Mit den zahlreichen Neuinstallationen von Photovoltaikanlagen sind die Netzbetreiber auf genaue Prognosesysteme angewiesen. Waren letztes Jahr noch standardisierte Modellrechnungen die Regel, kann nun auf genaue Messdaten zurück gegriffen werden. Den Werten liegt unterschiedliche Software zugrunde, zum Beispiel von Enercast, Suncast, Meteocontrol und Meteoblue.
Das Unternehmen Energy und Meteo Systems, das Suncast sowie die Windprognose Previento erstellte, zählt die großen Netzbetreiber zu seinen Kunden. Auch Meteocontrol berät diese Firmen.
Seit April dieses Jahres sind die Verteilnetzbetreiber in der Pflicht, neu installierte Anlagen schneller zu melden, Ertragsprognosen für den nächsten Tag zu erstellen und die eingespeiste Strommenge alle 15 Minuten hochzurechnen. Deshalb bietet das Unternehmen Enercast auf seinem Online Portal inzwischen eine erneuerbare Energien Landkarte an, auf der Leistung und Herkunft von Sonnen- sowie Windenergie visualisiert werden. Die errechnete Einspeisung der nächsten 72 Stunden kann somit verfolgt werden.
Ermittlung der zukünftig eingespeisten Strommenge
Notwendig für das Bestimmen annähernd realistischer Werte ist sowohl die Prognose der Wetterdienste als auch die Ist-Leistung der Anlagen. Diese Information kann der Hersteller von Wechselrichtern liefern. Enercast nutzt Wettermodelle und Satellitenbilder, denn nicht alle Photovoltaikanlagen besitzen eine direkte Leistungsvermessung. Zudem sind Informationen von Referenzanlagen vonnöten. Bei der Datensammlung hilft das Sunny Portal, welches seit diesem Jahr online ist. In der Datenbank sind 24.000 Anlagen registriert. Damit wären schon 13 Prozent der Solarleistung geortet. Die Werte dieser Referenzanlagen werden hochgerechnet, um die produzierte Strommenge aus den 800.000 Solaranlagen in Deutschland anzugeben. Hier ist die Unterstützung des Fraunhofer Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik gefragt, da es die Algorithmen zur Stromberechnung liefert.
Prognosesystems bietet zahlreiche Vorteile
Im Endeffekt entlasten die Prognosen auch den Endkunden finanziell. So müssen die Netzbetreiber weniger Regelenergie kaufen und die Kraftwerke nicht kurzfristig runtergefahren werden. Eine Stromüber- oder -unterproduktion wird verhindert. Des Weiteren wird mit der Vorhersage des nächsten Tages der Verkauf an der Börse erleichtert, da hier die Strommenge der Folgetage gehandelt wird. Doch am Stromhandel und damit dem Prognosesystem sind nicht nur die Netzbetreiber interessiert. Auch Stromproduzenten können ihren Strom direkt vermarkten.
Um die Abweichungen zwischen errechneten und tatsächlichen Einspeisemengen weiter zu verringern, fördert das Bundesumweltministerium das Forschungsprojekt „Verbesserung der Netzintegration von Strom aus Photovoltaikanlagen durch optimierte Vorhersage und Echtzeit-Hochrechnung der solaren Einspeisung“. Beteiligt sind das Unternehmen Energy und Meteo Systems sowie die Übertragungsnetzbetreiber. Das Projekt soll bis zum Jahr 2013 andauern.
Jenny Lohse
Add comment