vor Unfällen.“ So, meint er, können die Frauen, die sich mit der Solartechnologie vertraut gemacht haben, den gesamten Alltag in ihren Dörfern verändern. Das ‚Barefoot College‘ betrachtet Frauen als Mittelpunkt ihrer Gemeinschaften: „Frauen sind großzügig, sie sind Mütter und Großmütter, können Geschichten erzählen und untereinander ihr Wissen austauschen“, so Rojas. „Und sie kümmern sich darum, ihre Umgebung zu verändern.“
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