Sonnenkraft nach Atomkraft

Auf den ersten Blick erscheint es wenig erfreulich, dass das 1990 abgeschaltete DDR-Kernkraftwerk in Lubmin, auch bekannt als Kernkraftwerk Nord oder Kernkraftwerk Greifswald, in diesem Jahr wieder ans Netz gehen soll. Dahinter verbirgt sich allerdings ein symbolträchtiger Schritt in Richtung erneuerbare Energien, denn wo bis vor 20 Jahren mit Kernspaltung Strom erzeugt wurde, wird das in Zukunft durch Solarkraft erfolgen.

Dafür werden Solarmodule an Dächern und Fassaden von vier der ursprünglich acht Reaktorblöcken angebracht. So soll bereits ab Mitte des Jahres eine Gesamtleistung von etwa 1.400 Kilowatt erreicht werden – genug um 320 Haushalte mit je vier Personen mit Ökostrom zu versorgen.

Betreiber der Solaranlage ist die Solar Lubmin GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen der WV Energie AG und der Berliner Dachland Fotovoltaik GmbH, die auch der Mehrheitseigner ist. Außerdem war an der Initiierung die bundeseigene EWN Energiewerke Nord GmbH beteiligt. Sie war als Eigentümer des AKWs für dessen Rückbau verantwortlich, der seit Herbst 2009 so gut wie abgeschlossen ist.

Das dafür vom Bund zur Verfügung gestellte Budget deckte allerdings nur die Kosten für die Entsorgung der Atomtechnik selbst, der aufwändige Abriss der massiven Stahlbetonruinen müsste vom Land finanziert werden. Mit der Nutzung der Fassade für Solarzellen ist es den Energiewerken Nord auf geschickte Art gelungen diese Kosten zumindest teilweise zu umgehen.

Doch nicht einmal das Hintergrundwissen darüber, dass es wohl auch hier vorrangig um wirtschaftliche Interessen geht, vermag mir das leuchtende Bild eines mit Solarzellen übersäten Atomkraftwerkes zu trüben.

Matthias Schaffer

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