Ein weiteres Mal wird vom Beginn der Kohlewende gesprochen. Ganz so weit ist es aber immer noch nicht. Dafür setzt sich der Rückgang der Kohle weiter fort. Ihr Nutzen als Energielieferant schrumpfte vergangenes Jahr. Das berichten die US-Organisationen Coalswarm, Sierra Club und Greenpeace. Sie gaben diese Woche eine Untersuchung zur globalen Kohlenutzung heraus. Sie trägt den Titel „Boom and Bust“ – Aufschwung und Krise. In dem Bericht wurde der Rückgang der Kohle weltweit beleuchtet.
2017 ist bereits das zweite Jahr in Folge, in dem mehr Kohlekraftwerke stillgelegt wurden als neue zugeschaltet. Im Vergleich zum Vorjahr wurden weltweit 28 Prozent weniger Kohlekraftwerke fertiggestellt. Auch Neubauten von Kraftwerken gingen vergangenes Jahr deutlich zurück, um 23 Prozent. Selbst in der Planungsphase waren 2017 22 Prozent weniger Kraftwerke als noch im Vorjahr. Als Gründe für den Rückgang nennen die Autoren vor allem die starken Beschränkungen der chinesischen Regierung sowie das zurückgehende Interesse in Indien. Die beiden Länder gehören allerdings weiterhin zu den größten Produzenten von Energie aus Kohle.
Die Zukunft ist kohlefrei
Der Leiter des Fachbereichs Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland, Michael Schäfer, zeigt sich optimistisch: „Der Report zeigt eines ganz deutlich: Kohle hat keine Zukunft. Weltweit erkennen die Menschen in Politik, Wirtschaft wie Zivilgesellschaft, dass es sich klimapolitisch, ökonomisch und sozial nicht lohnt, eine derart schädliche Form der Energiegewinnung weiter auszubauen.“
Dennoch liegt der Höhepunkt der Kohlenutzung wohl noch vor uns. Glaubt man der Analyse, so wird ab 2022 mehr Kohle-Kapazität vom Netz gehen als neu dazuzukommen. Um das Pariser Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, reicht das allerdings bei Weitem nicht. Dazu dürften bis 2050 nur etwas über 200 Gigatonnen Energie aus Kohlekraft stammen. Allein China plant und baut aktuell Kohlekraftwerke, die diese Marke noch übertreffen.
Rückgang der Kohle beschleunigen
„Doch die Entwicklung weg von der Kohleverstromung, hin zu den Erneuerbaren vollzieht sich längst nicht schnell genug. In Deutschland heizen eine Vielzahl dreckiger Kohlekraftwerke weiter unser Klima an und schaden unserer Gesundheit. Die bald startende Kohlekommission kann hier keine kurzfristigen Maßnahmen ersetzen: Bis die Kommission Ergebnisse erarbeitet hat, darf die Regierung nicht untätig sein“, so Michael Schäfer weiter. Der WWF fordert zumindest in Deutschland einen CO2-Mindestpreis einzuführen. Die Niederlande und Frankreich diskutieren ebenfalls schon über eine entsprechende Regelung.
Quelle: WWF