Seit Ende August hat das Land einen neuen Primus in Sachen Großprojekte Solarenergie: Lieberose. Der Solarpark im brandenburgischen Turnow-Peilack ist derzeit der größte seiner Art und gilt europaweit als Vorzeigeprojekt. Steht das sonnenreiche Brandenburg oft nur für wirtschaftliche Strukturschwäche und Abwanderung, zeigt das Projekt neue Dimensionen in Hinblick auf regionale Wirtschaftsförderung und Investitionen in den ländlichen Raum auf.
Auf dem größten Truppenübungsplatz der ehemaligen DDR entstand auf einer Grundfläche von 162 Hektar das Solarkraftwerk, das mit einer installierten Leistung von 53 Megawatt sauberen Strom für 15.000 Haushalte liefern kann. Dabei sollen jährlich rund 37.000 Tonnen CO2 eingespart werden – das entspricht dem Jahresverbrauch (CO2-Äquivalent) von etwa 3.700 betriebenen Kühlschränken.
Für die geplanten jährlichen 52.000 Kilowattstunden wurden insgesamt 700.000 hochmoderne Dünnschichtsolarmodule installiert, die zuvor im Werk von First Solar in Frankfurt an der Oder montiert wurden. Die Anlage produziert damit mehr Solarstrom als alle bisherigen Solarkraftwerke Brandenburgs zusammen gerechnet.
Das Investitionsvolumen betrug zirka 160 Millionen Euro, wovon rund 20 Prozent direkt von den Projektpartnern juwi Solar GmbH, First Solar und Procon GmbH finanziert wurden. Mit dem Geld privater Investoren wurde im Vorfeld die sich in Landesbesitz befindliche Fläche saniert. Altlasten existierten in Form von Munitionsrückständen und Chemieabfällen, die ohne das Engagement der Projektpartner mit kommunalen Geldern hätten beseitigt werden müssen. Neben Ministerpräsident Platzeck (SPD) setzten sich auch verschiedene Lokalpolitiker für die Realisierung ein. Nach der angesetzten Nutzungsdauer von 20 Jahren ist geplant, das Heidegebiet als Sukzessions- und Entwicklungsfläche dem Naturschutz zur Verfügung zu stellen. Auch aus Perspektive des Naturschutzes ist Lieberose ein nachhaltiges Projekt, da es im Anschluss an die Produktion von CO2-neutraler Energie eine verantwortungsvolle Folgenutzung garantiert.
Lieberose steht für den gelungenen Spagat der Solarbranche zwischen der Realisierung eines Großprojektes bei gleichzeitiger Sanierung kontaminierter Brachflächen, ohne dabei neue Flächen erschließen zu müssen. In einem Land, in dem freie Fläche zur Mangelware geworden ist, ist eine flächenintensive Solarbranche, auch auf die Umnutzung brach liegender Flächen, wie alten Industrie- und Militärstandorte, angewiesen. Noch vor fünf Jahren war das Solarkraftwerk im sächsischen Espenhain die weltgrößte Photovoltaikanlage. Hier erzielten 33.500 Solarmodule eine Leistung von fünf Megawatt – eine Energiemenge für rund 1.800 Haushalte. Auch wenn Großprojekte Meilensteine auf dem Weg zum formulierten Ziel von 20 Prozent Anteil regenerativer Energien am Energiemix des Jahres 2020 sind, mildert das nicht die Bedeutung der vielen kleinen Solarprojekte auf privatem oder öffentlichem Grund. Angefangen von Sonnenkollektoren bis hin zu größeren Photovoltaikanlagen produzieren sie heute dezentral die Energie von morgen.
Jonas Linke
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